Hohes Lied Salomonis

Hohes Lied Salomonis

Hohes Lied Salomonis (Lied der Lieder, Canticum canticorum), poetisches Buch des A. T., welches gemeiniglich dem Salomo zugeschrieben wird. Über die Bedeutung u. Form dieses Buches sind die Erklärer sehr verschiedener Ansicht: Einige erklären das H. L. als eine Allegorie von der Vermählung Christi (Salomo) u. der christlichen Kirche (Sulamith), die Töchter Jerusalems sind alle Völker, der Weinberg das Reich Gottes, die Füchse die Heterodoxen etc.; so Joh. Gerhard u. Krummacher, welche Predigten über das H. L. schrieben, u. in neuester Zeit Hengstenberg u. Hahn; Andere erklären es ethisch, es werde darin der Preis der Unschuld, die allen Lockungen widersteht, dargestellt: Sulamith ist ein Landmädchen, von dem König entführt, sie liebt aber einen Jüngling u. widersteht den Anerbietungen des Königs u. dem Zureden der Frauen; selbst die Erhebung zur ersten Gemahlin kann sie nicht gewinnen u. am Ende entläßt sie der König; so Ewald; od. daß darin die Idee der Ehe dargestellt werde, so Delitzsch (zuletzt, nachdem er es früher allegorisch erklärt hatte); Andere prophetisch, als eine Weissagung von den letzten Zeiten der Kirche Christi, wie Goltz; Andere politisch: Das Königthum ist ewig eins mit dem wahren Volksthum; od. sinnlich-erotisch, z.B. die neueren Ästhetiker; Viele halten das H. L. mit Herder für eine Sammlung von Liedern, deren Gegenstand Liebe sei. Statt der gewöhnlichen Annahme, daß das H. L. zur lyrischen Poesie gehöre, hat man seit Stäudlein dasselbe auch für ein Drama gehalten, eine Ansicht, welche in neuester Zeit wieder von Böttcher, E. F. Friedrich u. A. vertheidigt worden ist. Neuere Übersetzung u. Erklärung von Herder 1777, von Hegel 1777, Döderlein 1784, Hufnagel 1784, Velthusen 1786, Ammon 1790, Paulus, im Repertorium, Th. 17, Beier 1792, Justi 1807, Ewald 1826, Umbreit 1828, Döpke, Lpz. 1829; Magnus, 1842; Fr. Delitsch, Lpz. 1851; H. A. Hahn, Berl. 1852; Hengstenberg, ebd. 1853; Lippert, Nürnb. 1855;[452] in Liedern von G. Jahn, 3. Aufl. Halle 1853; J. Böttcher, Die ältesten Bühnendichtungen, Lpz. 1850; Rocke, Das H. L., Erstlingsdrama aus dem Morgenlande, Halle 1851; E. Meier, Tüb. 1854; F. Hitzig 1855; Telschow, Das H. L. S., Stettin 1856; Weisbach, Das H. L. S. erklärt, übersetzt u. in seiner poetischen Form dargestellt, Lpz. 1856; von Hölemann, 1856; Albrecht, 1856; vom Standpunkte der Kunst, vgl. die Schriften von Böttcher, 1850; Loßner, 1851 u. A.; Lessing hat es in lateinische Hexameter übersetzt u. Anton in das (angeblich) ursprüngliche Sylbenmaß, ebenfalls lateinisch, Wittenb. 1799 u. 1800.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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