Anton

Anton

Anton (fr. Antoine, engl. Antony), männlicher Vorname, stammt von dem römischen Geschlechtsnamen Antonius (s.d.), jetzt als Vorname gebräuchlich. I. Weltliche Fürsten. A) Könige a) von Navarra. 1) A. von Bourbon, ältester Sohn des Herzogs Karl von Vendome, geb. 1518, vermählt 1548 mit Johanna von Albret, Erbtochter des Königs Heinrich von Navarra, Vater Heinrichs IV. von Frankreich; seit 1555 König von Navarra: ging 1559 an den Hof Franz II. von Frankreich, um sich des Vertrauens des jungen Königs u. mit diesem der Zügel der Regierung zu bemächtigen, ward aber kalt empfangen u. entfernt sich bald wieder. Hierauf neigte er sich zur Partet der Hugenotten, um mit seinem Bruder Ludwig von Condé, die Guisen u. das königliche Haus zu stürzen; doch söhnte er sich 1560 nach Franz II. Tode durch Katharina von Medicis mit dem Hofe wieder aus, ward wieder katholisch u. bildete mit den Herzögen von Guise u. Montmorency das Triumvirat, welches Frankreich eine Zeitlang regierte. Zum Gouverneur von Frankreich u. zum Generalissimus ernannt, bekriegte er die Hugenotten u. seinen Bruder, den Prinzen Ludwig Condé, u. st. 1562 an einer, bei der Belagerung von Rouen erhaltenen Wunde. Über seine Regierung in Navarra s. Spanien (Gesch.). b) Von Portugal: 2) so v.w. Anton 20). c) König von Sachsen: 3) A. Clemens Theodor, Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian u. der Marie Antoinette von Baiern, geb. 1755, wollte sich dem geistlichen Stand widmen, gab diesen Vorsatz aber später, da die Ehe seines Bruders Friedrich August ohne Erben blieb, auf; lebte unter ascetischen Übungen zu Dresden u. auf dem Lande u. folgte 1827 seinem Bruder Friedrich August als König; er nahm 1830 seinen Neffen, den Prinzen Friedrich August, zum Mitregenten an u. st. den 6. Juni 1836. Über seine Regierung s. Sachsen. Er war vermählt 1781 mit Prinzessin Maria Karoline Amalie von Sardinien (st. 1782), in 2. Ehe 1787 mit Prinzessin Maria Theresia von Toscana, Tochter des nachmaligen Kaisers Leopold II. (st. 1827); zwar entsprossen der letzteren Ehe 4 Kinder, alle starben aber noch vor ihm. B) Herzöge u. Fürsten: a) Herzog von Athen u. Theben. 4) A. I., zu Ende des 14.[576] u. Anfang des 15. Jahrh. 5) A. II., Neffe des Vorigen, starb 1435, s. Acciajuoli 3) u. 5). b) Herzöge von Brabant. 6) A. v. Burgund, geb. 1348,2. Sohn des Herzogs Philippdes Kühnen von Burgund, kam 1405 zur Regierung u. blieb 1415 bei Azincourt, s. Brabant (Gesch.); war vermählt 1402 mit Johanna, in zweiter Ehe 1409 mit Elisabeth, beide luxemburgische Prinzessinnen. c) Herzog zu Braunschweig-Wolfenbüttel. 7) A. Ulrich, 2. Sohn des Herzogs August, geb. 1633 zu Hitzacker, schon 1643 Coadjutor von Halberstadt, seit 1685 Mitregent seines Bruders Rudolf August u. seit 1704 Alleinregent, ward 1710 katholisch u. st. 1714, s. Braunschweig (Gesch.); war vermählt 1656 mit Juliane, Tochter des Herzogs Friedrich von Holstein. Als Mitglied der fruchtbringenden Gesellschaft hieß er der Siegprangende. Er schrieb die Romane: Der durchlauchtigen Syrerin Aramena Liebesgeschichte, Nürnb. 1669, 5 Thle.; Die römische Octavia, ebd. 1685–1707, 6 Thle. u. ö., zuletzt Wien 1762, 7 Thle.; auch einige Singspiele u. 61 geistliche Lieder im Churfürstlich Davids Harpffenspiel, Nürnb. 1667, Wolfenb. 1670; von ihm ist z.B.: Gott, du bleibst doch mein Gott. d) Fürsten zu Hohenzollern-Sigmaringen. 8) A. Alois, geb. 1762, succedirte seinem Vater Karl Friedrich 1785, st. 1831. 9) Karl A., s. Karl. e) Herzog von Lothringen. 10) A. der Gütige, Sohn Rénés II. u. der Philippine v. Geldern, geb. 1489, wurde an Ludwigs XII. von Frankreich Hofe erzogen u. gelangte 1508 zur Regierung, st. 1544; über ihn s. Lothringen. f) Grafen von Oldenburg. 11) A. I., Sohn Johanns III., in der Mitte des 16. Jahrh., s. Oldenburg (Gesch.). 12) A. II., Sohn des Vorigen; erhielt nach vielem Streit Delmenhorst zum Antheil, s. ebd. 13) A. Günther, Sohn Johanns IV., letzter Graf von Oldenburg; st. 1667 ohne Erben, s. ebd. g) Herzog von Parma. 14) A. Farnese, 1727–31, Herzog von Parma, s.d. (Gesch.). h) Herzog von Sachsen. 15) A. Ulrich, Herzog zu Sachsen-Meiningen, geb. 1687, jüngster Sohn Bernhards I. u. der Elisabeth Eleonore von Braunschweig-Wolfenbüttel, regierte seit 1724 als Vormund, seit 1743 in Gemeinschaft mit seinem Bruder, seit 1746 allein, u. st. 1763. Über ihn s. Sachsen-Meiningen (Gesch.). Er war vermählt seit 1711 mit Cäsarea, geb. Schurmann; in 2. Ehe seit 1750 mit einer Prinzessin von Hessen-Philippsthal; von welcher letztern er 8 Kinder hatte. i) Grafen von Schwarzburg. 16) A. Günther I., 2. Sohn Christian Günthers I., geb. 1620, st. 1660, s. Schwarzburg (Gesch.). 17) A. Günther II., geb. 1653, Sohn des Vorigen, erhielt 1660 bei der Theilung mit seinem Bruder Arnstadt u. wurde 1697 vom Kaiser Leopold I. in den Reichsfürstenstand erhoben. Er war Freund der Wissenschaften, Stifter des Arnstädtischen, später vom Herzog Friedrich II. von Gotha angekauften Münzcabinets; st. 1718 ohne männliche Erben, s. ebd. k) Graf von Vaudemont. 18) A. der Kühne, Graf von Vaudemont u. Guise, Sohn Friedrichs von Vaudemont, aus einer apanagirten Linie; gerieth nach dem Tode seines Oheims, des Herzogs Karl I. von Lothringen, mit dessen Schwiegersohn Réné, Herzog v. Anjou, in Streit über Lothringen; über diesen Streit u. seine endliche Vermittlung durch die Verheirathung seines Sohnes Friedrich mit Jolantha, Tochter Réné's, 1444, s. Lothringen (Gesch.). l) Woiwode der Walachei. 19) A., regierte 1659–1661, s. Walachei (Gesch).

II. Prätendenten: a) von Portugal. 20) A., Prior von Crato, geb. 1531, natürlicher Sohn Ludwigs, Herzogs von Beja, von einer Jüdin Jolanta da Gomez; studirte Anfangs zu Coimbra u. ward von König Sebastian zum Connetable des Reichs erhoben; bei der Expedition desselben nach Afrika war A. einer der Hauptanführer u. ward in der Schlacht von Alcazar Quivir 1578 unerkannt gefangen. Nach 40 Tagen durch einen Sklaven befreit, kehrte er nach Portugal zurück, fand aber den Thron bereits durch den Oheim Sebastians, den Cardinal Heinrich, besetzt u. wurde, da er die Krone prädentirte, mit Verlust aller Würden als Aufrührer des Landes verwiesen. Don A. wandte sich nach Castilien, versuchte aber vergebens, Philipp II. zu gewinnen, der eigene Ansprüche geltend machte; dagegen fand er England u. Frankreich geneigter, auch der Papst unterstützte ihn u. verordnete eine neue Untersuchung des Processes. Hierauf gestützt, ging A. heimlich nach Portugal zurück, ward 1580 nach Heinrichs Tode an mehreren Orten u. selbst in Lissabon zum König ausgerufen, allein von den Spaniern unter Alba bei Alcantara u. noch einmal am 22. Sept. geschlagen, verbarg sich dann einige Monate lang in Matrosenkleidern u. entkam nach Frankreich, wo Katharina von Medicis ihm eine Flotte bewilligte, um sein Reich zu erobern. Seine beiden spätern Landungsversuche, 1582 mit einer französischen Flotte auf der Insel S. Miguel, einer der Azoren, u. 1589 mit einer englischen Flotte unter Drake, scheiterten; er ging 1594 nach Frankreich zurück u. st. in Paris 1595, nachdem er dem König Heinrich II. von Frankreich seine Rechte auf Portugal abgetreten hatte. Er hinterließ 2 natürliche Söhne. b) Von Lothringen. 21) so v.w. Anton 18).

III. Prinzen: a) von Anhalt: 22) A. Günther, Sohn des Fürsten von Anhalt-Zerbst, geb. 1653; focht unter dem Pfalzgrafen Johann von Birkenfeld in holländischen Diensten, vor Oudenarde u. Grave, 1676 mit der Reichsarmee vor Philippsburg u. unter dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg III., gegen die Türken; war seit 1690 bei den Feldzügen in den Niederlanden, ward 1698 preußischer Generalmajor, zeichnete sich bei Bonn u. Huy aus, ward 1705 Generallieutenant u. starb in Zerbst 1714. b) Von Braunschweig-Bevern: 23) A. Ulrich, geb. 1714, Sohn des Herzogs Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Bevern, vermählte sich 1739 mit der Prinzessin Anna von Mecklenburg-Schwerin, ihr Sohn Iwan war kurze Zeit Kaiser von Rußland u. Anna Regentin; sie wurde aber Ende 1741 durch eine Revolution verdrängt, mit ihrem Gemahl nach Sibirien geschickt (s. Anna 13) u. 1763 zurückberufen; er st. 1774 (od. 1775 od. 1760). c) Von Burgund: 24) A. von Burgund, Sohn des Herzogs Philipp des Guten von Burgund, geb. 1421; focht zuerst mit seinem Bruder gegen die Mauren; dann unter seinem Halbbruder, Karl dem Kühnen, gegen die Lütticher, führte den Vortrab gegen die Schweizer 1476 bei Granson, ward 1477 bei Nancy gefangen u. an Ludwig XI. ausgeliefert; von diesem mit Wohlthaten überhäuft, trat A. in dessen Dienste u. diente ihm treu,[577] wogegen ihn der König legitimirte u. ihm die Herzogthümer Grandpré u. Chateau Thierry gab; A. st. 1504. d) Von Frankreich: 25) A. Maria Philipp Ludwig von Orleans, Herzog von Montpensier, s. Montpensier; e) Erzherzog von Österreich: 26) A. Victor Raimund Joseph, geb. zu Florenz 1779, Sohn des Kaisers Leopold II., ward nach dem Tode seines Oheims, des Kurfürsten Max von Köln, 1801 zu dessen Nachfolger erwählt, entsagte 1802 dieser Würde, ward 1803 Coadjutor des Hoch- u. Deutschmeisters u. übernahm, als sein Bruder, Erzherzog Karl, resignirte, die Großmeisterwürde des Deutschen Ordens, ward Feldzeugmeister u. 1816–1818 Vicekönig von Lombardei-Venedig, später durch seinen Bruder, Erzherzog Rainer, ersetzt, starb er 1837 zu Wien. f) Von Spanien: 27) Antonio Pascal Franz Johann Nepomuk Aniello Raimund Silvester de Bourbon, Prinz von Spanien, Bruder Karls IV., geb. 1755, war vermählt mit seiner Nichte Maria Amalia, die aber schon 1798 starb; von Ferdinand VII. 1808 vor seiner Abreise nach Bayonne an die Spitze der obersten Junta gestellt, benahm er sich, bei dem Umsichgreifen der Franzosen, schwankend u. verlegen. Da meldete sich, als die Ansprüche der Franzosen zu arg wurden, A. mit den Seinen als Gefangener Napoleons u. zeigte der Junta seine Abreife an; von Bayonne aus ward er mit Ferdinand VII. nach Valencay abgeführt, wo er bis 1814 blieb; nach Napoleons Sturz kehrte er nach Madrid zurück u. st. daselbst 1817.

IV. Erzbischöfe von Köln: 28) A. Graf von Schauenburg, Erzbischof von 1556–1558. 29) Erzherzog A., so v.w. Anton 26).

V. Geistliche u. Gelehrte: 30) A. Johann, Augustinerabt zu Angles im französischen Departement Tarn, im 16. u. 17. Jahrh. Historiograph Ludwigs XII.; schr.: Histoire de Louis XII., herausgegeben von Th. Godefroy, Par. 1615 u. 1620, 2 Th. 31) Gottfried, geb. 1571 zu Freudenfeld in Westfalen, ward 1596 Professor der Rechte zu Marburg, dann Professor u. Kanzler der Universität Gießen; st. 1618; schr.: Disputationes feudales, Marb. 1604, Halle 1699 u. ö.; De camerae imperialis jurisdictione, Gießen 1607 u. m. a. 32) Konrad Gottlob, geb. zu Lauban 1745, wurde 1775 Professor der Moral, 1780 der orientalischen Sprachen zu Wittenberg; st. 1814; schr. u. a.: De metro Hebraeorum antiquo, Lpz. 1740; Vindiciae dieser Schrift, ebd. 1741; gab den Petronius, ebd. 1781; Priapeia, ebd. 1781 heraus, u. besorgte eine Ausgabe des Phädrus, von seinem Sohne Karl Gottlieb, Zittau 1817, herausgegeben. 33) Karl Gottlob v. A., geb. zu Lauban 1771, Senator zu Görlitz u. geadelt; st. 1818; schr.: Diplomatische Beiträge zu den Geschichten u. den deutschen Rechten, Lpz. 1777; Versuch einer Geschichte des Tempelherrnordens, Lpz. 1779; Geschichte der deutschen Landwirthschaft bis zum Ende des 15. Jahrh., Görlitz 1799–1803, 3 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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