Thurneiser

Thurneiser

Thurneiser (Thurnheyser zum Thurn), Leonhard, geb. 1531 in Basel, Sohn eines Goldschmieds, lernte die Kunst seines Vaters, verließ aber Basel wegen einer versuchten Betrügerei u. arbeitete in Strasburg, legte dann im Ober-Innthale eine Schwefelhütte an u. durchwanderte, als er dies Geschäft aufgegeben hatte, Deutschland, England, Frankreich u. Rußland, diente im Heere des Markgrafen von Brandenburg u. stand 1558–60 in Diensten des Erzherzogs Ferdinand als Oberaufseher der Bergwerke in Tyrol. Dann bereiste er Schottland, die Orkaden, wo er die Bleimjnen untersuchte, Spanien, Portugal, Äthiopien, Ägypten, Arabien, Palästina, die Levante, Italien u. Ungarn, machte im Orient den Arzt u., 1569 nach Deutschland zurückgekehrt, den Wunderdoctor, Astrologen u. Magiker. Der Kurfürst von Brandenburg nahm ihn als Leibarzt an. In Basel, wohin er 1578 reiste u. seine dritte Frau holte, wurde er kalt aufgenommen u. von da sank sein Ruhm, bes. aber in Folge eines skandalösen Scheidungsprocesses von dieser dritten Frau, u. es kam so weit, daß er aus Berlin heimlich entweichen mußte. Er begab sich nach Italien u. machte durch alchemistische Taschenspielerkunststücke viel Aufsehen. Seit 1591 hielt er sich in Köln in einem Kloster auf u. starb hier 1596. Er schr. u.a.: Archidoxa, darin der rechte Lauff, auch Heimlichkeit der Planeten, Gestirns u. des ganzen Firmaments an Tag gegeben, Münst. 1569 u. 1575; Quinta essentia, das ist die höchste Subtilität, Krafft u. Wirkung der Medicin u. Alchemie, ebd. 1570, Lpz. 1574; Procatalepsis od. Praeoccupatio, durch 12 verschiedentliche Tractaten gemachte Harnproben, Frankf. 1571; Onomasticum polyglottum, Berl. 1572; De frigidis et calidis aq uis mineralibus et metallicis, Frankf. 1572; Historia plantarum omnium, Berl. 1583; Alchymia magna, ebd. 1583, u. m. a.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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