Birke

Birke

Birke, die Pflanzengattung Betula. Merkwürdige Arten: a) die Weiß-B. (Betula alba), sehr häufig vorkommender, in der gemäßigten Zone u. bis in den hohen Norden (doch dann verkrüppelt) heimischer Forstbaum, wächst ziemlich gerade, erlangt in 40–60. Jahren eine Höhe von 50–80, u. eine Stärke von 11/2–2 F. Die Blätter sind deltaförmig zugespitzt, sägezähnig, hellgrün, glänzend; jung klebrig, wohlriechend; die jungen Aste braun, weiß punktirt; die ältere Rinde weiß, mehrere Lagen bildend, von denen die innern röthlich sind. Im Alter von 30 Jahren werden die jüngeren, ruthenförmigen Zweige hängend, was bei einer Abart der Hänge-B. (B. alba, B. pendula), schon bei jüngeren Bäumen der Fall ist, weshalb beide auch als Zierbäume benutzt werden. Die B. pflanzt sich selbst leicht durch Samen fort, der aus Birkenkätzchen leicht erlangt wird, u. gedeiht am besten auf sandigem, mit Dammerde gemischtem, aber auch wohl auf feuchtem, nur nicht zu nassem u. torfigem Boden, Künstliche Anpflanzungen von Birkenwaldungen werden ebenfalls durch Sammen der aus den braunen Kätzchen ausgerieben u. entweder im Herbst auf dem von Unkraut gereinigten Boden, od. im Frühjahr auf den Schnee gesäet wird, od. durch Verpflanzen junger, noch keine weiße Rinde habender Pflanzen, bewirkt. Neue Birkenanlagen können erst nach 3–4 Jahren, damit sie sich besser bestocken, dann nach 11.–12 Jahren, für die Folge aller 25 Jahre abgehauen werden. Die Wurzeln schlagen dann kräftig wieder aus. Das Birkenholz ist weiß u. zäh, gibt ein vorzügliches, leicht entzündliches Brennholz (zum Buchenholz verhält es sich – 310: 360); dient seiner Zähigkeit wegen zu verschiedenartigem Nutzholz für Böttcher (zu Reisen), Wagner, Muldenhauer u. Tischler. Bes. benutzt man das theils von der Wurzel, als das gröbste, theils. von dem Stamm, als das zäheste, theils von den Ästen, als das feinste u. seltenste, genommene Birkenmaserholz, aus welchem allerhand Drechslerwaaren, als Dosen, Pfeifenköpfe, Gewehrschäfte etc. gefertigt werden. Das Birkenreißig wird, in Verbindung mit stärkeren Ästen, als Reisholz zur Feuerung, dessen dünnere Ruthen zu Besen (Birkenbesen) u. Flechtwerk benutzt. Die aus dem Holze bereiteten Birkenkohlen dienen bes. zu chemischen Arbeiten, weil sie ein beständiges, lebhaftes Feuer unterhalten u. weniger schädlichen Dampf entwickeln. Die Birkenknospen dienen dem Federvieh, bes. Birk- u. Auerhähnen, zum Futter; ihre Blättchen werden in Finnland als Thee benutzt; ihr Harz mit Weingeist ausgezogen u. mit Weinsteinauflösung vermischt; sie geben eine schöne gelbe Farbe auf Linnen; durch Destillation derselben mit B-nsaft erhält man eine dem Mekkabalsam ähnliche Substanz. Das Birkenlaub gibt ein gesundes Schaftfutter, der Absud desselben färbt gelb, auch wird durch Behandlung desselben mit Alaun u. Einkochen mit Thonerde od. Kreide ein Schüttgelb gewonnen, In der Medicin bedient man sich bei Wassersucht, hartnäckigen Flechten, Gicht etc. der Birkenbäder wo der ganz entkleidete Kranke auf frische B-nblätter gelegt u. mit solchen bedeckt wird. Der Aufguß derselben wird als Hausmittel innerlich gegen Gift, äußerlich gegen Krätze gebraucht. Die Birkenrinde ist sehr brennbar u. daher statt Kien zum Anbrennen zu benutzen; sie widersteht der Fäulniß u. dient daher in nördlichen Gegenden zur Bedeckung der Dächer, zur Fertigung. von Schuhen, Körben, Stricken etc., so wie zum Überzug von allerhand Hausgeräthe; aus den gemahlenen, mit Mehl vermischten, innern Lagen der Rinde ist in Zeiten des Mangels Brod gebacken worden, auch gibt man sie den Schafen als Futter. Sie kann in der Gerberei als Surrogat der Eichenrinde u. in der Gärtnerei, mit Pferdedünger vermengt, zur Herstellung der Lohbeete dienen. Aus ihr wird der Birkentheer (Birkenöl) in Rußland durch Destillation bereitet. Er wird zur Bereitung des Juchtens, auch zur Wagenschmiere gebraucht, u. war sonst als Oleum betulinum (Ol, rusci) officinell. Der Ruß des verbrannten B-n-holzes (Birkenruß) gibt die beste Druckerschwärze u., wird auch zur Tusche u. Malerfarben benutzt. Durch Anbohren des Stamms, bes. der B-n von mittler Größe, erhält man den Birkensaft (Birkenwasser), der in der B. im Frühjahr, wenn der Schnee zu schmelzen anfängt, vorzüglich reichlich aufsteigt. In einigen Ländern, bes. in Rußland, trinken die Landleute den B-nsaft als Bier, sowohl frisch, als auch[808] in Kellern verwahrt, wo er sich bis zur Erntezeit hält. Bei aber bereitet man daraus Birkenmeth u. Birkenwein, indem man B–usaft mit Honig od. Zucker kocht u. dazu etwas Zitronenschale u. Nelken setzt. Nachdem er gehörig geschäumt worden ist. stellt man ihn nach dem Erkalten, mit etwas Hefen, zum Gähren hin u. zieht ihn, wenn der Gäscht sich gesetzt hat, wie andern Wein auf Bouteillen. Durch saure Gährung erhält man aus B–unsaft auch einen guten Essig. Als Medicin hat der frische B–usaft gelind harntreibende Wirkung u. ist sonst in mancherlei chronischen Übeln, Gelbsucht u.a. förderlich; er galt auch sonst für eine Blutreinigung, zumal bei; zurückgeschlagenen Hautkrankheiten. b) Wohlriechende (Schwarze B., Maie, Betula ubescens Ebrh., B. odoraia Bechst.) ein sehr ansehnlicher Baum. von vorigen durch mehr sparrigen Wuchs, weniger lange u. schlanke Zweige, mehr eirunde Blätter unterschieden. Die Rinde junger Zweige ist dunkelkastanienbraun, an jungen Bäumen behaart, rothgrau, die Blätter in den Nervenwinkeln mit Haarbüscheln versehen, in der Jugend behaart, klebrig angenehm balsamisch riechent: sie wird ebenso benutzt wie die vorige, liebt aber Torfboden. c) Zwerg–B. (B. nana L.) kriechend. mit Zweigen u. Wurzeln sumpfige Torfmoore überziehend, auf hohen Gebirgen in Salzburg, Harz, Sudeten. Die Brocken–B (B. pomilla bioccembergensis), ein 2 Fuß hoher Strauch, scheint dieselbe nur durch den Standort verändert zu sein; auch B. carpatica Willd. s. glutinosa Wallr. ist eine Spielart; Strauchartige B. (B. frut cosa Pall. s. humilis Schranck.); Mittlere B. (B. intermedia Thomas). mit unterseits netzaderigen, rundlich eiförmigen, fast doppelt gekerbigägten Blättern u. gestielten Fruchtkästchen, der Stiel so lang od. länger als das Kätzchen, im Jura der Schweiz; u. die Zwerg–B. (B. nana L.), in moorigen Sümpfen der Schweiz. Deutschlands, mit fast kreisrunden gekerbten Blättern, mit aufrechten, sehr kurz gestielten Fruchtkäßchen; Pappel – B. (B. popu itolia Ait.). Hohe B. (B. excelsa Ait.). Zähe B. (B. lenta L.). in NAmerika heimisch bei uns, hier u. da in Baumanlagen angepflanzt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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