Behaim

Behaim

Behaim, 1) Michael, als Meistersänger unter dem Namen Poëta Weinsbergensis (von seinem Herrn, Konrad von Weinsberg, herrührend) bekannt, geb. 1421 zu Sulzbach, zog an verschiedenen Fürstenhöfen in Brandenburg, Dänemark, Österreich u.a. umher, hatte aber mit seiner Absicht, den Sinn für Poesie u. Gesang in höfischen Kreisen wieder zu beleben, keinen Erfolg. Endlich von Friedrich von der Pfalz aufgenommen, verfaßte er mit Mathis von Kemnath das Heldengedicht »Friedrich I.« Das Gedicht, sowie seine übrigen Schriften »Von der Hohen Schule zu Wien« u. »Von dem König Ladislaus,« sowie »Das Buch von den Wienern« (alle drei herausgegeben von Karajan, Wien 1843, in dessen Quellen zur Geschichte der vaterländischen Literatur u. Kunst), haben mehr historisches Interesse als poetischen Werth. 2) Martin, aus der ursprünglich böhmischen, im 10. Jahrh. nach Nürnberg übergesiedelten Familie stammend, geb. um 1459 (nicht 1430, wie man sonst in Folge einer Verwechselung von Vater u. Sohn annahm), beschäftigte sich, wahrscheinlich angeregt von Johannes Müller (Regiomontanus), frühzeitig mit astronomischen u. mathematischen Studien, wurde 1477 zur Erlernung der Tuchmanufactur nach Mecheln in Flandern geschickt u. ging von dort 1479 zu seiner weiteren kaufmännischen Ausbildung nach Antwerpen. Die lebhaften Handelsbeziehungen zwischen Flandern u. Portugal, sowie das Interesse, welches er an den großen in die 2. Hälfte des 15. Jahrh. fallenden nautischen Unternehmungen der Portugiesen nahm, bestimmten ihn, nach Lissabon zu gehen, wo er als Schüler des berühmten Regiomontanus am Hofe des Königs Johann II. freundliche Aufnahme fand. Hier wurde er mit Columbus bekannt, dessen Ansicht über die westliche Fahrt nach Indien er nach der Mittheilung Herrera's bestätigte. 1483 trat er als Dritter in die Commission, welche der König zur Herstellung eines für die Schifffahrt brauchbaren Astrolabiums ernannt hatte. Vermuthlich löste B. seine Aufgabe mit Glück, denn im folgenden Jahre ward er als Kosmograph der Entdeckungsfahrt des Diego Câo nach der Südspitze Afrikas beigegeben. Nachdem sie aber bis zur Mündung des Congoflusses vorgedrungen waren, kehrten sie wieder um. B. ging 1486 nach Fayal, einer der Azorischen Inseln, auf welcher eine flämische Colonie bestand, u. verheirathete sich dort mit der Tochter des Gouverneurs, Jobst v. Hurter. Im J. 1492 hielt er sich zeitweise in Nürnberg auf u. hinterließ dort den noch jetzt vorhandenen, von ihm entworfenen Erdglobus mit handschriftlichen Notizen, einen der wichtigsten Auhaltspunkte für die Geschichte der Geographie. Von seinen übrigen Karten ist nichts erhalten. Auf eine derselben stützte sich Magalhaen bei der Aufsuchung des Seewegs nach Indien um die Südspitze Amerikas, welches Land damals noch als die östliche Küste Asiens galt. B. st. 1506 in einem deutschen Spitale zu Lissabon. Vgl.: Murr, Diplomatische Geschichte des Ritters v. B., 2. Aufl., Gotha 1801, u. Ghillany, Geschichte B., Nürnb. 1853.– Die Familie, welcher B. angehörte, blühete in Nürnberg fort u. zeichnete sich sowohl durch ritterliche Tugenden, als auch durch Gelehrsamkeit aus, so: 3) Georg Friedrich, Mitglied des Raths u. Scholarch zu Nürnberg, erhielt 1677 vom Kaiser Leopold I. die Attitulation B. von Schwarzbach, welches der ursprüngliche Name der B. gewesen sein soll. 4) Christoph Jakob, kaiserlicher Rath u. Truchseß, erhielt mit seinem Bruder, Johann Friedrich. 1681 die Freiherrenwürde. Der jetzige Chef der Familie ist: 5) Freiherr Friedrich, Sohn des 1827 verstorbenen Freiherrn Karl Friedrich, geb. 1793; er ist mit Johanne geb. v. Volkamer vermählt, hat aber keine Kinder; das Geschlecht wird fortgeführt durch seinen Bruder Karl, geb. 1807, königl. bairischer Rittmeister.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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