Lokris

Lokris

Lokris, Landschaft in Hellas, welche in zwei, durch den Parnassos u. durch Phokis u. Doris ganz von einander getrennte Theile, Ost- u. West-L., zerfiel. A) Das östliche L. erstreckte sich in einer Breite von 2–21/2 geographischen Meilen von Thessalien u. den Thermopylen längs der Meerenge, zwischen Hellas u. Euböa, südlich bis Böotien herab u. wurde im Westen von Phokis u. Doris begrenzt; das Land 8 (nach And. 14 od. 15) QM. groß, hatte das Gebirg Knemis u. die Vorgebirge Knemides u. Kynosura, war bewässert durch den Waldstrom Boagrios u. das Flüßchen Platanios; das Klima war mild u. gesund u. der Boden ungemein fruchtbar u. gut angebaut, daher L. auch stark bevölkert war; dieser östliche Strich von L. war in zwei Districte getheilt, Epiknemidia im Norden u. Opuntia im Süden, beide getrennt durch den früher den Phokensern gehörigen Strich Daphnus. a) Epiknemidia, von den Lokri Epiknemidii, d. h. den Anwohnern des Knemisgebirgs, bewohnt, hatte zur Hauptstadt Thronion, außerdem lagen hier Alpenos, Nikäa, Skarphe, Knemis, Tarphe, Kalliaros, Augia; b) Opuntia, bewohnt von den Lokri Opuntii größer als Epiknemidia u. durch die Glückliche Ebene ausgezeichnet, hatte seinen Namen von der Hauptstadt Öpus; nächstdem waren hier die Ortschaften Alope, Kynos, Naryx, Halä, Larymna, Korsia, das Castel (Öon u. der Hafenplatz Algonon. B) Das westliche L. od. Ozolis, begrenzt im Osten von Phokis, im Norden von Doris u. Ätolien, südlich von dem Korinthischen Meerbusen, war etwa 12 QM. groß u. gebirgig durch Zweige des Parnassos u. Korax, sowie durch den Myenos; Vorgebirg: Antirrhion; Fluß: Hyläthos, u. von dem Korinthischen Meerbusen gehörte bes. der Krissäische Busen zu L.; das Land war rauh, doch in einzelnen Theilen zum Weinbau geeignet; die Bewohner hießen Lokri Ozŏlä, d. h. die riechenden Lokrer, welchen Namen sie selbst von ὄζος (Weinauge), herleiteten, die andern Griechen aber nannten sie die stinkenden (von ὄζω), entweder weil in ihrem Lande viel Asphodelus wuchs, od. weil sie sich in Ziegenfelle kleideten; sie zerfielen in mehre Stämme u. hatten zur Hauptstadt Amphissa; außerdem waren hier: Naupaktos, Molykria, Öneon, Antikirrha, Eupalion, Erythrä, Tolophon, Hessos, Phästos, Öanthia, Ägition, Myonia etc.– Amphiktyons Enkel Lokros soll eine Lelegercolonie in das Land der Ozoler geführt haben. Zur Zeit des Argonautenzugs herrschte Oïleus, zur Zeit des Trojanischen Kriegs Ajax bei den als Schleuderern u. Bogenschützen berühmten Lokrern, welche der Letztere in 40 Schiffen vor Troja führte. Bei der Rückkehr von da wurden die Epiknemidischen Lokrer nach dem Keraunischen Gebirge verschlagen, wo sie Thronion anlegten.683 v. Chr. ging eine Colonie Ozoler nach Bruttium in Italien, welche Lokri (s.d.) gründeten. In dem Persischen Kriege hielten es die Opuntier mit den Griechen, die übrigen Lokrer mit den Persern; im Peloponnesischen Kriege die Ozoler mit den Athenern, die andern mit den Peloponnesiern.395 v. Chr. fielen sie, von den Persern bestochen, in das zwischen ihnen u. den Phokäern streitige Gebiet ein, riefen die Thebaner zu Hülfe u. veranlaßten so den Korinthischen Krieg. Auch in den Heiligen Kriegen waren sie Feinde der Phokäer u. Lakedämonier. Nach der Demüthigung der Ätoler verschenkten die Römer das ganze Land der Ozolischen Lokrer als Eigenthum an die, gegenüber im Peloponnes liegende Colonie Paträ; nur Amphissa mit ihrem Bezirke blieb selbständig; das übrige L. zogen sie zur Provinz Achaia.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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