Anastasĭus

Anastasĭus

Anastasĭus (gr., der Auferstandene). I. Byzantinische Kaiser: 1) A. I. Dikoros (weil er verschiedenfarbige Augäpfel hatte), stammte aus Epidamnus u. war um 430 geboren; er ward Geistlicher u. war bereits zum Patriarchen von Antiochien bestimmt, als 491 Kaiser Zeno starb, dessen Witwe Ariadne er heirathete u. Kaiser wurde; st. 518 vom Blitz getödtet; s. Byzantinisches Reich. Er war ein Begünstiger der Monophysiten. 2) A. II., hieß vorher Artemios u. war Secretär des Kaiser Philippikos Bardanes; folgte diesem 713 als Kaiser; wurde 715 in Folge einer Empörung det Soldaten abgesetzt u. ging in ein Kloster nach Thessalonike; als er 719 einen Versuch machte, wieder Kaiser zu werden, ließ ihn Leo Isaurikos tödten. II. Päpste. 3) St. A. I., Römer, folgte auf Siricius 398; er verbot den Bischöfen u. Geistlichen, welche die Sacramente verwalteten, die Ehe, verdammte die Manichäer u. die Lehrsätze u. Schriften des Origenes, verordnete, daß man beim Verlesen[455] des Evangeliums stehen sollte u. a.; st. 402. 4) A. II., folgte 496 auf Gelasius I., st. 498. 5) A., vom Kaiser Lothar 855 aufgestellter Gegenpapst Benedicts III.; dankte, durch Ludwig II. bewogen, freiwillig ab. 6) A. III., ein Römer, folgte 911 auf Sergius III.; st. 913. 7) A. IV., früher Konrad, 1125 Bischof von Sabina u. Cardinal, folgte 1153 auf Eugen III., erneuerte das Pantheon; st. 1154. III. Patriarchen: a) von Antiochien: 8) A. I., früher Mönch in Palästina, wurde 561 Patriarch; er war Gegner der Aphthartodoceten, wurde deshalb 570 verbannt, aber 593 wieder eingesetzt; st. 599 (598). 9) St. A., folgte dem Vorigen als Patriarch u. wurde 610 von Juden, die er zu bekehren suchte, ermordet; nach Einigen ist er derselbe mit einem Mönch auf Sinai um 606, der Gott von Angesicht gesehen haben wollte (deshalb Neuer Moses); schr.: Ὁδηγός, herausgeg. von Gretser, Ingolst. 1609 u. ö. Die griechische Kirche feiert seinen Tag am 21. December. Nach ihm blieb der Patriarchenstuhl von Antiochien 19 Jahre unbesetzt; dann folgte: 10) A. III. 629, so v.w. Athanasius 3); b) von Constantinopel: 11) A., Schüler u. 730 Nachfolger des Gemellos als Patriarch; unterschrieb Leos Verordnungen gegen den Bilderdienst, zeigte sich gegen Constantin Copronymus in kirchlichen Angelegenheiten nachgiebiger; er wurde als Mitverschworener des Ardavasdus abgesetzt, gewann aber später die Gunst des Kaisers u. seine Stelle wieder u. st. 753. IV. Andere Personen: 12) A. der Bibliothekar, Abt u. Bibliothekar am Vatican in Rom, ging 869 nach Constantinopel, um für Kaiser Ludwig II. um eine griechische Prinzessin zu werben, wohnte hier der eben versammelten Synode bei u. st. um 886. Von ihm Acta synodi oecum. VI. VII. et VIII., in Harduins Sammlung der Concilien; schr.: Histor. ecclesiast., Par. 1649, Vened. 1729, Fol.: Liber pontificalis (Lebensbeschreibungen der Päpste Petrus bis Nikolaus I.), herausgeg. von Blanchini, Rom 1718–34, 4 Thle., Fol., von Vignolius 1724–1753, 3 Bde. (in einigen Exemplaren soll die Geschichte von der Päpstin Johanna stehen). Das Chronicon Cassinense ist wohl nicht von ihm. 13) A., Apostel der Ungarn, eigentlich Aströc, aus Rom, Benedictiner, ging mit St. Adalbert, Bischof von Prag, nach Deutschland u. ward Abt zu Braunau, floh nach Adalberts Vertreibung nach Ungarn, wo ihn Herzog Stephan zur Bekehrung seiner Unterthanen benutzte, zum Abt eines Benedictinerklosters u. zum Bischof von Colocza ernannte u. im Jahr 1000 nach Rom sandte, um den Papst zu begrüßen u. seine Erhebung zum König zu erbitten. Er überbrachte ihm vom Papst ein Kreuz u. krönte ihn, ward Verweser des blinden Erzbischofs von Strigonium, kehrte, als dieser sehend geworden, nach Colocza zurück u. starb um 1010. 14) A. Grün, Pseudonym für Anton Alexander Graf v. Auersperg, s.d.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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