Feuerspritze

Feuerspritze

Feuerspritze, Maschine, mittelst der man einen Wasserstrahl auf einen brennenden Gegenstand treibt, um denselben dadurch auszulöschen. Die älteren F-n bestehen aus einem Kasten (Spritzenkumme) von Eichenholz od. Kupferblech, in welchem ein einfaches od. doppeltes Druckwerk angebracht ist, u. heißen darnach einfache u. Doppelspritzen. Die Kolben- od. Zugstangen dieses Druckwerks werden von einer Druckstange bewegt, welche in einem eisernen Bügel über der Spritze befestigt ist. Damit 6–12 Menschen an der Druckstange[246] arbeiten können, endigt sich dieselbe in eine eiserne Gabel, an welcher hölzerne Quergriffe befestigt sind. Die Stiefel saugen das Wasser aus der damit gefüllten Spritzenkumme ein, u. der niedergedrückte Kolben treibt es aus denselben durch das Steig- u. Ausgußrohr, deren oberer, nach allen Richtungen beweglicher Theil Brandrohr heißt, als einen Strahl 40–80 Fuß hoch. Dieses Steigen wird dadurch vermehrt, daß an der Gußröhre ein enger Mündungsaufsatz (Mundstück) angeschraubt wird. Von der innern Gestalt desselben hängt es ab, ob der Wasserstrahl lange zusammenhält; verengt er sich konisch, wie man es sonst einrichtete, so divergirt der Wasserstrahl über das Kreuz u. wird bald zu Tropfen. Es ist daher gut, wenn der Mündungsaufsatz Anfangs cylin drisch ist, dann sich convex verengt u. von dieser Verengung bis zur Mündung wieder cylindrisch wird. Bei einem zu weiten od. zu engen Mündungsaufsatz geht der Wasserstrahl nicht so hoch, doch wirst ein weiterer Aufsatz mehr Wasser. Um bei brennendem Stroh, Heu u. ähnlichen Gegenständen nicht das Auffliegen des Feuers zu bewirken, bedient man sich eines Brauseaufsatzes, ähnlich dem einer gewöhnlichen Gießkanne, doch mit größeren Löchern. Um die Gußröhre nach allen Himmelsgegenden u. nach jedem Grad der Höhe richten zu können, muß das Steigrohr 2 Gelenke haben. Dieser Theil heißt Wenderohr. Bei den einfachen Spritzen setzt der Wasserstrahl so lange aus, als der Kolben im Stiefel steigt u. letzter neues Wasser saugt, u. auch bei den Doppelspritzen wird der Wasserstrahl auf kurze Zeit unterbrochen, wodurch viel Wasser verloren geht, welches das Feuer nicht erreicht. Daher hat man das Compressionsgefäß der F. (Windkessel), einen großen, weiten Cylinder von starkem Kupferblech angebracht, der durch ein gekröpftes Rohr mit den Stiefeln verbunden ist u. das ausgepreßte Wasser zunächst aufnimmt. An der Seite desselben ist das Steigrohr angebracht, u. hält man dieses während der ersten Kolbenstöße oben zu, so steigt das Wasser in den Windkessel u. drückt die darin befindliche Luft bedeutend zusammen, welche nun, vermöge ihrer Elasticität, einen ununterbrochenen Wasserstrahl heraustreibt. Die Spritzen mit einem Windkessel heißen daher Gußspritzen, die ohne Windkessel Stoß- od. Absatzspritzen. Alle diese Spritzen heißen (Rohr-Standrohr-) Spritzen. Da man aber in engen Gassen od. in Hintergebäuden mit der Spritze oft nicht ganz nahe an das Feuer heranfahren kann, auch um dem Feuer innerhalb der Gebäude gehörig ankommen zu können, so hat man die Einrichtung getroffen, daß an den Windkessel od. an das Steigrohr ein Schlauch od. eine Schlange angeschraubt werden kann (Schlauch od. Schlangenspritzen). Der Schlauch ist ungefähr 11/2– 2 Zoll im Durchmesser weit, von ohne Naht zusammengewebtem Hanf, besteht aus einzelnen Stücken von 20–30 F. Länge, von denen jedes an der einen Seite mit einem kurzen Messingrohrstück, worauf entweder ein Schraubengewinde, od. im Innern ein Muttergewinde befindlich, versehen ist, so daß die einzelnen Schlauchstücke zu einem Schlauch von beliebiger Länge wasserdicht verbunden werden können. Um die F-n mit dem nöthigen Wasser zu versehen, hat man den Zubringer. Dies ist ein Schlauch, welcher mit dem Spritzenstiefel in Verbindung steht u. mit dem andern Ende in nahes Wasser gehängt wird, wodurch sich die Spritze selbst das nöthige Wasser einsaugt. Bei entferntem Wasser ist es eine Vorrichtung, wo man mit einem Sang- od. Druckwerk od. einer Spritze das Wasser hebt u. durch einen Schlauch der arbeitenden Spritze zuführt. Die F-n werden meist auf Wagen od. Schleifen gesetzt (Fahr- od. Kufenspritzen); kleinere werden auch auf einem tragbaren Gestelle errichtet. Auf einer kleinen Fähre (Prahme) errichtete Spritzen heißen Prahmspritzen. Dieselben werden, wenn in Städten, wo schiffbare Flüsse sind, ein Haus unsern vom Ufer brennt, in die Gegend desselben gebracht u. das Wasser mittelst Schläuchen bis an den Punkt der Feuersbrunst geleitet. Die kleinsten Spri tzen sind die Handspritzen, doch nur zum Löschen eines erst entstehenden Feuers brauchbar; sie sind zum Theil von Holz u. ganz einfach, wie große Klystierspritzen. Bei einer andern Art hat der hölzerne Stiefel unten ein Ventil u. wird in ein Gefäß mit Wasser gestellt, der hölzerne Stöpsel ist auch ein hohler Cylinder, hat oben eine enge Öffnung u. unten ein Ventil. Bei einer Art hölzerner Doppelspritzen sind 3 Röhren so zusammengesetzt, daß, wenn in 2 Röhren der Kolben spie lt, aus der 3. der Wasserstrahl in die Höhe getrieben wird. Auch hat man Handspritzen mit einem metallnen Stiefel u. einem Schlauche, welche bisweilen auch Standsprizen heißen u. in ein Gefäß voll Wasser gestellt werden. Der Bauarten von Feuerspritzen gibt es ziemlich so viele, als es Spritzen bauer gibt, da jeder derselben Anderungen macht. Viele haben sich Mühe gegeben, sowohl Pumpen als Spritzen durch denselben verwandte Maschinen mit Drehkolben u. Schwingkolben zu ersetzen, aber ohne sonderlichen Erfolg. Die rotirenden Spritzen von englischen Erfindern, von Repsold in Hamburg u. Anderen sind zurückgestellt worden. Gut gebaute Cylinderspritzen bleiben die besten. Die mit Dampf getriebenen F-n, Dampffeuerspritzen, sind ganz wie Locomotiven construirt; sie werfen das Wasser bis 200 F. hoch u. können in einer Zeit von 5 Minuten in Bewegung gesetzt werden. Diese Art von F-n sind bes. in Nordamerika sehr vervollkommt, in Deutschland hatte man die erste in Berlin. F-n treibt man oft mit stehenden Dampfmaschinen, wo es paßt in großen Fabriken u. Bahnhöfen. Die F. (gr. u. lat. Siphon es) war schon den Alten bekannt, u. Ktesibios (s.d.) um 150 v. Chr. wird als Erfinder genannt. Diese F. war ein Druckwerk mit zwei Stiefeln. Die Römer kannten schon Schlauchspritzen. In Deutschland kommen sie zuerst im 16. Jahrh. vor; 1655 verfertigte C. Schott dergl. in Nürnberg u. 1699 kamen sie in Paris in Gebrauch. In England kamen sie noch später, in der jetzt gebräuchlichen Form erst 1760 auf. Vgl. I. K. Gütle, Über Einrichtung, Bau u. Gebrauch der F-n, Nürnb. 1796; I. E. Silberschlag, Abhand lungen von Prüfung der F., Halle 1800; N. C. von Hagemeister, Abhandlung von F-n, Dorp. 1802; H. L. Maaß, Anweisung zur Verfertigung wohlfeiler F-n, Hannov. 1826, 2. Aufl.; Henneberg. Anleitung zum Gebrauch u. zur Pflege der F-n etc., Arnst. 1841.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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