Thialdin

Thialdin

Thialdin, C12H13NS4, von Liebig u. Wöhler entdeckte organische Base. Zu ihrer Darstellung wird reines Aldehydammoniak in 12–16 Theilen Wasser gelöst, dem man auf jede Unze 10–15 Tropfen Ammoniak zugesetzt hat, u. in die Lösung ein langsamer Strom von Schwefelwasserstoffgas geleitet. Die abgeschiedenen Krystalle werden durch Umkrystallisiren aus Weingeist gereinigt (3NH4O, C4H3 + 6HS = C12H13NS4 + 6HO + 2NH4S). Weidenbusch stellte das Th. dar, indem er die Verbindung des Acetylmercaptans mit Schwefelwasserstoff, C12H12S6 + SH, mit Ammoniak vermischte: C12H13S7 + 4NH3 = C12H13NS4 + 3 NH4S. Das Th. erscheint in großen, durchsichtigen, farblosen, glänzenden, dem Gyps ähnlichen Krystallen, welche einen eigenthümlichen aromatischen, auf die Dauer unangenehmen Geruch besitzen; specifisches Gewicht = 1,191; sie schmelzen bei 43°, erstarren bei 42° zu einer krystallinischen Masse u. verdampfen bei gewöhnlicher Temperatur ohne Rückstand. In Wasser ist das Th. wenig löslich, leicht löslich aber in Alkohol u. bes. in Äther; in einer Atmosphäre von Äthergas zerfließt das Th. sogleich. Das Th. ist ohne Reaction auf Pflanzenfarben; seine weingeistige Lösung gibt mit essigsaurem Bleioxyd erst nach einiger Zeit einen gelben Niederschlag, welcher schnell roth u. dann schwarz wird, mit salpetersaurem Silberoxyd Anfangs einen weißen, dann gelben, zuletzt schwarzen Niederschlag, mit Quecksilberchlorid einen weißen, dann gelben Niederschlag. Erwärmt man Th. mit der Lösung eines Silbersalzes, so scheidet sich unter Entwickelung von Aldehydgas Schwefelsilber aus. Wird es mit Kalkhydrat geglüht, so entwickelt sich Chinolin. Salzsaures Th., C12H13NS4, ClH, große, regelmäßige, farblose, durchsichtige, sehr glänzende, oft zolllange Prismen, welche. sich ziemlich leicht in kaltem Wasser lösen; Alkohol nimmt weniger auf; Salpetersaures Th., C12H13NS4, HO, NO5, feine weiße Nadeln, welche sich in Wasser leichter lösen, als das salzsaure Salz. Das Th. läßt sich betrachten als Leucin, C12H13NO4, in welchem aller Sauerstoff durch Schwefel ersetzt worden ist.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Organische Basen — (Alkaloide), in der organischen Chemie eine Klasse von stickstoffhaltigen Verbindungen, welche sich den Säuren gegenüber verhalten wie die Basen der unorganischen Chemie. In Betreff ihrer Constitution glaubte Berzelius, daß das Basische in den O… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Rautenöl — Rautenöl, das ätherische Öl der Ruta graveolens, C28 H28 O4, ist ein Gemeng einer sehr geringen Menge eines Kohlenwasserstoffes mit einem sauerstoffhaltigen Öl, C20 H20 O2, welches als das Aldehyd der Caprinsäure betrachtet werden kann. Das R.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Selenaldin — Selenaldin, C12H13NSe4, dem Thialdin analoge Verbindung, entsteht, wenn man in eine Lösung von Aldehydammoniak Selenwasserstoff leitet; nach einiger Zeit tritt in der Flüssigkeit eine Trübung ein, u. nun beginnt das Absetzen des S s in Krystallen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Thiocaprinaldin — Thiocaprinaldin, C60H61NS4, eine dem Thialdin entsprechende Verbindung. Zu ihrer Darstellung leitet man Schwefelwasserstoff durch eine weingeistige Auflösung von Caprinaldehydammoniak; nach einigen Tagen scheiden sich aus dieser Flüssigkeit weiße …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Aldehydammoniak — (Chem., Ammoniumacetyleïn), C4H3(NH4)O2, durch directe Verbindung von Aldehyd mit Ammoniak dargestellt, krystallisirt in wasserhellen, glänzenden, harten, das Licht stark brechenden Rhomboedern, welche bei 70 bis 80° schmelzen u. bei 100°… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Amylamīn — (Amylammoniak, Amylian), C10H13N, eine organische Base, die sich bei der Einwirkung von Kali auf cyansaures Äthyloxyd u. auf Amylbarnstoss bildet, ebenso bei der Reaction von Amyljodür auf Ammoniak; es entsteht auch beim Erhitzen von… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Leucin — (Aposepedin, Käseoxyd), C12H13NO4, ein Zersetzungsproduct animalischer u. vegetabilischer stickstoffhaltiger Substanzen. Um es darzustellen kocht man Albumin, Fibrin od. Caseïn einige Stunden lang mit verdünnter Schwefelsäure, setzt darauf… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”