Arabische Sprache

Arabische Sprache

Arabische Sprache, die ausgebildetste unter den Semitischen Sprachen, früher in Arabien gesprochen, breitete sich durch die Eroberungen der Araber im 6. u. 7. Jahrh. n. Chr. so aus, daß sie gegenwärtig nicht nur in Arabien, sondern auch it. Irak, Syrien, Palästina, Ägypten u. NAfrika herrscht, u. überdies von allen moslemischen Völkern als religiöse u. gelehrte Sprache gekannt wird; selbst auf Malta, Spanien u. Sicilien ward eine Mundart derselben gesprochen. Lange vor Muhammed schon wurden in Arabien 2 Hauptdialekte gesprochen: a) der Himjaritische in Jemen, theils dem Hebräischen u. Aramäischen, theils dem Amharischen sich nähernd; b) der Koreischitische, das reine Arabisch im Koran, bald wegen der Abfassung des Koran u. der arabischen Poesien in demselben, u. weil er Hof- u. Gelehrtensprache war, der herrschende. Die A. S. hatte ihre Blüthenzeit nach der Abfassung des Koran erreicht; mit der Restauration der A-n Literatur unter den Abbassidischen Khalifen trat eine wissenschaftliche Prosa an die Stelle der früheren Poesie, deren Sprache durch Philologen erklärt u. gegen Vergessen geschützt wurde; sie verlor an Bildsamkeit u. Mannigfaltigkeit immer mehr u. statt der Formationen wurden Umschreibungen gebraucht. Seit dem 14. u. 15. Jahrh. hörte alle Bildung der A-n S. auf. Noch jetzt gangbare Dialekte mit bedeutenden Abweichungen sind der Maurische u. Marokkanische (Bombay, Gramm. linguae mauro-arab., Wien 1800), die ganz eigenthümliche Maltesische Sprache (Gesenius, Verf. üb. d. malt. Spr., Lpz. 1810), der Melindanische, Mapulische u. a. In Aleppo soll das Arabische am sanftesten u. reinsten gesprochen werden. Übrigens ist der Klang der A-n S. durch die vielen Kehlhauche u. schneidenden Zischlaute scharf u. rauh. Die arabische Schrift war verschieden wie die Dialekte; früher schrieb man in Jemen, wo die Himjaritische Schrift (Sind- od. Hindschrift), mit groben, starken, gerade aufstehenden, säulenartigen Zügen (daher el Mosnad, d.i. die gestützte) war. Im nördlichen Arabien, wo die Schreibkunst erst kurz vor Muhammed bekannt wurde, bildete Morar el Anbari aus dem syrischen Estrangelo die Hirensische Schrift, die mit der Ausbreitung des Koreischitischen Dialekts bald die allgemeine wurde; von Kufa, wo die meisten u. besten Abschreiber waren, erhielt sie den Namen [651] Kufische Schrift. Die Züge dieser, mit ungespaltenem Rohre geschriebenen Schrift sind grob, dick u. meist aneinander hängend. Mit ihr ist der Koran geschrieben; sie erhielt sieh in Büchern etwa 300 Jahre, auf Münzen (s. Kufische Münzen) u. auf Grabschriften bis in das 11. Jahrh. u. wird auf Büchertiteln noch letzt in Afrika gebraucht. Die Karmatische Schrift ist die gedrängtere, engere. Aus der kufischen bildete Ebn Mokka (st. 938) u. vervollkommnete Ebn Bawwab (st. 1031) die noch jetzt gewöhnliche flüchtige arabische Currentschrift Neskhi (Niskhi), die man mit gespaltenem Rohr schrieb. Aus dem Neskhi bildeten sich durch Künsteleien allerhand andere Schriftarten, so die Tsuitsi, eine Art Fractur, dreimal so groß als Neskhi; Jakuti u. Rihani od. Rahani, bes. zu Briefen u. Büchercopien; Taalik, wo die Buchstaben eine schiefe Richtung nach der Linken haben, in persischen Gedichten üblich; Nestaalik, eine Mittelart zwischen Neskhi u. Taalik: Diwani, der türkische Charakter in fürstlichen Diplomen; Sikaja, eine eigenthümliche Geheimschrift der Janitscharen. Die 28 Buchstaben der A-n S., sämmtlich Consonanten, standen Anfangs in der Reihenfolge der (22) hebräischen; mit Einführung der Neskhischrift wurden sie aber nach ihrer äußeren Ähnlichkeit geordnet, daher jetzt noch folgende Ordnung:

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Zahlzeichen sind:

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Vocalzeichen sind: − für a, Arabische Sprache für i, Arabische Sprache für u, doch schwankt der Laut zwischen a u. e, zwischen i u. e, zwischen u u. o; die Länge des Vocals wird durch die Lesemütter (Matres lectionis), Arabische Sprache (s. oben) angedeutet. Die Araber schreiben gewöhnlich ohne Vocale, außer in zweideutigen Stellen. Bei uns werden die Ausgaben arabischer Schriften gewöhnlich vocalisirt. Besondere Zeichen sind: Teschdid Arabische Sprache, zur Verdoppelung des Lautes; Maddah Arabische Sprache, zeigt über die Dehnung an, sonst steht es über Ziffern u. Abkürzungen; Waßlah Arabische Sprache, zeigt die Weglassung eines Vocals u. somit die Verbindung des Wortes mit dem vorhergehenden in der Aussprache an; Hamzah Arabische Sprache, unter od. über ∫ zeigt an, daß dasselbe nicht Dehnungszeichen ist. Übrigens wird das Arabische von der Rechten zur Linken geschrieben. In zweisylbigen Wörtern ruht der Ton auf der vorletzten, in mehrsylbigen auf der drittletzten Sylbe, die letzte, im Vulgärarabischen nicht ausgesprochene, mit eingerechnet; sonst hat ein langer Vocal u. die mit zwei Consonanten schließende Sylbe den Accent. Angrammatischen Formen ist das Arabische reich. Im Nomen wie im Pronomen u. Verbum ist der Dual gebräuchlich; für den Plural hat das Nomen einen großen Reichthum von Collectivformen. Der Singular hat 3 Casus mit der sog. Nunnation (Nasalendung), Dual u. zuweilen Plural nur 2. Für die Verba bestehen 13 Formen, welche entweder die Grundbedeutung verstärken, od. daraus ein Factitivum, Reciprocum, Passivum u. Desiderativum bilden. Präsens u. Futurum fallen oft zusammen, Imperfectum u. Plusquamperfectum entstehen durch Zusammensetzung mit dem Verb. substant. Jede Modification des Verbums besitzt im Activum wie im Passivum ein Participium u. einen Infinitiv; in den mannigfaltigsten Formen erscheint letzter in der Grundform des Verbums. Andere Modi fehlen. Bildungsformen, um das Geschlecht, den Ort, das Werkzeug, den Werkmeister, die Verkleinerung zu bezeichnen, sind in Menge vorhanden. Der Comparativ u. Superlativ besitzen eigenthümliche Formen. Die Satzbildung ist einfach, aber bündig. Kürze, Kraft u. Ernst sind Hauptcharaktere der A-n S.; wenngleich der Styl der Schriftsteller sehr verschieden ist, bei einigen, vorzüglich, den älteren, höchst einfach u. schmucklos, bei den späteren bilderreich u. künstlich. Die Sprache des gemeinen Lebens (Vulgär-A.) unterscheidet sich von der geschriebenen durch Weglassung der Endvocale der Wörter, einige ungrammatische Flexionen u. Constructionen u. einige in ihr vorzüglich üblichen Wörter. Der Anfang des Vaterunsers lautet:

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lies von der Rechten zur Linken: ja abana 'Iledsi fi 's-semavati jata-haddeso'smoka, d. h.: O, Vaterunser, der in dem Himmel, geheiligt werde Name dein. Grammatiken, außer den nationalen (s. Arabische Literatur II. B) m) von Th. Erpen, Leyd. 1613 u. ö.; von Sacy, Par. 1810, 2 Bde., n. Ausg. 1831; von Lumsden, Calc. 1813; Rosenmüller, Lpz. 1814; von Oberleitner, Wien 1822; Tychsen, Gött. 1823; Ewald, Lpz. 1831 u. 33, 2 Bde.; Roorda, Leyd. 1835; Petermann, 1839; Caspari, 1848; für das Vulgär-A. von Herbin, Par. 1803; Caussin de Perceval, 2. Ausg., Par. 1833; Savary, Par. 1813; Bellamare, 1850; Wörterbücher, außer den nationalen, von dem Historiker Fahr ed-Daulah (947–993); Elias Bar Sina el Dschauhari (st. nach 1200), El Sihah, noch jetzt geschätzt, türk. von Van Kuli, Const. 1728 u. ö.; pers. Kalk. 1812); Abul Fadhl el Meidani, arab. pers. Lexikon; Firuzabadi (s.d.) schr. den Kamus. Wissenschaftliche Ausdrücke erklärte Dschordschant (herausgeg. von Flügel, 1845); ein Idiotikon der Sufis Abd ur-Razak, (herausgeg. von Sprenger. 1845) u. m. a.; von Europäern: Golius, Lexic. arabico-lat., Leyd. 1653, Fol.; Castelli, Lexic.[652] heptaglotton., Lond. 1669, 2 Bde., Fol.; Meninski, 1660; Wilmet, 1784; Freytag, Halle 1830 bis 38, 4 Bde.; Auszug daraus, Halle 1837; Kazimirski, 1848; für das Vulgär-A. von Cañes, 1781; Cllious Bokhtor u. Caussin de Perceval, Par. 1828, 2 Bde.; von Grangeret de la Grange, Par. 1828; Roland de Passy, Alg. 1846. Chrestomathien von Zahn, 1802; Sacy, Par. 1806 (2. Ausg., 1826), 3 Bde.; Kosegarten, Lpz. 1824 u. 1828; Rosenmüller, Lpz. 1814; von Humbert, Par. 1834; Freytag, Bonn 1834; Grangeret de la Grange, Par. 1828; Arnold 1856; Vulgär-Arab. von Bresnier, Alg. 1845.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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