Blutharnen

Blutharnen

Blutharnen (Haematuria, Mictus cruentus), Abgang von reinem od. mit Harn vermischtem Blute aus der Harnröhre, entweder: a) aus den Nieren stammend (Nephrorrhagia) u. dann unter Schmerzen daselbst, die bis zur Schamgegend herabgehen können, auftretend, von Verletzungen der Nieren, Blutandrang nach denselben, Steinen darin etc.; das abgehende Blut ist innig mit dem Harne gemischt; b) aus den Harnleitern, vorzüglich beim Durchgang von Nierensteinen durch dieselben entstehend, mit Schmerzen längs der Lendengegend, oft auch Ekel u. Erbrechen, bisweilen mit wurmförmigen Abgängen im Harn; c) aus der Harnblase (Cystirrhagia), das Blut ist hier weniger mit dem Harne gemengt. als in den beiden vorigen Fällen, fällt leicht zu Boden, od. bildet Flocken darin; die Blase ist schmerzhaft; oft sind Hämorrhoiden (Blasenhämorrhoiden) im Spiele; d) aus der Harnröhre (Stymatosis), bes. beim männlichen Geschlechte in Folge[921] von Hämorrhoiden, übermäßigem Geschlechtsgenuß; das Blut geht allein, seltener mit dem Harne ab. Das B. ist in vielen Fällen bedenklich, weil es so gewöhnliche Folge anderer schwerer Leiden der Harnwerkzeuge ist. Bei Thieren entsteht B. durch das Weiden auf bruchigen, sauren u. bes. Waldweiden od. durch Fressen des daselbst erhaltenen Heues, durch Trinkwasser aus Brüchen u. Mooren, od. durch harntreibende Arzneien, z.B. Wachholderbeeren, Terpentinöl etc., od. durch Schläge od. Stöße auf die Nierengegend, durch Harnsteine etc. Bei wohlgenährten, kräftigen Thieren u. entzündlicher Reizung dient dagegen Aderlaß u. innerlich Salpeter mit schleimigen Mitteln; beim Gegentheil Bleizucker; bei Erschlaffung u. Schwäche Tormentillenwurzel, Eichen- od. Weidenrinde u. dgl. mit rohem Alaun, Eisenvitriol etc.; bei Schlägen od. Stößen kalte Umschläge. Champhuis, De urina cruenta, Gröningen 1843.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Blutharnen — (Blutnetzen, griech. Hämaturie, lat. Mictus cruentus), jede Entleerung von Blut oder mit Blut gemischtem Harn aus der Harnröhre, mag das Blut nun aus dieser selbst, aus der Blase, den Harnleitern oder Nieren stammen. Bei dem wahren B. ist Blut… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Blutharnen — Blutharnen, Hämaturie, Abgang von Blut, zuweilen auch nur von aufgelöstem Blutfarbstoff (Hämoglobinurie), durch die Harnröhre; in den Tropen endemisch, hervorgerufen durch Distoma haematobium Bilh. (s. Saugwürmer). B. kommt auch häufig bei Tieren …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Blutharnen — (Haematuresis), wenn aus der Harnröhre reines Blut oder dem Urin beigemischtes Blut entleert wird. Das Blut kommt entweder aus den Nieren (H. renalis) oder aus den Harnleitern (H. urinalis) oder aus der Harnblase (H. vesicalis) oder aus der… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Blutharnen — ↑Hämaturie …   Das große Fremdwörterbuch

  • Blutharnen — Blut|har|nen 〈n.; s; unz.; Med.〉 krankhaftes Vorkommen von Blut im Harn; Sy Hämaturie * * * Blutharnen,   die Hämaturie. * * * Blut|har|nen, das; s (Med.): Hämaturie …   Universal-Lexikon

  • Blutharnen, das — Das Blutharnen, des s, plur. car. eine Krankheit bey Menschen und Thieren, wo der Urin mit Blut begleitet ist. Bey den Pferden wird diese Krankheit gemeiniglich das Blutstallen, bey dem Hornviehe aber der Weidebruch, das Rothnetzen, die Mayseuche …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Blutharnen — Blu̱tharnen vgl. Hämaturie …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Hämaturie — Hä|mat|u|rie auch: Hä|ma|tu|rie 〈f. 19〉 = Blutharnen [<grch. haima, Gen. haimatos „Blut“ + ouron „Urin“] * * * Hä|ma|t|u|rie, die; , n [zu griech. oũron = Harn] (Med.): Ausscheidung nicht zerfallener roter Blutkörperchen mit dem Urin;… …   Universal-Lexikon

  • Harnblase — Hạrn|bla|se 〈f. 19; Anat.〉 häutig muskulöses Hohlorgan, in dem der Harn gesammelt wird: Vesicula urinalis; Sy 〈kurz〉 Blase (I.2) * * * Hạrn|bla|se, die: im Becken gelegenes stark dehnbares Hohlorgan zur Aufnahme des Harns. * * * Harnblase,  … …   Universal-Lexikon

  • Blutstaupe, die — Die Blutstaupe, plur. inus. das Blutharnen der Schafe. S. Blutharnen und Staupe …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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