Astrolŏgie

Astrolŏgie

Astrolŏgie (v. gr.), 1) früher die Sternkunde im Allgemeinen, später 2) Sterndeutung, der Theil der Sternkunde, welcher sich mit dem vermeintlichen Einfluß der Gestirne auf die Erde u. deren Bewohner beschäftigt, u. die Weissagung der menschlichen daraus. Nach der Meinung der Astrologen sollen nämlich die Gestirne nicht nur auf Witterungs- u. andere physikalische Verhältnisse der Erde (was bei Sonne u. Mond augenscheinlich u. unbezweifelt, von den anderen Weltkörpern unseres Sonnensystems wahrscheinlich ist) einwirken, sondern dieser Einfluß sich auch auf das Schicksal von Völkern, Familien u. einzelnen Personen ausdehnen, u. man soll nach dem Stande der Planeten bei der Geburt eines Menschen dessen Schicksal, u. nach den gegenseitigen Verhältnissen derselben zu einer bestimmten Zeit, den Ausgang einer sich in dieser zutragenden Begebenheit vorher bestimmen können (s. Constellation, [857] Horoskop, Nativitätstellen). Jeder Mensch soll nämlich unter dem Zeichen eines Planeten geboren sein, unter dessen Einwirkung hauptsächlich stehen, u. es soll von dessen Standverhältnissen zu anderen Planeten (vgl. Aspecten), sowie von dessen Standort an einer gewissen Stelle des Himmels (Häuser) abhängen, welches Schicksal den Menschen trifft, s. u. Häuser. Selbst einzelnen Theilen des menschlichen Körpers hat man Planeten zu Wahlverwandten gegeben (so entspricht nach Ptolemäos Venus dem Geruch u. der Leber, Mercur der Zunge u. Galle, Mars dem linken Ohr u. den Venen), auch ihren Einfluß auf leblose Gegenstände auszudehnen gesucht, so daß z.B. Heilkräuter nur unter gewissen Constellationen gesammelt werden durften. – Der Ursprung der A. ist sehr alt, man hielt die Ägyptier od. Chaldäer für die Erfinder derselben. Bald breitete sich die A. über ganz Asien aus. Griechenland. bes. die Schule des Aristoteles verwarf sie dagegen als eitel, u. erst die Alexandrinische Schule nahm sie als wahr an. Desto mehr Eingang ward ihr in Rom, wo die Astrologen Chaldaei od. Mathematici hießen. Vergebens bestraften die Consuln L. Popilius Länas u. Cn. Calpurnius, sowie die Kaiser Tiberius u. Diocletian, die A. mit Verbannung u. anderen Strafen, Vitellius selbst mit dem Tode; vergebens setzte sie der Justinianische Codex der Giftmischerei gleich; andere Zeiten u. Herrscher hingen ihr an u. führten sie wieder in Rom ein. Die Kirchenväter belegten die A. mit dem Bann; aber die Araber brachten sie seit dem 7. Jahrh. in ein eigentliches System, verbreiteten sie, u. viele Fürsten des Abendlandes (z.B. Alfons X. von Castilien, Ludwig XI. von Frankreich) trieben sie eifrig; Nostradamus baute seine Weissagungen auf sie, Paracelsus u. Cardanus brachten sie mit der Alchemie in Verbindung; die berühmtesten Astrologen des 16. u. 17. Jahrh. waren Iunctinus u. Argold; selbst Tycho de Brahe konnte sich nicht von ihr losreißen, Kepler war ihr Anhänger u. Melanchthon als geschickter Nativitätsteller bekannt. Auch Feldherren, wie Wallenstein, u. andere hochgestellte Personen glaubten an sie als an eine unumstößliche Sache. Copernicus u. Galilei's Entdeckungen, die Berechnungen der Größe u. Entfernungen der Weltkörper, durch welche die Erde zum unbedeutenden Punkt im ungeheueren Raum herabsank, brachten sie dagegen im 17. u. 18. Jahrh. gänzlich außer Credit; der letzte wissenschaftliche Astrolog im Abendlande war Bapt. Morin, u. jetzt gibt es, außer in dem Orient, wenig Menschen, die an A. glauben. Selbst der oft deshalb angegriffene Hofrath Pfaff (Verfasser des Astrolog. Taschenbuchs) nahm nur eine gewisse Sympathie der Erde mit den Himmelskörpern u. eine gegenseitige Einwirkung der physikalischen Verhältnisse, nicht aber einen Einfluß auf das Schicksal des Menschen an. Vgl. Astrometeorologie. Ptolemaei opus quadripartitum, de astrorum judiciis: Schoner, De nativitatibus, Nürnb. 1532; Kepler, Harmonice mundi, Linz 1619; Prodomus diss. cosmograph., Tüb. 1596; Pfaff, Astrologie, Nürnb. 1816, u. dessen Astrolog. Taschenbücher auf 1822 u. 1823; Grundlinien der A. der Alten in von Meyers Blättern für höhere Wahrheit, II. 141.; vgl. dessen Hesperiden, J. 143.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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