Bohrer [1]

Bohrer [1]

Bohrer, im weiteren Sinne ein Instrument, welches angewendet wird, um runde Löcher in harte Körper zu treiben, besteht aus 2 wesentlichen Theilen, nämlich der Bohrspitze (B. im engeren Sinne), welche zum Einschneiden dient, u. dem Schaft, durch welchen es möglich wird, dem B. die drehende Bewegung u. den Druck zu geben. Je nach der Härte u. der Structur des zu bohrenden Materials, nach der Größe der Löcher u. nach der Kraft, die zur Ausübung des Druckes verwendet werden kann, ist die Beschaffenheit des B-s eine andere. Die gebräuchlichsten u. bekanntesten B. sind: A) die B. zum Gebrauch auf Holz, entweder durch einfachen Handgriff zur Umdrehung gebracht od. bei größeren Löchern mittelst einer Bohrwinde, welche mit der Brustleier der Metallarbeiter in Form u. Gebrauch übereinstimmt. Die Bohrwinde dreht sich mit dem Zapfen in einem Knopfe, der gegen die Brust gestemmt wird. Das Mittelstück ist nach 2 rechten Winkeln ausgebogen u. bildet den Griff zum Drehen, während die Bohrspitze in dem unteren Ende desselben befestigt ist. a) Nagel-B., kurzes kegelförmiges Schraubengewinde, endigt mit einer Rinne, deren scharfe Kanten zum Einschneiden dienen, aber bei der Breite des Gewindes wenig zur Wirkung kommen, arbeitet schwer u. sprengt leicht das Holz aus einander; er ist zu größeren Löchern untauglich. b) Schnecken-B., in kleinerem Maßstabe auch als Nagelbohrer zu gebrauchen, in größerem bis zu 6 Zoll zum Bohren von Wasserröhren (Röhren-B.) verwendbar. Ganz kurzes Schraubengewinde, welches sich ohne großen Druck in das Holz zieht, endigt in einer Aushöhlung, die in steiler Schraubenlinie ansteigt u. eine geschärfte Schneidekante hat. c) Hohl-B., zum Bohren cylindrischer Löcher, deren Klinge mehr als halbrund gebogen ist u. nach der Schneide zu nicht schmäler wird; ist die Klinge nicht ganz eine halbe Walze, so nennt man sie Hohleisen; hierher gehören auch die Schemel-B., die breit sind u. mit denen Löcher zu den Beinen der Bänke (Bank-B.) etc. gebohrt werden; die Löffel-B., deren schneidender Theil die Gestalt eines eirunden Löffels, od. eines halben hohlen Kegels hat; wenn derselbe an der Spitze einen hakenförmigen Einschnitt hat, so beißt er Haken-B.; zum Bohren von Löchern in Balken u. Zapfen Gewinde-B.; die Zapfen-B. zum Bohren der Zapfenlöcher in Fässern; ferner der englische gewundene B., der von den gewöhnlichen Hohlbohrern eine abweichende Gestalt hat. Er besteht aus einem kegelförmigen Schraubengewinde, welches in einer schraubenartig gewundenen Stahlschiene endigt. Die Windungen der Stahlschiene laufen hart über der Bohrspitze in vier scharfe Schneiden aus, von denen zwei mit der Bohrachse parallel sind, zwei andere nach unten einschneidend mit ihr im rechten Winkel stehen. Dieser B. gewährt den Vortheil, daß er auch bei den tiefsten Löchern nicht zum Reinigen herausgezogen zu werden braucht, da die Spähne sich durch das Gewinde heraufschieben; endlich der Centrum-B., läuft in drei Theile aus. Der längste desselben ist die dreikantige Centrumspitze, an deren einer Seite ein scharfschneidiger Zahn angebracht ist, welcher beim Drehen eine Kreisfurche ins Holz zieht. An der anderen Seite befindet sich eine scharfe Schaufel, welche die Spähne innerhalb des Kreises heraushebt. Das damit gearbeitete Loch wirb vollkommen glatt u. bekommt, wenn es nicht durchgeht, ebenfalls einen glatten Boden. B) B. zum Gebrauch auf Metall; die Bohrspitzen haben gewöhnlich die, Gestalt einer Lanzenspitze; der Winkel, unter dem sie sich zuspitzen, ist in den meisten Fällen kleiner[36] als ein rechter u. bisweilen durch einen Bogen ersetzt. Sie sind entweder einscheidig u. dann nur nach einer Seite drehbar od. zweischneidig. Die Drehung der letzteren wird mit Hülfe einer Bohrrolle, welche gegen das obere Ende des Schaftes angebracht ist u. des Bohrbogens hervorgebracht. Dieser ist einem Violinbogen nicht unähnlich u. mit einer Hanfschnur od. Darmsaite bespannt, welche um die Bohrrolle geschlungen wird. Man stemmt das Schaftende des B-s entweder gegen ein Brustbret od. gegen einen Schraubstock u. bringt alsdann durch Hin- u. Herziehen des Bogens eine nach links u. rechts abwechselnde Drehung des B-s hervor. Einschneidige B. werden mittelst der Kurbel, der Brustleier od. auch in der Drehbank in Thätigkeit gesetzt. Die Bohrkurbel hat ganz die Gestalt der Bohrwinde (s. oben), wird wie diese mit den Händen gefaßt u. im Kreise herumgeführt. Der nöthige Druck wird durch die Bohrschraubenpresse (Bohrgestell) hervorgebracht. Diese besteht aus einer auf einem Gestell ruhenden od. am Fußboden befestigten runden Eisenstange mit einem darauf schiebbaren u. drehbaren Seitenarme. Auf dem Seitenarme ist eine bewegbare Hülfe angebracht, durch welche die Preßschraube geht, in deren ausgehöhltes Ende der obere Zapfen der Kurbel faßt. Die Brustleier wird angewandt, wenn nur ein geringerer Kraftaufwand nöthig ist. C) B. auf Glas; kleine stählerne B. arbeiten auch Löcher in Glas, wenn die Bohrstelle fleißig mit Terpentinöl benetzt wird. Sonst wendet man Diamant-B. an, welche von den beim Spalten roher Diamanten abfallenden Splittern gebildet werden. Auf der Drehbank der Glasschleifer werden durch Anwendung des Schmirgels Löcher in Glas gebohrt. D) B. auf Stein; da Stahl-B. auf Stein zu leicht abstumpfen, so treibt man Löcher in die groben Steinsorten fast nur mit Hülfe des Meißels. Auch das Bohren der Wasserleitungslöcher wird ähnlich wie das Bergbohren durch die Schwerkraft herabfallender Meißel bewerkstelligt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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