Nagel [1]

Nagel [1]

Nagel, 1) spitziger Körper aus Metall od. Holz, welcher bestimmt ist, in zwei zusammenpassende u. über einander liegende Gegenstände eingetrieben, dieselben mechanisch zu verbinden, od. auch, in einen festen Körper eingeschlagen, mit seinem hervorragenden Theil einen Haltepunkt für daran zu hängende Körper darzubieten. Die metallenen Nägel sind vorwiegend von Guß- od. Schmiedeeisen; kupferne Nägel gebraucht der Kupferschmied, u. auch beim Schiffsbau gebraucht man große kupferne od. messingene Nägel, weil diese nicht rosten; Bronze- u. Zinknägel werden beim Dachdecken u. erstere auch im Schiffsbau verwendet; goldene u. silberne Nägel finden sich bei Gold- u. Silberarbeitern u. bei Uhrmachern. Die metallenen Nägel[643] werden entweder geschmiedet, od. aus Blech geschnitten, od. gegossen, od. endlich aus Draht gefertigt. Der hölzernen Nägel bedient sich der Schiffszimmermann zur Befestigung der äußeren Planken gegen das Gerippe des Schiffes, soneit letzteres gewöhnlich im Wasser liegt, auch der Zimmermann bei dem Bau gewöhnlicher Fachwerksgebäude, um die Zapfen der Riegel u. Streben in den Stielen od. Rändern zu befestigen. Die metallenen Nägel sind sehr verschieden in Hinsicht auf Form, Stärke u. Länge; sie haben gewöhnlich oben einen dachförmigen, runden, drei-, vier- od. mehreckigen, flachen od. sonst nach dem besonderen Zweck geformten Kopf (Nagelkopf); besondere Arten sind die Querköpfe, flache Köpfe mit zwei ovalen Flügeln, in einer zum Schaft senkrechten Ebene, fast in der Form eines T, u. die Düker, mit kleinen dicken, vierflächig abgedachten od. ganz flachen Köpfen, welche sich leicht in das Holz ganz einsenken lassen. Die Größe der Nägel wird im Handel nach dem Gewicht von 1000 Stück bestimmt, u. man hat das Tausend von 1/2 Pfund bis zu 1000 Pfund. Die Nägel haben nach ihrer Größe, Gestalt u. Gebrauch verschiedene Namen, als: Schiff-, Mühl-, Leistnägel, für Zimmerleute, zum Schiff-, Brücken-, Mühlbau, 5 bis 12 Zoll, zuweilen 2–4 Fuß lang, quadratisch od. flach, mit pyramidalen 4–8 Abdachungsflächen (nach der Zahl der dazu gebrauchten 4–8 Hammerschläge) versehenen Köpfen, von den fünf- bis neunzölligen wiegt das Tausend 60 bis 500, von den größten 1000 u. mehr Pfund; Bodennägel, zum Aufnageln der Fußböden, 4–41/2 Zoll lang, Schaft flach od. quadratisch, Kopf sehr verschieden, 1000 Stück 20–30 Pfund; Bretnägel (Bretspieker), zum Aufnageln der Breter, etwa 3 Zoll lang, mit zwei schmalen u. zwei breiten Seiten u. mit dachförmigem od. glattem Kopfe; 1000 Stück Ganze Bretnägel (Spundnägel), 24 Zoll lang, sollen 8–10 Pfund, die Halben Bretnägel, 2 Zoll lang, 4–7 Pfund wiegen; Lattennägel, von verschiedener Gestalt, 1000 Stück 12–20 Pfund, 3–3) Zoll lang, dienen bes. zum Latten der Dächer; Schindelnägel, statt des Kopfes ein blos auf 1/4 Zoll Länge schaufelartig glatt geschlagenes Ende, welches sich beim Einschlagen in die Schindeln umbiegt, quadratisch, 2–3 Zoll lang, 1000 Stück 3–5 Pfund; Kreuznägel, sind kleine Nägel, quadratisch mit runden, schwach gewölbten, in der Mitte mit drei Strichen verzierten Köpfen, zum Beschlagen der Kutschen, Koffer u. dgl.; Kossernägel zu gleichem Zweck, mit glattem Kopf, etwas größer, 3/4 –1 Zoll lang, 1000 Stück 2 Pfd.; Decker- od. Bleinägel, sind starke, quadratische, 21 Zoll lange Nägel mit großen, runden Köpfen mit vier Warzen auf der Unterfläche, zum Befestigen der Bleitafeln auf Dächern; Sattlernägel, mit gelben u. weißen Köpfen, werden bes. vom Sattler gebraucht; Schiefernägel, sind kleine Nägel, quadratisch mit Querköpfen, 13/8–13/4 Zoll lang, 1000 Stück 2–3 Pfund, dienen zum Aufnageln der Dachschiefer; diejenigen, mit welchen die Schlußsteine angenagelt werden, haben runde flache Köpfe u. heißen Boßnägel (Bußnägel), ihrer 100 wiegen 11/4 Pfund; Schloßnägel, quadratisch, mit platten Köpfen, dienen zum Anschlagen der Thürschlösser; 1000 Stück 11/2–4 Pfund; Huf- od. Kleppernägel, flach, verschiedenköpfig, 2–23/4 Zoll, 1000 Stück 8–12 Pfd.; Buckelpinnen, kleine Nägel mit runden Köpfen, zum Beschlagen der Blasebälge; Kratzen- (Kardätschen-) Nägel, zum Aufnageln der Kratzbeschläge, quadratisch, flachköpfig 5/163/8 Zoll lang, 1000 Stück 12–16 Loth. Die Schiff-, Boden- u. Knaggennägel (s.u. Knaggen) sind die größten. Die kleinsten Nägel heißen Zwecken, von denen die häufigsten die Schuhnägel od. Schusterzwecken, von sehr verschiedener Größe u. Form, 1000 Stück 1/2–41/2 Pfund, u. unter verschiedenen Namen, wie Erbsköpfe, Sohlennägel, Absatznägel, Stahlzwecken etc. vorkommen; auch gibt es Zwecken, welche verzinnt, auch mit einem Kopf von Messingblech versehen, zu verschiedenen Bestimmungen verwendet werden. Die Nägel werden von Nagelschmieden od. in Nagelfabriken gefertigt. Schlosser u. Schmiede verfertigen sich oft die nöthigen Nägel selbst. a) Geschmiedeteeiserne Nägel; die größten werden auf Wasserhämmern, die kleineren durch Handarbeit gefertigt, u. zwar aus vierkantigem Stab-, bes. aus Krauseisen u. aus gewalztem, in Streifen zerschnittenem Eisen (Schneideisen). Mehre solche Stäbe legt der Nagelschmied zugleich in seine Esse, damit sie weißglühend werden, nimmt einen an der Spitze weißglühenden Stab, schmiedet auf dem Amboß mit dem Hammer den Schaft des Nagels, schlägt dann denselben anf dem Blockmeißel (Nagelschrot), einem 8 Zoll hohen u. 3 Zoll breiten Meißel, los, indem er so viel Eisen daran läßt, als zum Kopfe des Nagels nöthig ist. Die Verfertigung des Nagelkopfes geschieht auf dem Nageleisen od. der Nagelform, einem breiten, in der Mitte mit einem Loche von der Gestalt des Nagelschastes versehenen Stück Eisen; oben ist um das Loch eine Erhöhung (Krone od. Haube) von der Gestalt des inwendigen Nagelkopfes; indem nun der N. in das Loch gesteckt wird, wird mit einigen Hammerschlägen der Nagelkopf gebildet. Der fertige N. wird aus dem Nageleisen von unten herausgeschlagen, od., wenn er zu klein ist, mit der Zange herausgenommen. Zu jeder Art Nägel hat der Nagelschmied ein anderes Nageleisen. Das Nageleisen ruht mit der einen Seite auf dem Amboße, mit der andern Seite ist es in ein Loch des Stu tzers (Stütze) gekeilt; dies ist ein vierkantiges Stück Eisen, welches neben dem Amboße in dem Amboßklotze befestigt ist. Ganz große Nägel werden auf einem vierkantigen, 1–2 (Fuß hohen Eisen, oben mit einem Loche, an der Seite mit einer Rinne versehen (Nageldocke), geschmiedet. Die Hämmer des Nagelschmiedes haben eine flache Bahn von quadratischer Gestalt. b) Gewalzte eiserne Nägel fertigt man zwischen zwei über einander liegenden Walzen von Stahl (Nagelmaschine), welche von einem Wasserrade umgedreht werden; auf jeder Walze ist die Hälfte der Nagelform eingegraben, aber die ganze Oberfläche der Walzen ist mit solchen Formen versehen, indem man nun glühende Eisenschienen zwischen den Walzen hindurch gehen läßt, werden die Nägel ausgepreßt, welche zwar noch etwas zusammenhängen, aber leicht getrennt werden können. In anderen Fabriken (wie zu Grätz in Steyermark) werden die Nägel auf ähnliche Art auch aus kaltem Eisen verfertigt. c) Aus Blech geschnittene eiserne Nägel. Dies ist die jetzt fast allgemein angewandte Methode zur Erzeugung vor Nägeln mittelst Maschinen (Maschinennägeln); durch Schmieden u. Walzen erzeugt man Blechstreifen od. Schienen, schneidet diese in[644] starken, durch Wasser od. Dampfkraft getriebenen Scheren in die einzelnen Nägel, indem man nach jedem Schnitte die Schiene verwendet, so daß von derselben Seite der Schiene abwechselnd einmal der Kopf u. einmal die Spitze des Nagels geschnitten wird; die so erhaltenen keilförmigen Nägel werden ausgeglüht, in einer Scheuertonne von chem Grat an den Schnittflächen befreit u. der Kopf in einer Nagelform aufgeschlagen od. gepreßt. Größere runde od. flügelförmige Köpfe werden so hergestellt, daß man nach dem Einstecken des Nagels in das wie ein Schraubstock sich öffnende Nageleisen erst den oberen Theil des Nagels durch einen Schlag mit einem kleineren Hammer mit schneidender Finne etwas spaltet u. nun erst durch einen Schlag mit einem größeren Hammer den Kopf bildet; darauf öffnet sich das Nageleisen u. der fertige N. fällt in einen darunter stehenden Kasten. d) Gegossene Nägel fertigt man aus Eisen, Kupfer u. Messing, letztere bes. als Tapeziernägel zum Beschlagen der Möbels etc. In der Gußform liegen mehre Öffnungen neben einander u. das sehr flüssig gemachte Eisen läuft von einer Öffnung zu der anderen. Zu den Tapeziernägeln werden oft die Schäfte wie die Drahtstifte hergestellt u. in die auf einem Durchschlag ausgeschlagenen Messingköpfe eingelöthet od. angegossen. e) Über die Verfertigung der Nägel aus Draht s. Drahtstifte. Schweden, Rußland, Holland, England u. Deutschland liefern Nägel für den Handel im Großen; aus Steyermark, Kärnten u. Krain gehen Nägel über Triest nach Italien, Spanien, Portugal u. Indien; England sendet Nägel nach Nordamerika, Ost- u. Westindien, Spanien u. Portugal. Auch liefert England viel kupferne Nägel zum Schiffbau. Nürnberg u. Fürth liefern messingene Nägel. 2) Kleiner, hölzerner Stift, welcher mit Leim benetzt zur Verbindung zweier Breter etc. dient; 3) so v.w. Bolzen 1); 4) so v.w. Niet; 5) (Uhrm.), so v.w. Hebenagel; 6) (Unguis, Anat.), s. Nägel; 7) (Bot.), s.u. Blüthe II. A) b); 8) kleiner Fingerhut von Messing od. Silber, vorn mit einer kleinen Hervorragung in Gestalt des Fingernagels. Diese Nägel werden beim Spielen der Harfe u. ähnlicher Instrumente an die Finger gesteckt, um die Fingerspitzen durch das Greifen der Saiten nicht zu verletzen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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