Bibliŏthek

Bibliŏthek

Bibliŏthek (v. gr.), eine jede zum Zwecke der Aufbewahrung u. Benutzung veranstaltete Sammlung von Büchern, namentlich wenn eine solche größer u. nach einer gewissen Ordnung aufgestellt ist. I. A) Man unterscheidet Privat-B-en, welche für den Gebrauch einzelner Gelehrter u. Freunde der Lectüre, u. Öffentliche B-en, welche zur öffentlichen Benutzung bestimmt sind. Der Einzelne sammelt nach Neigung u. Bedürfniß; öffentliche B-en haben den Ansprüchen des gebildeten Publicums im Allgemeinen od. besonderen Kreisen desselben zu genügen. Daher z.B. Volks-B-en, welche zur Bildung der niederen Bevölkerungsschichten bestimmt sind; Schul-B-en, welche entweder den Lehrern od. den Schülern einer höheren od. niederen Lehranstalt od. einer bestimmten Fachschule dienen sollen; Universitäts-B-en, welche zunächst die wissenschaftlichen Arbeiten der Professoren u. die Studien der Studenten unterstützen sollen; Stadt-B-en, welche für die gebildeteren Theile der Bewohner einer größeren Stadt bestimmt sind; Staats-B-en, welche nicht blos den höheren Staatsbeamten, sondern auch der großen Anzahl von Gelehrten u. höher Gebildeten, die eine Residenz zu vereinigen pflegt, offen stehen. Letztere haben natürlich die Literatur in ihrer Gesammtheit, soweit es die Mittel erlauben, gleichmäßig zu berücksichtigen, während bei den übrigen Arten von B-en ein od. das andere Literaturgebiet mehr od. minder in den Vordergrund tritt, ja einzelne sehr umfassende Gebiete geradezu in Wegfall kommen können. B) Die Anschaffung einer neuen B. geschieht meist nach u. nach, u. nach Maßgabe der vorhandenen Mittel u. Luft; soll sie aber auf einmal stattfinden, so thut man am besten, eine schon vorhandene nach dem Zwecke der zu errichtenden B. allgemein od. in einzelnen Fächern mehr od. minder umfassende u. reichhaltige Büchersammlung im Ganzen anzukaufen, u. diese dann durch Ankauf einzelner Werke zu vervollständigen. Wünscht man die B. an alten Manuscripten (Codices) u. Incunabeln reich zu machen, so muß man, bes. nach ersteren, vorzüglich in Klöstern von Ländern, die noch nicht genug durchsucht sind, wie z.B. des Orients, aufstellen, od. sich nach dem Verkauf alter. Bibliotheken von aufgehobenen Klöstern u. dgl.[738] umsehen. Bücher vom Jahre 1500 bis zu den letzten Jahrzehenden erlangt man am besten von Antiquaren od. in Auctionen, u. neuere Bücher, wenn man sie nicht auf eine der vorigen Arten erhält, kauft man von Buchhändlern. C) Das Local zu einer B. muß gehörigen Raum für die Bücher haben, trocken, hell u. gleichförmig erleuchtet, jedoch die Bücher gegen die Sonnenstrahlen geschützt, möglichst gegen Feuersgefahr gesichert u. mit bequemen Vorrichtungen zu Arbeiten in der B. oder doch in anstoßenden heizbaren Zimmern versehen sein. Am besten paßt ein rundes, oben mit einer Kuppel od. mit einem gläsernen Dach versehenes Gebäude. Bei anderen Formen müssen die Fenster den Büchern gegenüber u. mit Rollvorhängen versehen sein. Die Büchergestelle u. Bücherschränke müssen 2 Fuß Tiefe haben u. die untersten Fächer (für Folianten u. Quartanten bestimmt) höher, die oberen niedriger sein. D) Früher ordnete man die Bücher nach dem Format, später entweder nach dem Alphabet od. nach Wissenschaften; jetzt ist die letztere Anordnung auf allen öffentlichen B-en eingeführt. Darnach sind zunächst die Bücher verschiedener Wissenschaften von einander getrennt aufgestellt; von denen aber, welche zu derselben Wissenschaft gehören, werden vorangestellt diejenigen, welche von der Einleitung od. von der Geschichte der bezüglichen Wissenschaft handeln, dann kommen die die einzelnen Theile derselben betreffenden Bücher, wie sie sich aus dem allgemeinen Begriff derselben entwickeln; die einzelnen Bücher aber werden in chronologischer od. historischer Folge geordnet. Bei dem Aufstellen der Bücher werden die Bücher aber auch noch nach ihrem Format in 3 Abtheilungen gesondert, nämlich in Folianten u. Quartanten, Octavbände, Duodezbände, u. diese in die verschieden hohen Repositorien über einander u. zwar unter sich in der angegebenen Ordnung aufgestellt. Neben dieser äußerlichen Aufstellung geht aber noch eine schriftliche, d.h. die Katalogisirung der Bücher. Auf jeder B. gibt es wenigstens zwei, in großen sogar 3 Kataloge: a) Realkatalog, in welchem alle Schriften nach dem Inhalt, ohne Rücksicht auf ihr Format, in streng chronologischer Ordnung aufgeführt sind; derselbe enthält den vollständigen Namen des Verfassers, des Druckorts u. Verlegers, die Seitenzahl des Buches (die der Vorrede u. des Textes gesondert), Format u. Angabe etwaiger Illustrationen u. dgl.; bei Anonymenn. Pseudonymen wird der Name des Verfassers, wenn u. soweit er bekannt ist, beigefügt, beziehentlich dem angenommenen in Parenthese beigeschlossen; b) Nominalkatalog, ein alphabetisches Verzeichniß der Bücher nach den Namen der Verfasser; u. c) ein Localkatalog, worin die Standplätze der Bücher in der B. angegeben sind. Außerdem werden die geordneten Bücher signirt, wobei Einige eine durch die ganze Sammlung laufende Numerirung anwenden; od. eine Nummer durch die sämmtlichen Abtheilungen einer Wissenschaft beibehalten; od. endlich die Hauptabtheilungen jeder wissenschaftlichen Disciplin mit besonderen, d.h. mit den übrigen nicht zusammenhängenden Zahlen numeriren. Eine Schwierigkeit des Signirens entsteht bei dem Nachschaffen von Büchern, gewöhnlich werden aber dann für dienen hinzugekommenen Bücher außer der Nummer des Buches, wovon das neue gleiches Inhaltes ist, noch kleine lateinische Buchstaben hinzugefügt. Übrigens siehe Bibliographie. E) Bei der Verwaltung einer B. ist das Wichtigste das Nachschaffen der Bücher. Der Zweck der B. muß hier den Bibliothekarleiten. Über das Ausleihen von Büchern müssen die genauesten sich controlirenden Journale geführt u. Fristen bestimmt werden, wo die Bücher zurückgeliefert werden müssen. Bei großen B-en sind eigene Beamte, Oberbibliothekar, Bibliothekare, Bibliotheksecretäre, Bibliothekdiener nöthig, um diesen Zweig des B-wesens in Ordnung zu erhalten.

II. Geschichte u. Statistik der B-en. A) Die B-en waren ursprünglich identisch mit den Archiven, wie deren schon früh im Alterthum bei den heiligsten Tempeln angelegt wurden. So mögen die B-en im Tempel des Belos zu Babylon, sowie die von Nehemia angelegte, von Judas Makkabäus wieder hergestellte B. im Tempel zu Jerusalem beschaffen gewesen sein. Die älteste mit Absicht angelegte B. soll König Osymandyas zu Memphis in Ägypten begründet haben. Auch erzählen die Alten von einer B. der persischen Könige zu Susa. In Griechenland legte zuerst Pisistratos eine B. zu Athen an, die von Xerxes nach Asien geführt, von Seleukos Nikator jedoch an Athen zurückgegeben worden sein soll. Gleichzeitig wird Polykrates, Tyrann von Samos, als Gründer einer B. genannt. Ansehnliche Büchersammlungen sollen Euklides, Euripides, vor Allen Aristoteles besessen haben. Das großartigste Institut der Art war jedoch die von den Ptolemäern begründete Alexandrinische B. (s.d.). Mit dieser wetteiferte die von Attalos I. begründete B. zu Pergamum in Kleinasien, welche sich bis auf Antonius erhielt, der sie, 200,000 Rollen stark, an Kleopatra schenkte. In Rom mögen größere Büchersammlungen selbst von Privaten erst nach dem zweiten Punischen Kriegeangelegt worden sein. Dergleichen wurden von Ämilius Paulus aus Macedonien u. von Lucullus aus Kleinasien nach Rom gebracht. Mit dem Sinne für Wissenschaft wuchs auch der Sinn für B-en; Varro, Atticus, Cicero u. A. waren eifrige Sammler. Unter Augustus gehörte es bereits zum guten Ton, eine B. im Hause zu haben. Die erste öffentliche B. verdankte Rom dem Asinius Pollio, da Cäsar durch den Tod an der Begründung einer großen B., mit deren Sammlung er Varro beauftragt hatte, verhindert worden war. Dieser folgten die Palatina u. Octaviana des Augustus, sowie mehrere andere, von denen jedoch einige durch den Brand der Stadt unter Nero zu Grunde gingen. Am berühmtesten wurde hierauf die Bibliotheca Ulpia, von Trajan begründet u. später in die Thermen Diocletians verlegt. Publius Victor zählte im 4. Jahrh. zu Rom 28 B-en, ungerechnet mehrere sehr bedeutende Privatsammlungen. Der Dichter Serenus Samonicus vermachte seinem Schüler Gordian d. J. eine 62,000 Rollen starke Sammlung; im 2. Jahrh. besaßen der Dichter Silius Italicus u. Plinius der Jüngere bedeutende Privat-B-en. Alle diese Schätze fanden durch die Stürme der Völkerwanderung od. den fanatischen Eifer der Christen u. die kirchlichen Parteien ihren Untergang. Die von Julian zu Constantinopel begründete öffentliche B. (von 120,000 Rollen) wurde unter Basiliskus 472 von den Bürgern angezündet. Der Bilderstürmer Leo der Isaurier (726) zerstreute verschiedene B-en. Sonst werden aus den ersten christlichen Jahrhunderten die B-en zu Cäsarea, welche[739] Eusebius sehr vermehrte, u. die zu Hippo in Afrika, welcher Augustinus seine Bücher vermachte, erwähnt. Im Occident waren es namentlich die Benedictiner, welche B-en in ihren Klöstern sammelten; berühmt waren die B. zu Monte Cassino, zu Canterbury, York u. Bobbio. Seit Karl dem Gr. wurde kein Kloster mehr ohne B. errichtet. So entstanden reiche Stifter mit größeren Handschriftensammlungen zu Hirschfeld, Reichenau, Regensburg, bes. aber zu Corvei u. Fulda in Deutschland, zu Tours, zu Ferrières u. zu St. Germain de Près, zu Paris in Frankreich. Seit der Mitte des 9. Jahrh. zeichnete sich vor Allem St. Gallen aus. Im Byzantinischen Reiche finden sich während des Mittelalters fast nur Privatbibliotheken erwähnt, wie die des Photios, Michael Psellos etc. Doch wurden durch Basilius Macedo u. die Komnenen mehrere B-en angelegt, bes. auf den Inseln des Archipelagus u. auf dem Berge Athos (sd). Die Araber hingegen besaßen mehrere große B-en, wie zu Bagdad, Alexandria etc.; in Spanien allein zählte man im 12. Jahrh. 70 öffentliche B-n, von denen die zu Cordova 250,000 Bände enthalten haben soll. Die Kloster-B-en des Occidents wurden bis zum 14. Jahrh. eifrig vermehrt, wenn sie auch nur in wenigen Fällen zu einer großen Bändezahl gelangten. Mit dem Wiederaufleben der klassischen Studien ging auch die Bildung größerer B-en Hand in Hand; Richard Angerville, Petrarca, Boccaccio u. A. waren eifrige Sammler. Dazu kamen die B-en der entstehenden Universitäten, die nebst denen der Fürsten bald den ersten Rang einnahmen. Unter den fürstlichen Sammlern sind bes. die Mediceer zu Florenz, Matthias Corvinus von Ungarn u. Papst Nicolaus V. hervorzuheben. Mit Erfindung der Buchdruckerkunst endlich beginnt eine neue Epoche für die B-en, da das Sammeln leichter u. mit weniger Kosten von Statten ging. Durch die Aufhebung vieler Klöster, zunächst in Folge der Reformation, wurden die verschiedenen kleinen Bücherschätze derselben zu größeren Sammlungen bei den Universitäten, in den Städten u. den Regentensitzen vereinigt. Die meisten der jetzt in Europa bestehenden B-en wurden bereits im 16. u. 17. Jahrh. begründet. Vgl. Petit Radel, Recherches sur les bibliothèques anciennes et modernes, Paris 1819; Bailly, Not es historiques sur les bibliothèques anciennes et modernes, ebd. 1823; Vogel, Literatur früherer u. noch bestehender Bibliotheken, Lpz. 1845; Edwardt, On libraries, Lond. u. Lpz. 1857, 1. Bd.

B) Die bedeutendsten u. reichhaltigsten B-en, welche gegenwärtig bestehen, sind folgende: a) in Frankreich vor Allem die Bibliothèque nationale zu Paris, die reichste B. Europas, in 4 Departements (Druckwerke; Handschriften u. Urkunden; Medaillen u. Antiken; Kupferstiche, Karten u. Pläne) getheilt, umfaßt zum mindesten 600,000 Bände u. eben so viele Brochüren u. Flugschriften, ferner 85,000 Bände Handschriften u. ungefähr 1 Mill. Urkunden u. andere historische Documente, 100,000 Münzen u. Medaillen, 7000 geschnittene Steine, 3000 Antiken, 1,200,000 Kupferstiche (in 6000 Portefeuilles) u. 50,000 Landkarten. Seit 1854 erscheint ein vollständiger Katalog der gedruckten Bücher. Sonst sind noch bedeutend die B. Mazarine, 150,000 Bände, 4000 Handschriften; die B. d'Arsénal, 180,000 Bände, 6300 Handschriften; die B. Sainte-Geneviève 250,000 Bände, 30,000 Handschriften; die B. des Instituts. über 80,000 Bände; die B. de la Ville, etwa 50,000 Bände. Außerdem besitzen sämmtliche höhere Lehranstalten, die Ministerien u. mehrere gelehrte Gesellschaften zum Theil sehr ansehnliche B-en. In den Departements sind 211 Städte im Besitz von B-en. Die bedeutendsten unter denselben sind die von Lyon (117,000 Bände, 1300 Handschriften), Bordeaux (110,000 Bände, 150 Handschriften), Aix (100,000 Bände, 1100 Handschriften), Strasburg (80,000 Bände, viele alte Drucke u. Handschriften; B. der medicinischen Facultät, 10,000 Bände), Marseille (50,000 Bände, 1300 Handschriften), Rouen (4300 Bände, 1100 zum Theil höchst werthvolle Handschriften), Grenoble (54,000 Bände, 1200 Handschriften), Amiens (42,000 Bände, 1500 Handschriften), Versailles (42.000 Bände), Cambray (30,000 Bände, 1000 Handschreften), Besançon (60,000 Bände, viele gute Handschriften), Mans (41,000 Bände, 3000 Handschriften), Montpellier (Stadt-B. 40,000 Bände; Medicinische Facultät 30,000 Bände, 600 Handschriften; Musée Fabre 25,000 Bände), Toulouse (30,000 Bände, mehrere gute Handschriften) etc. Ein Theil derselben hat in neuester Zeit gute gedruckte Kataloge erhalten. b) In England nächst dem Britischen Museum (s.d.) die Bibliotheca Bod leyana od. Universitäts-B. zu Oxford (300,000 Bände, 30,000 Handschriften). Ebendaselbst findet sich noch die Radcliffe'sche (meist medicinisch u. naturwissenschaftlich) u. die B-en der 24 Collegien der Universität. Sonst sind noch hervorzuheben: die Universitäts-B. zu Cambridge (170,000 Bände, 4000 Handschriften), die Advocates Library zu Edinburg (die Universitäts-B daselbst zählt 100,000 Bände) u. die B. des Trinity-College zu Dublin. c) In Spanien, wo die B-en sehr vernachlässigt sind, finden sich nur wenige größere Büchersammlungen, darunter: die B. im Escurial mit 100,000 Bänden u. 3700 Handschriften; unter den 9 B-en Madrids die Königliche B. mit 125,000 Bänden; unter den 5 B-en Barcelonas die B. zu S. Domingo (30,000 Bände) die Universitäts-B. zu Salamanca, die Colombina zu Sevilla (20,000 Bände), die Erzbischöfliche B. (30,000 Bände u. 125 Manuscripte) u. die Dom-B. (200,000 Bände) zu Toledo; endlich die B. zu Valencia (20,000 Bände, 211 Handschriften). d) In Portugal sind nur die Königliche B. zu Lissabon (80,000 Bände) u. einige Kloster-B-en daselbst, sowie die Universitäts-B. zu Coimbra beachtenswerth e) In Italien sind bes. wegen ihrer kostbaren handschriftlichen Schätze hervorzuheben: die Vaticana zu Rom (300,000 Bände, 24,000 Handschriften), die Ambrosiana zu Mailand (60,000 Bücher, 15,000 Handschriften), die Magliabecchi'sche B. zu Florenz (100,000 Bände, 8000 Handschriften), die Königliche B. zu Neapel (156,000 Bände u. 4760 Handschriften), die S. Marco-B. in Venedig (10,000 Handschriften); ferner die B-en zu Bologna (150,000 Bände u. 9000 Handschriften) u. zu Turin (115,000 Bände u. viele Handschriften). Außerdem haben die verschiedenen Fürstensitze, mehrere Universitäten u. Klöster in Italien noch sehr ansehnliche B-en. f) In Deutschland finden sich verhältnißmäßig die meisten B-en; sie sind Eigenthum theils der verschiedenen Staaten, theils größerer Stadtgemeinden, theils der verschiedenen [740] Universitäten u. anderer höherer Lehranstalten, theils Gelehrter Gesellschaften, theils endlich einzelner Klöster, Kirchen u. Stiftungen. Die bändereichste ist die Königliche B. zu München (800,000 Bände, 18,600 Handschriften); nach dieser sind zu nennen die Königliche B. zu Berlin (500,000 Bände mit vielen bes. morgenländischen Handschriften), die Kaiserliche B. zu Wien (350,000 Bände, 20,000 Handschriften), die Königlichen B-en zu Dresden (300,000 Bände, 2800 Handschriften), Stuttgart (200,000 Bände, 1800 Handschriften) u. Hannover (100,000 Bände), die Großherzogliche B. zu Weimar (140,000 Bände), die Herzoglichen B-en zu Wolfenbüttel (200,000 Bände, 4500 Handschriften) u. zu Gotha (150,000 Bände, 5000 Handschriften), die Hof-B-en zu Kassel (70,000 Bände, 400 zum Theil wichtige Haudfchriften), zu Karlsruhe (80,000 Bände u. viele Handschriften) u. zu Darmstadt (150,000 Bände), die Königliche B. zu Bamberg (über 60,000 Bände, 2600 Handschriften). Unter den Universitäts-B-en nimmt die Göttinger (300,000 Bände, 5000 Handschriften) die erste Stelle ein; bedeutende Bücherschätze enthalten aber auch die Universitäts-B-en zu Heidelberg, die Palatina (150,000 Bände, viele, bes. altdeutsche Handschriften), zu Leipzig (160,000 Bände, über 2000 Handschriften), Prag (130, 000 Bde., 4000 Handschriften), Wien (115,000 Bände), Erlangen (100,000 Bände, 500 Handschriften) u. Breslau (130,000 Bände). Wichtig sind die Stadt-B-en zu Hamburg (150,000 Bände, 5000 Handschriften), Frankfurt a. M. (80,000 Bände), Leipzig (90,000 Bände, 2000 Handschriften), Nürnberg (50,000 Bände, 800 Handschriften) u. Mainz (90,000 Bände). Von anderen B-en dürfte noch die B. des Germanischen Museums (s.d.) zu Nürnberg zu nennen sein. g) Auch die Schweiz zählt viele, wenn auch weniger bändereiche B-en, am bedeutendsten ist die Stadt-B. zu Zürich (55,000 Bände u. viele Handschriften), zu Bern (50,000 Bände u. einige hundert Handschriften) u. zu Genf (60,000 Bände), die Universitäts-B. zu Basel (70,000 Bände, 1500 Handschriften), die Stifts-B. zu St. Gallen (60,000 Bände, 1500 Handschriften), ferner zu Luzern, Solothurn, Einsiedeln, Lausanne, Schaffhausen. h) In Belgien ist die erst seit 25 Jahren begründete National-B. zu Brüssel (115,000 Bände, 1500 Handschriften), nächst dieser die B. zu Gent, Lüttich u. Löwen hervorzuheben. i) In den Niederlanden befinden sich größere B-en im Haag (100,000 Bände), zu Leyden (sehr werthvoll, 60,000 Bände, 10,000 Handschriften) u. zu Utrecht. k) In Dänemark gehört die Königliche B. zu Kopenhagen (410,000 Bände, 18,000 Handschriften), neben welcher die Universitäts-B. (120,000 Bände u. viele, bes. altnordische u. werthvolle orientalische Handschriften) besteht, zu den bedeutendsten Europas. Kleinere B-en befinden sich auch zu Thorshavn aus den Faröer (3000 Bände) u. zu Reikjavik auf Island 47000 Bände). l) In Norwegen ist die Universitäts-B. zu Christiania (80,000 Bände) die bedeutendste. m) In Schweden die Königliche B. (50,000 Bände, 5000 Handschriften) u. die B. der Akademie (20,000 Bände) zu Stockholm, die Universitäts-B-en zu Lund (50,000 Bände) u. Upsala (90,000 Bände). u) Rußland besitzt in der Kaiserlichen B. zu Petersburg (450,000 Bände, 25,000 Handschriften) eine B. ersten Ranges; neben derselben bestehen noch zu Petersburg die B. der Akademie (110,000 Bände), die der Universität (30,000 Bände, mit einem ungemein reichen Schatze ostasiatischer Handschriften u. Drucke), die in der Eremitage (90,000 Bände) u. die B. des Romanzowschen Museums (35,000 Bände, 800 Handschriften). Sonst sind noch die Universitäts-B-en zu Dorpat (65,000 Bände), Helsingfors (60,000 Bände), Kasan (35,000 Bände), Charkow (36,000 Bände), Moskau (70,000 Bände) im eigentlichen Rußland u. die Kaiserliche B. zu Warschau (90,000 Bände, 1500 Handschriften) in Polen zu nennen. Hierzu kommen o) in Galizien, Ungarn u. Siebenbürgen die Universitäts-B-en zu Krakau, Lemberg u. Pesth (73,000 Bände, 1400 Handschriften) ferner die Ossolinski'sche B. zu Lemberg (75,000 Bände, 1500 Handschriften), das Ungarische Nationalmuseum zu Pesth u. das aus dem Nachlaß des Grafen Kemeny zu begründende Nationalmuseum zu Hermannstadt. p) In Griechenland ist die 1837 begründete Universitäts-B. zu Athen (bereits mit 80,000 Bänden). q) Sehr groß ist bereits die Anzahl der B-en in Nordamerika, da nicht nur jeder Staat eine B. anlegt, sondern auch jede höhere Lehranstalt u. viele, zum Theil eigens zu diesem Zwecke zusammengetretene Gesellschaften u. Vereine. Doch sind es vorerst nur wenige, welche sich in Bezug auf Bändezahl mit den europäischen B-en zweiten Ranges messen könnten. Obenan steht die B. der Harvard-Universität zu Cambridge (62,500 Bände, dazu noch die theologische mit 3500, die medicinische mit 1600 u. die juristische B. mit 14,000 Bänden). Die Stadt New-York besitzt allein 19 größere B-en, darunter sind die Astor Library (80,000), dann die Society L. (36,000), die Mercantile L. (40,000), die der Historical Society (25,000 Bände), die bedeutendsten u. werthvollsten. Fast ebensoviel B-en besitzt Philadelphia; darunter die der Library Company (65,000), der Philosophical Society (20,000) u. der Academy of Natural Sciences (15,000 Bände) am bedeutendsten. In Boston ist die B. des Athenaeum 57,000), in Providence die der Brown-Universität (32,000), zu Albany die State Library (35,000), zu Worcester die der Antiquarian Society (22,000), zu New-Haven die des Jale College (25,000), die B. des Congresses (35,000) u. der Smithsonian Institution (22,000 Bände) zu Washington Vgl. Jewett, Report on the libraries in the United States of North America, Wash. 1851; Norton's, Library Register, New-York 1852 f. r) In Mittel- u. Südamerika finden sich die bedeutendsten B-en zu Havanna, Mexico, Lima, Santiago u. Rio Janeiro (80,000 Bände). In allen Gebieten Asiens, Afrikas u. Australiens, wo sich Europäer in größerer Zahl angesiedelt haben, sind auch B-en im Entstehen begriffen. So in Algier u. in der Capstadt in Afrika, zu Calcutta, Bombay, Madras, Batavia in Asien, zu Sidney, Hobarttown u. Melbourne (seit 1856) in Australien. Die Chinesen besitzen außer der großen kaiserlichen B. zu Pecking noch sehr viele bändereiche B-en bes. in den Tempeln u. Klöstern, ebenso in Japan, in Tibet. In Indien sind mit den Hindutempeln meist B-en verbunden; sehr reich ist die B. des ehemaligen Königs von Auch zu Laknau. Reiche B-en sollen sich zu Samerkand u. Bokhara befinden. Von den verschiedenen B-en Konstantinopels zählt keine mehr als 3000 Bände.[741] wie sich denn überhaupt in Vorderasien bändereiche B-en gar nicht zu finden scheinen. Vgl. Edwards, Statistical view of the principal public libraries of Europe and America, Lond. 1848.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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