Bleistift

Bleistift

Bleistift (fr. Crayon), Zeichnen – u. Schreibmaterial, aus Wasserblei (Reißblei, Graphit), in Holz gefaßt od. in metallenen Haltern befestigt, bestehend. Mit wirklichem Blei zu zeichnen, war schon in alter Zeit bekannt, die jetzigen B–e wurden aber im 16. Jahrh., wahrscheinlich in Italien od. England, erfunden. Nur das englische Wasserblei kann, wie es gegraben ist, verarbeitet werden. Die besten englischen B–e werden aus großen Stücken, die vorher der Rothglühhitze ausgesetzt sein müssen, gesägt, jedoch sind diese Stifte für den allgemeinen Gebrauch zu theuer, weshalb man auch die kleineren Bruchstücke künstlich zu Stiften verarbeitet. Diese werden ebenso wie das deutsche Wasserblei, von welchem bes. das böhmische bei Krumau u. das bairische das beste ist, ganz sein gepulvert u. unter einer starken hydraulischen Presse zu einem Kuchen zusammengepreßt, aus welchem dann die Stifte gesägt werden. Da indeß auch diese Methode noch zu kostspielig ist u. manche Nachtheile hat, so pflegt man in neuerer Zeit nach der von Condé 1795 in Paris erfundenen, von Hardtmuth in Wien verbesserten Fabrikationsweise, gepulverten Graphit u. geschlämmten Thon mit Wasser zu einem steifen Teig zu vermengen u. aus diesem die Stifte zu pressen, die dann getrocknet u. später in verschlossenen Tiegeln geglüht werden. Früher mischte man dem Graphit noch andere Stoffe als Wachs, Schwefel od. Schellack bei, die sich aber als unzweckmäßig erwiesen haben. Die Härte der Stifte richtet sich theils nach der Menge des Thonzusatzes, theils nach der Höhe des Hitzegrades, dem sie ausgesetzt wurden. Das Pressen geschieht mittels einer Schraubenpresse, welche den Teig durch die viereckigen od. runden Löcher einer Metallplatte treibt u. ihn so in Fadenform bringt. Ehedem beschäftigten sich mit der Bleistiftfabrikation besondere Bleistmacher (Bleiweißschneider), die in Nürnberg zünftig, sonst aber unzünftig waren; jetzt wird dieselbe nur noch fabrikmäßig betrieben. Auch die hölzerne Fassung der B–e, die bei den groben Zimmermanns–B–en aus Lindenholz, bei den feineren Sorten aus sogen. Cedernholz (Juniperus virginiana, ein in Nordamerika heimischer Wachholderbaum) besteht, wird in Bleistiftfabriken zugleich angefertigt. Zu diesem Behufe werden die Bretchen so lang geschnitten, als die B–e werden sollen, u. dann er Faser nach parallele Nuthen gleich tief wie breit gehobelt. Zwischen diesen Nuthen je in der Mitte zweier wird mit dem Hobel ein tieferer Einschnitt gemacht, die Nuthen werden alsdann mit Leim bestrichen, die Stifte hineingelegt u. darüber wieder ein Holzstreifchen geleimt; nachher sägt man die Bretchen nach den gemachten Einschnitten auseinander u. behobelt die einzelnen B–e, um ihnen eine runde od. achteckige Form zu geben. Man hat auch B., bei denen die Röhrchen aus einem Stücke bestehen u. der Stift rund ist. Die Art dieser Fabrikation ist noch Geheimniß einzelner Fabrikanten. Man faßt auch B–e in Nohr, zu welchen die Masse sehr leicht flüssig ist, so daß die Spitze am Feuer gebildet werden kann. Die besten B–e sind die englischen; Kennzeichen derselben sind, daß das Wasserblei sehr dicht, gleichförmig, glänzend ist, sich sein zuspitzen u. mehr schneiden als schaben läßt, wenig bricht, stark abfärbt u. sich nicht gut wegwischen läßt, auch nicht brennt. Von den deutschen Fabrikaten haben die Hardtmuthschen u. Faberschen B–e sich einen vorzüglichen Ruhm erworben. Die Verschiedenheit der Sorten nach dem verschiedenen Grade der Weichheit u. Härte ist gewöhnlich durch eingebrannte [882] Buchstaben angedeutet. Rothe B-e (Röthel od. Rothstifte), werden aus Rothstein (Röthel), einer Art Thoneisenstein verfertigt, indem man denselben zersägt od. pulvert, sein schlämmt u. mit Tischlerleim, arabischem Gummi, Hausenblase od. Seife verbindet, das Formen geschieht wie bei der Graphitmasse; Thon wird nicht zugesetzt, u. gebrannt werden sie auch nicht, da sich sonst die Farbe verändert. Schwarze B-e erhält man aus ausgebrannten Reißkohlen, die 1/2 Stunde über gelindem Feuer behandelt werden; als Zusatz dient Talg u. Harz. In neuester Zeit hat man zum Spitzen der B-e eine besondere Maschine Bleistiftspitzer (Anspitzer) erfunden, welche in einer rotirenden cylindrischen Feile besteht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bleistift — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Bsp.: • Der Brief war mit Bleistift geschrieben. • Kann ich bitte deinen Bleistift benutzen? …   Deutsch Wörterbuch

  • Bleistift — Sm std. (17. Jh.) Stammwort. Im 17. Jh. wurde in England (Cumberland) eine Graphitgrube entdeckt, die einen so feinen Graphit lieferte, daß man damit schreiben konnte. Die Art des Materials wurde nicht erkannt man hielt es für Bleierz und nannte… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Bleistift — Bleistift, die in Holz oder Schilf eingefaßten Stäbchen von Graphik (schwarzbrauner, mit Eisen gemengter Kohlenstoff) oder Reißblei, zum Schreiben und Zeichnen gebraucht; am besten in England, blättrig und weniger rein z.B. in Böhmen und Baiern.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Bleistift — Ein handelsüblicher Bleistift Bleistifte; rechts mit Radiergummi, der mit einer Zwinge, Ferrule befestigt is …   Deutsch Wikipedia

  • Bleistift — Einen spitzen Bleistift hat der Buchhalter oder Finanzbeamte, der pedantisch ist und übergenau rechnet, der Händler oder Handwerker verwendet einen Langen Bleistift, wenn er den Kunden übervorteilt, zu hohe Rechnungen ausstellt oder geizig ist.… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Bleistift — der Bleistift, e (Grundstufe) Gerät zum Schreiben und Zeichnen mit einem Grafitstab Beispiel: Ich muss den Bleistift anspitzen. Kollokation: mit einem Bleistift schreiben …   Extremes Deutsch

  • Bleistift — Graphitstift * * * Blei|stift [ blai̮ʃtɪft], der; [e]s, e: zum Schreiben und Zeichnen verwendeter Stift: den Bleistift [an]spitzen. Syn.: 1Stift, 2Blei. * * * Blei|stift 〈m. 1; südwestdt. n. 11〉 Graphitstift mit Holzfassung * * * Blei|stift , der …   Universal-Lexikon

  • Bleistift — Blei·stift der; ein Stift meist aus Holz, der im Inneren eine trockene graue oder schwarze Masse enthält, mit der man schreiben oder zeichnen kann <ein harter, weicher, stumpfer, spitzer Bleistift; einen Bleistift (an)spitzen> || K :… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Bleistift — der Bleistift, e Hast du einen Bleistift für mich? …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Bleistift-Wacholder — virgininis kadagys statusas T sritis vardynas apibrėžtis Kiparisinių šeimos dekoratyvinis, medieninis, vaistinis augalas (Juniperus virginiana), paplitęs Šiaurės Amerikoje. Iš jo gaunamas eterinis aliejus. atitikmenys: lot. Juniperus virginiana… …   Lithuanian dictionary (lietuvių žodynas)

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”