Makedonia

Makedonia

Makedonia, 1) (a. Geogr.), Land nördlich von Thessalien, welches bis zur Mitte des 4. Jahrh. v. Chr. südlich bis an den Olympos u. das Kambunische Gebirg, in Osten bis zum Strymon reichte, im Westen u. Norden gegen Päonien u. Illyrien keine bestimmten Grenzen hatte; nach der Ausdehnung, welche Philippos der Große dem Lande gab, grenzte es im Norden an Mösien, durch das Skardos- u. Orbelosgebirg davon getrennt, in Nordosten u. Osten an Thracien, von welchem es das Rhodopegebirg u. der Nestos schied, in Süden an Thessalien, wovon es der Olympos u. das Kambunische Gebirg schied, u. an das Ägäische Meer, westlich an Epirus, geschieden davon durch das Skardosgebirg u. den See Lychnitis; es hatte einen Flächeninhalt von 1200 QM. Gebirge: im Norden Skordos (Skardos), Skomios u. Rhodope; von diesen zogen sich südlich in das Land herein der Barnus u. Bora, die Kandavischen Gebirge, der Bermios, Kerkine, Dysoros (mit Goldminen) u. Athos, Orbelos; in Südosten der Pangäos u. im Süden der Olympos, das Kambunische Gebirg u. der Olokros; Vorgebirge: in der Richtung von Westen nach Osten Änion, Gigonis, Posidonion, Kenesträon, Derrhis, Ampelon u. Nymphäon; das Ägäische Meer bildete an der Ostseite von den Halbinseln mehre Meerbusen, so den Thermaischen (Makedonischen Busen), Toronischen, Singitischen u. Strymonischen. Das Land war auch reich an Flüssen; der Hauptstrom war der Axios nebst dem Erigon u. Osphagos, dann der Strymon, Nessos u. Heliakmon, kleinere Flüsse waren: Apilas, Enipeus, Lydias (Ludias), Zygaktes, Echedoros; zu den größten Landseen gehörten Prasias (Kerkitas) u. Bolbe. Die Landschaften u. bedeutendsten Städte waren: Päonia im Nordwesten, deren westlicher Theil Pelagonia, der östliche Asträa hieß, mit der Hauptstadt Stobi; südlich von jener Lynkastis mit Heraklea, Eordäa u. Orestis mit Keletron, Elimäa; östlich von diesen Emathia, der Ursitz der Makedonier, mit Beröa u. Ägä, dann Bottiäa mit Pella u. Pieria mit Me. thone, Pydna u. Dion; die Halbinsel Chalkidlimit den drei Spitzen Pallene, Sithonia u. Akte u. den Städten Olynthos u. Potidäa; nordwestlich davon Mygdonia mit Therma u. Thessalonike, östlich davon Bisaltia mit Argilos u. Bromískos, Krestonia mit Kreston, ferner Sintike, Edonis mit Amphipolis u. Philippi, Odomantike mit Sarpe; endlich die später wieder zu Thrakien geschlagenen Denthaletike u. Mädike. Das Land bildete eine von Hügelketten durchzogene. Ebene u. war äußerst fruchtbar, bes. an Wein, Öl u. Getreide, die Berge waren reich an Mineralien, u. selbst Gold, Silber u. edle Steine wurden gefunden; das Thierreich liefert allerhand Haus-, aber auch reißende Thiere. Die Einwohner (Makedŏnes) waren ein Mischvolk aus thrakischen (Päones, Bryges, Pierii, Bottiäi, Edones, Mädi) u. illyrischen Stämmen; von diesen vermischten sich die südlichern mit den eingewanderten Griechen, andere in den nördlichen Gebirgen erhielten sich rein; von den Hellenen wurden die Makedonier nie als Stammgenossen, sondern nur als Barbaren angesehen; ihre Hauptbeschäftigung war neben dem Ackerbau die Viehzucht u. Jagd; ihre Regierungsform war monarchisch. 2) (Makedonien, Macedonien, u. Geogr.), Landschaft in der Europäischen Türkei, zum größten Theil das Ejalet Salonichi, zum geringern das Ejalet Rum-Ili umfassend, zwischen Romanien, Bulgarien, Albanien, Thessalien u. dem Ägäischen Meere, 720 QM.; gebirgig durch Theile des Balkan u. die makedonischen Gebirge (s.d.); Flüsse: Strymon, Varder (mit Kutschuk-Karasu), Indsje-Karasu, Vistritza (Vestritza) u.a.; Seen: Beschik, Langasa, Kadaka u.a.; Producte: Tabak, Seide, Getreide, Holz, Mineralien; Einw. meist Griechen, Bulgaren, Wlachen, Juruks; Hauptstadt: Salonichi. Vgl. Cousinery, Voyage dans la Macédoine, Par. 1831, 2 Bde.

Der Ursitz des Makedonischen Königthums war Emathia, ein Theil Päoniens zwischen dem Haliakmon u. Ludias. Der Name M., od. früher Maketĭa, wird abgeleitet von dem alten König Makĕdo, einem Sohn des Zeus u. der Thyia, od. einem Sohn des Osiris, welcher aus Ägypten einwanderte, nach And. von dem semitischen maked u. soll herrliches Land bedeuten. Nach griechischen Sagen war Karanos, ein Heraklide aus Argos, welcher um 724 v. Chr. mit einer argivischen Colonie nach Edessa zog u. mehre kleine Stammfürsten in der Nähe bezwang, Stifter des Reichs; nach And. war Perdikkas, auch ein Heraklide vom Geschlecht des Temenos aus Argos, der mit seinen Brüdern Gauanes u. Aëropos erst nach Epiros u. dann von dort in Emathia einwanderte, im 8. u. 7. Jahrh. v. Chr. der erste König hier. Manche identificiren den Perdikkas mit Karanos, Andere lassen ihn dessen Nachfolger sein. Der Sohn des Perdikkas war Argäos, nach dessen Tod sein Sohn Philippos regierte, der aber frühzeitig starb u. das Reich seinem unmündigen Sohn Aëropos hinterließ. Die Illyrier wollten sich jetzt frei machen, wurden aber von den Makedoniern geschlagen, denen ihr König in der Wiege vorgetragen wurde. Auf Aëropos folgte Alketas (548–507) u. Amyntas (507–480). Von Letzterem verlangte König Darios von Persien durch Megabyzos Unterwerfung unter persische Hoheit, aber die Gesandten des Megabyzos wurden bei einem Gastmahle[759] getödtet; Bubares, von Neuem abgeschickt, gewann den Amyntas für den Perserkönig, u. es entspann sich ein Abhängigkeitsverhältniß M-s von Persien, daher Alexander (480–454), Sohn des Amyntas, im Jahr 480 dem Xerxes Hilfstruppen gegen die Griechen schicken mußte, wofür er von demselben die Länder zwischen dem Olympos u. Hämos erhielt. Seit dieser Zeit kamen die Makedonier mit den Griechen in engere Verbindung, u. namentlich singen die Athener, von dem König Alexander begünstigt, an, zur Beförderung des Handels Colonien in den Küstenstrichen anzulegen. Daraus entstanden jedoch bald Verwickelungen zwischen den Königen u. den Athenern. Perdikkas II., Sohn Alexanders, welcher wahrscheinlich seit 454 mit seinen Brüdern Alketas u. Philippos gemeinschaftlich regiert hatte, seit 436 aber die Herrschaft allein besaß, hatte viel mit Thronprätendenten zu kämpfen u. schloß sich deshalb anfangs an die Athener an; bald aber war ihm deren weite Ausbreitung in seinem Lande unbequem; er entfremdete ihnen den Thracierfürst Sitalkes u. erklärte sich im Peloponnesischen Kriege für Sparta u. unterstützte den Brasidas, ohne jedoch ein treuer Bundesgenoß desselben zu sein. Ihm folgte 413 sein natürlicher Sohn Archelaos. Dieser war eigentlich von Perdikkas nur zum Vormund seines siebenjährigen Sohnes Alketas gesetzt;aber Archelaos ließ den Alketas u. dessen Verwandte tödten u. riß die Regierung selbst an sich; er eroberte 410 das abgefallene Pydna wieder, beförderte den Ackerbau u. den Handel, legte Heerstraßen u. neue Städte an, bildete ein regelmäßiges Kriegsheer, beschützte Künste u. Wissenschaften (Zeuxis, Agathon u. Euripides lebten an seinem Hofe) u. wurde 399 ermordet. Nun folgten Thronstreitigkeiten u. innere Unruhen: den Orestes stieß nach kurzer Regierung sein Vormund Aëropos vom Throne; dann schwang sich Pausanias auf den Thron; diesem entriß die Herrschaft 394 Amyntas II., Sohn des Arrhidäos; dieser st. 370, u. ihm folgte zunächst sein ältester Sohn, Alexander II., welcher den Frieden von den Illyriern erkaufte u. den Tyrannen Alexander von Pherä besiegte. Gegen ihn erhob sich sein Halbbruder Ptolemäos Alorites; die Thebaner wurden als Vermittler des Streites herbeigerufen u. ordneten die Sache, aber Ptolemäos ermordete 368 den Alexander. Gegen Ptolemäos trat nun Alexanders Bruder Perdikkas III., unterstützt von dem Thebaner Pelopidas, auf, erschlug ihn 365 u. wurde König. Eines neuen Gegners, Pausanias, erwehrte sich Perdikkas 364 durch den Athener Iphikrates. Gleichwohl nahm er den Athenern Amphipolis. Als er den Illyriern den von seinen Vorfahren bewilligten Tribut verweigerte, griffen ihn diese an, u. er blieb, 360, mit dem größten Theil seines Heeres in einer Schlacht.

Auf Perdikkas folgte sein unmündiger Sohn Amyntas. Philippos, dessen Oheim, der jüngste Sohn des Amyntas II., übernahm die Vormundschaft über Amyntas; er fand den von den Thraciern unterstützten Kronprätendenten Pausanias mit Geld ab, einen anderen, Argäos, welchen die Athener unterstützten, machte er dadurch unschädlich, daß er den Athenern Amphipolis frei gab, dann kämpfte er glücklich gegen die Illyrier u. erweiterte das Reich in Nordwesten bis zum See Lychnitis. Nun wurde er 359 selbst als Philippos I. auf den Thron gerufen. Die Aufgabe, welche er sich stellte, war eine dreifache: Vergrößerung seines Reichs, Erlangung der Hegemonie in Griechenland u. Bekämpfung des Persischen Reichs. Dazu schuf er sich vor Allem ein tüchtiges Heer durch Einführung der Phalanx u. gewann durch Geld (welches ihm die eröffneten Pangäischen Bergwerke lieferten) u. Versprechungen überall Anhänger; die griechischen Staaten verband er mit sich od: wußte sie durch Friedensverheißungen hinzuhalten, bis er über sie herfallen konnte. Nachdem er sich im Innern befestigt hatte, griff er zuerst die Athener in seinem Lande an u. eroberte 358 Amphipolis u. Pydna; die Olynthier gewann er für sich dadurch, daß er ihnen Anthermos überlieferte u. 357 für sie Potidäa den Athenern abnahm. Einfluß in Thessalien gewann er dadurch, daß er die Aleuaden gegen die Tyrannen von Pherä unterstützte. Die Griechen, durch den Heiligen Krieg beschäftigt, achteten uicht auf Philippos Thaten; dies benutzte er u. nahm 355 Methone, eine griechische Colonie am Thermaischen Meerbusen, weg. 353 zog er wieder nach Thessalien, von den Aleuaden gegen die Tyrannen von Pherä zu Hülfe gerufen. Anfangs siegreich gegen die Tyrannen u. die mit denselben verbündeten Phokier. wurde er von Onomarchos, dem Anführer der Phokier, geschlagen u. mußte sich zurückziehen. Aber mit einem mächtigern Heere kehrte er 352 wieder, schlug den Tyrannen u. Onomarchos u. wollte in Griechenland eindringen, um sich an den Phokiern zu rächen; allein die Athener sperrten ihm den Eingang durch die Besetzung der Thermopylen Damals trat Demosthenes zuerst in Athen mit seinen Warnungen vor dem macedonischen König auf. Philippos, Thessaliens gewiß, ging einstweilen nach Thracien, aber die griechischen Angelegenheiten immer im Auge behaltend, erbaute er eine Flotte, um den Handel der Athener zu stören, verstärkte sein Heer, um Athens Colonien in Thracien zu unterjochen, besoldete Redner gegen die Patrioten in Athen für sich, erregte Unruhen auf Euböa, um die Athener hier zu beschäftigen, u. beschützte im Peloponnes die Freiheit. Nachdem er 349 die Tyrannen aus Thessalien vertrieben hatte, wendete er sich 348 gegen Olynthos, welches sich wieder an Athen angeschlossen hatte, u. eroberte u. zerstörte diese Stadt trotz derathenischen Hülfe. Nun begannen Unterhandlungen mit Athen; die athenischen Gesandten Äschines u. Philokrates bestach er u. täuschte sie, indem er Frieden mit ihnen abschloß, mit dem Vorgeben, daß seine Rüstungen den übermächtig werdenden Thebanern gälten, gleichwohl nahm er den Athenern, während der Verhandlungen, 347 einige Städte in Thracien weg. Es folgten neue Unterhandlungen; Philippos beschwor den Frieden u. versprach doch den Thebanern Hülfe gegen das mit Athen verbündete Phokis. Endlich rückte er durch die Thermopylen in Griechenland ein, züchtigte 346 die Phokier, erhielt deren Stimme im Amphiktyonengericht, sagte darauf den Athenern den Frieden zu u. verließ 345 Griechenland, nachdem er noch Thessalien durch eine Theilung geschwächt u. sich von Neuem versichert hatte. Er führte nun in Thracien u. Illyrien Krieg u. verstärkte seine Flotte; 344 ging er im Auftrag des Amphiktyonenbundes als Retter der Unterdrückten im Peloponnes dahin u. schrieb Sparta Friedensbedingungen vor. Darauf reizte er die Athener wieder dadurch, daß er auf Euböa abermals Unruhen erregte u. die Städte auf dem Chersones angriff; als er sich gegen Perinthos u. Byzanz[760] wendete; erklärten ihm die Athener den Krieg, in welchem er nicht glücklich war. Er machte darauf einen Zug nach Thracien u. unterwarf die Triballer. Dann kam er, als Vollstrecker des Bundesbeschlusses 440 gegen das tempelräuberische Ampbissa gesendet, wieder nach Griechenland, eroberte Amphissa 339 u. besetzte 338 Elatea auf der böotischen Grenze. Die Griechen vereinigten sich, wurden aber 338 bei Chäronea geschlagen, u. Philippos wurde auf dem allgemeinen Reichstage auf dem Isthmus 337 zum Oberfeldherrn der Griechen gegen die Perser erklärt, doch während der großen Zurüstungen zu diesem Zuge 336 von Pausanias, einem seiner Leibwächter, ermordet. Sein Nachfolger war sein u. der Olympias Sohn, Alexander III. der Große (s. Alexander 20). Schon in seinem 16. Jahre war er, während sein Vater gegen Byzanz zu Felde lag, Reichsverweser. Nachdem er Theben besetzt u. sich zum Nachfolger seines Vaters im Obercommando gegen Persien hatte erklären lassen, räumte er die Nebenbuhler um den Thron, Amyntas, Sohn Perdikkas, u. Attalos, Anführer des gegen Asien vorausgeschickten Heeres, aus dem Wege. Sogleich standen die benachbarten Völker gegen ihn auf, aber 335 zog er gegen die Illyrier u. Triballer u. schlug diese, so wie die Geten über der Donau. Nachdem er das inzwischen abgefallene u. mit Athen verbündete Theben zerstört hatte, unterwarfen sich die anderen griechischen Städte. Nach der Rückkehr nach M. rüstete Alexander den Persischen Feldzug u. begann denselben im Frühjahr 334; als Reichsverweser ließ er den Antipater mit 13,000 Mann zurück. Wie er Asien eroberte u. dort 323 in Babylon starb, s.u. Alexander des Großen Zug gegen Persien. Bei Alexanders Tode erstreckte sich das Makedonische Reich vom Ionischen Meer bis zum Hyphasis, von der Donau, dem Schwarzen u. Kaspischen Meer bis zu den Katarakten des Nils, den Wüsten Arabiens, dem Persischen Busen u. der Mündung des Indus, aber durch keine innere Organisation zu einem Ganzen vereinigt, zerfiel es auch wieder so schnell.

Während Alexanders Abwesenheit war Antipater Verweser von M., Epiros u. Griechenland gewesen. Perdikkas (IV.), Alexanders des Großen Somatophýlax u. Feldherr, erhielt von dem sterbenden König dessen Siegelring mit den Worten: Der Würdigste sei mein Nachfolger! Die versammelten Feldherrn bestimmten auf Grund der Legitimität, daß auf Alexander dessen Halbbruder Arrhidäos u., wenn die schwangere Gemahlin Alexanders Roxane eines Sohnes genäße, dieser mit König sein sollte; Perdikkas wurde Reichsverweser u. die Verwaltung der Provinzen wurde an die Feldherrn vertheilt. Perdikkas ließ den Alexander, den von der Roxane gebornen Sohn Alexanders d. Gr., zum König ernennen, den Arrhidäos hielt er in Abhängigkeit u. vermählte sich mit Nikäa, der Tochter des Antipater. Allein je höher der Reichsverweser stand, desto schneller u. heftiger entbrannte die Eifersucht u. das Streben der Provinzialstatthalter nach Selbständigkeit. Bes. war Antipater gegen ihn aufgebracht, als er seine Tochter Nikäa verstieß, um sich mit Kleopatra, Alexanders des Großen Schwester, zu vermählen. Auch zog sich Perdikkas vielen Haß dadurch zu, daß er Kyane, Alexanders Tante, ermorden ließ, als sie ihre Tochter Eurydike mit Arrhidäos vermählen wollte. Ein allgemeiner Aufstand der Makedonier folgte diesem Morde, wodurch Perdikkas genöthigt war, der ränkevollen Tochter das zu bewilligen, weshalb er der Mutter das Leben geraubt hatte. Überdies wollten Ptolemäos, der Statthalter von Ägypten, u. Antigonos, Statthalter von Großphrygien, Lykien u. Pamphylien, sich dem Reichsverweser nicht unterwerfen u. traten 321 mit Krateros u. Antipater, Statthaltern in Griechenland, in Bund wider ihn. Es kam zum Kriege, welchen Eumenes, Statthalter von Kappadokien u. Paphlagonien, der einzige treue Anhänger des Perdikkas, in. Kleinasien führte, wo Krateros fiel, Perdikkas selbst aber in Ägypten, wo er 320, nachdem er mit Nachtheil gegen Ptolemäos gekämpft hatte, von seinen eignen Soldaten ermordet wurde. Reichsverweser wurde nun Antipater u. wählte 319 bei seinem Tode mit Übergehung seines Sohnes Kassander, den Polysperchon. Mit diesem deshalb in Krieg vero wickelt, setzte sich Kassander, nach mehrjährigem Kampfe, unterstützt von Ptolemäos u. Antigonos, 315 in Besitz M-s u. des größten Theils von Griechenland. Gurydike u. Arrhidäos, Freunde Kassanders, waren durch Olymupias 317 ermordet worden; er ließ diese u. den jungen Alexander ins Gefängniß werfen. Um aber in die königliche Familie zu kommen, vermählte er sich mit Thessalonike, Alexanders Halbschwester. Indessen hatte er sich mit Antigonos veruneinigt, dieser ging zu Polysperchou über, u. so begann ein neuer Kampf. Kassander bestand denselben glücklich, behielt im Frieden Thessalien u. M. u. blieb so lange Feldherr in Europa, bis Alexander regierungsfähig sein würde; doch ließ er diesen nebst seiner Mutter Roxane 310 tödten. Da machte Polysperchon den Anschlag, den 17jährigen Sohn Alexanders u. der Barsine, Herakles, auf den Thron zu setzen, doch ließ Kassander denselben 308 vergiften. Nachdem kurze Zeit Frieden zwischen Kassander u. Polysperchon gewesen war, brach wieder ein allgemeiner Krieg aus. Antigonos, sein Sohn Demetrios u. Ptolemäos standen auf der einen, Polysperchon, Kassander u. dessen Bruder Plistarchos auf der anderen Seite; das Ende desselben erlebte Kassander nicht. Von seinen drei Söhnen folgte ihm 298 der älteste als Philippos II. in der Regierung von M. u. einem Theile Griechenlands u. von Karien, st. aber 297, u. nun kämpften seine Brüder Alexander V. u. Antipater I. um die Herrschaft. Alexander rief den Pyrrhos von Epiros zu Hülfe, aber bereits stand der schon früher gerufene Demetrios Poliorketes mit einem Heere an der Grenze, er ließ Alexandern 294 in Larissa tödten, vertrieb den Antipater u. nahm M. für sich in Besitz. Aber 287 int Kriege gegen Pyrrhos, Seleukos, Lysimachos u. Ptolemäos durch den Abfall seiner Soldaten vertrieben, mußte er dem Lysimachos weichen. Diesen verjagte wieder Pyrrhos von Epiros (288), welcher aber schon nach 7 Monaten die Herrschaft wieder an Lysimachos verlor. Da Lysimachos aber inden Kriegen gegen Seleukos von Syien fiel, Seleukos aber, als unnmehriger Besitzer M-s, bald darauf von Ptolemäos Keraunos ermordet wurde, so war Letzter 289 Herr des Reichs, bis er nach 2 Jahren gegen die Kelten blieb, welche in großen Massen in das Land gefallen waren u. dasselbe verheerten. Nur kurze Zeit führten das Regiment sein Bruder Meleager, Antipater II. u. Sosthenes; 276 wurde Antigonos I. Gonatas, Sohn des Demetrios Poliorketes, König, welcher schon seit dem Tode seines Vaters 283 den Titel[761] geführt hatte; er besiegte 274 die Kelten, wurde 273 von dem Epirerkönig vertrieben, erhielt aber hernach das Land wieder, mußte jedoch von Neuem, von Alexander, Pyrrhos' Sohne, vertrieben, flüchtig werden, bis ihm sein Sohn Demetrios das Reich wieder eroberte. Er nahm Korinth, schützte die kleinen Tyrannen Griechenlands gegen die freien Städte u. st. 240 v. Chr. Sein Sohn Demetrios II. folgte ihm; er kämpfte glücklich gegen Ätolien, Achaia, Epiros u. die barbarischen Nachbarn M-s u. st. 230. Anstatt seines unmündigen Sohnes Philippos, schwang sich dessen Oheim u. Vormund Antigonos II. Doson, nachdem er die Chryseïs, Wittwe des Demetrios, geheirathet hatte, selbst auf den Thron. Nach Unterdrückung eines Aufstandes in M. zog er dem Ächäischen Bund zu Hülfe, eroberte Mantinea, schlug die Spartaner bei Sellasia u. nahm Lakedämon ein; nach seiner Rückkehr bekämpfte er die Illyrier u. st. 221. Nun kam Philippos III. selbst auf den Thron; er war Anfangs ein guter Herrscher, aber seine Günstlinge verdarben ihn. Als Bundesgenoß der Achäer 220 wurde er in manche Kriege mit den Ätolern u. Illyriern u. Attalos von Pergamum verwickelt; 215 verband er sich mit Hannibal gegen die Römer, wurde aber 211 von Valerius Lävinus bei Apollonia geschlagen u. machte 204 Frieden. Dann führte er einen neuen Krieg gegen die Ätoler u. mit den Syrern verbunden gegen die Ägyptier, wobei er auch Pergamum u. Rhodos beunruhigte.

Deshalb erklärten die diesen befreundeten Römer nebst den Pergamenern u. Rhodiern dem Philippos 200 den Krieg (Makedonischer Krieg). In den zwei ersten Jahren dieses Kriegs widerstand Philippos, obgleich von den meisten griechischen Staaten verlassen, doch mit seiner bedeutenden Seemacht den Feinden mit Gliick; aber im dritten Jahre schlug ihn T. Quintius Flamininus 189 bei Kynoskephalä in Thessalien; er wurde auf M. eingeschränkt, mußte sein Heer vermindern, seine Flotte ausliefern, 1000 Talente bezahlen u. seinen S ohn Demetrios als Geisel geben u. durfte ohne Erlaubniß der Römer keinen Krieg führen; da er indeß die Römer gegen den Syrerkönig Antiochos unterstützte, gaben diese ihm seinen Sohn zurück u. ließen ihn einige Eroberungen in Griechenland machen. Bald aber mußte er diese wieder herausgeben u. sich als Beklagter vor römische Richter stellen. Nachdem er seinen Sohn Demetrios, welchen er als einen Römerfreund beargwohnte, hatte ermorden lassen, st. er 179. Sein natürlicher Sohn Perseus suchte Anfangs Freundschaft u. Bündniß mit den Römern, aber blos um sich desto sicherer gegen sie rüsten zu können; dazu schloß er mit den Illyrierfürst Gentius, mit den Rhodiern, mit Prusias von Bithynien, mit Griechen, Carthagern u. Bastarnern ein Bündniß u. machte mit den Thraciern Frieden. Eumenes II. von Pergamos, neidisch auf des Perseus wachsende Macht, suchte 174 Rom zum Kriege gegen ihn zu bewegen, wurde aber auf seiner Heimreise durch, von Perseus gedungene Meuchelmörder fast getödtet. Deshalb u. weil er die vornehmsten Senatoren von Brundisium zu vergiften beabsichtigt hatte, zogen die Römer den Perseus zur Rechenschaft, u. es kam, als er diese weigerte, 171 zum Krieg. Im ersten Treffen, bei Sykurion in Thessalien, siegte Perseus über die Römer, 170 auch bei Oreon über die Flotte. Darauf erschien 168 der Consul Ämilius Paullus in M., vor welchem Perseus sich nach Pydna zurückzog. Hier 22. Juni geschlagen, floh er über Pella u. Amphipolis nach Samothrake, wurde hier durch seinen treulosen Günstling Jon gefangen, nach Rom geschafft u. im Triumph aufgeführt. Dem Lande wurde von den Römern, nach ihrer Redeweise, die Freiheit gegeben; um es sicher zu schwächen, theilten sie es in vier Districte: den östlichen, am Strymon u. Nestos mit der Hauptstadt Amphipolis; die Halbinsel mit Thessalonike; den südlichen Theil über Thessalien mit Pella, den nördlichen mit Pelagonia. Illyrien trennten sie davon. Nach Bezwingung des Perseus warf sich Andriskos, ein Sklave aus Adramitium, als natürlicher Sohn des Philippos (seudo-Philippos) zum König von M. auf, er wurde zwar von Demetrios in Syrien den Römern ausgeliefert, entwischte jedoch, fand in Thracien u. M. Anhänger, schlug den Prätor Juventius, eroberte sogar Thessalien, wurde aber 149 von Q. Cäcilius Metellus geschlagen, gefangen u. in Rom im Triumph aufgeführt. Metellus erhielt deshalb den Beinamen Macedonicus. Nicht glücklicher war ein anderer Usurpator, der unter dem Namen Alexander als ein Sohn des Perseus (Pseudo-Perseus) sich an die Spitze des Reichs stellte u. bereits das Gebiet zwischen dem Strymon u. Nestos erobert hatte, sich aber bei der Annäherung eines römischen Heeres nach Dardanien zurückzog, wo er dann verschwand. Als Diocletianus u. Constantinus eine neue Vertheilung der Provinzen vornahmen, wurde das eigentliche M. in zwei Theile zerlegt u. zur Präfectur Illyricum gezogen: Macedonia prima umfaßte alle Küstengegenden vom Fluß Nestos bis zum Peneos u. die westlichen Bergdistricte gegen Illyrien hin, die Hauptstadt blieb Thessalonike u. der Gouverneur war ein Consularis; M. secunda (M. salutaris) begriff blos die gebirgigen Nordgegenden auf beiden Ufern des Axios, auf der Nordseite an Dardanien grenzend, od. das alte Päonien u. Pelagonien, Hauptort war Stobi u. Statthalter ein Präses. M. kam bei der Theilung des Römischen Reiches an das Oströmische Reich u. nach dessen Sturze an die Türken, denen es auch jetzt noch gehört. Vgl. O. Müller, Über die Wohnsitze, Abstammung u. ältere Geschichte des makedonischen Volks, Berl. 1825; L. Flathe, Geschichte M-s, Lpz. 1833–34, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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