Brescia [1]

Brescia [1]

Brescia (spr. Breschia), 1) (Bresciano), Kreis im österreichischen Kronlande Lombardei, grenzt im N. an Tyrol, im O. an den Kreis Verona, von ihm durch den Gardasee geschieden, im S. an die Kreise Mantua u. Verona u. im W. an den Kreis Bergamo; 61,73 QM. mit 256,225 Ew.; im N. finden sich Berge der Rhätischen Alpen, im S. eine große Ebene mit fruchtbarem Boden; Flüsse: Oglio mit Mella u. Chiese, die in mehrere Kanäle auslaufen; Seen: Gardasee, Lago d'Iseo u. Lago d'Idra; das milde Klima ist gesund; Producte: Getreide, Flachs, Hanf, Oliven (mit starkem Ölgewinn), Citronen, guter Wein, viel Seide, Papier, Eisen, Kupfer, Blei, Edelsteine, Alabaster; Industrie: Verarbeitung der Seide, des Flachses, der Thierhäute, des Eisens etc. 2) Hauptstadt darin an der Mella u. Garza in der großen lombardischen Ebene (Contrada larga) am Fuße der Alpen, sonst Festung, jetzt nur noch das Schloß Falcone d'Italia als Citadelle; Sitz eines Civil-, Criminal- u. Wechselgerichtes, eines Bischofs; hat breite Straßen, viele öffentliche Plätze mit Springbrunnen, altes Schloß, vorzügliche öffentliche Gebäude, als den Justiz-, bischöflichen u. Martinengapalast, die alte Kathedrale aus dem 7. Jahrh., die neue, begonnen 1600 u. noch nicht vollendet, die ebenfalls sehr alte S. Afra-Kirche mit berühmten Gemälden u. andere Kirchen, 1 Lyceum, l kaiserliches u. 1 bischöfliches Gymnasium, Theologisches Seminar, die Bibliotheca Quiriniana von 80,000 Bänden, Antiquitäten- u. Naturaliencabinet, Archive, Botanischen Garten, ein großes Krankenhaus, 2 Waisenhäuser, den schönsten Friedhof in Italien. Man fertigt Seidenwaaren, Barchent, Strümpfe, Leinwand, gute Gewehre u. Eisenwaaren, daher der trefflichste Stahl Italiens Brescianer Stahl (s.u. Stahl) heißt; Papier, Leder, Hüte; ansehnlicher Handel, der durch die Eisenbahnverbindung mit Venedig, Tyrol, Bologna u. Mailand unterstützt wird, sowie Transito; 36,000 Ew. 12 Dörfer machen die Vorstädte. – B. war als Brixia Stadt der Cenomani (wahrscheinlich um 380 v. Chr. von diesen gegründet) in Gallia transpadana; nach Vertreibung der Cenomanen bezogen sie die Insubrer. Im zweiten Punischen Kriege waren 218 die Brixianer Freunde der Römer; später wurde B. ein römisches Municipium. 452 n. Chr. wurde B. von Attila verheert. Nachher kam sie unter die Gewalt der longobardischen Könige; als Mitglied des lombardischen Städtebundes nahm B. Theil an dem Siege über Friedrich I. bei Legnano 1176, u. ihre Unabhängigkeit wurde anerkannt. B. hatte in dem Kampfe der Ghibellinen u. Guelfen durch Bürgerkriege viel zu leiden u. wurde gegen das Ende des 12. Jahrh. von Kaiser Heinrich VI. erobert. Vom Kaiser Friedrich II. 1238 vergebens mit allen Hülfsmitteln belagert, wurde sie von Ezzelin, welcher die Truppen der Stadt bei Corticella geschlagen hatte, am 29. Aug. 1158 eingenommen. Schon 1259 mußte aber Ezzelin dem Markgrafen Oberto weichen; 1265 wurde Napoleon della Torre Herr von B., der seinen Bruder Francesco als Podesta einsetzte. 1267 trat B. zu dem guelfischen Städtebunde; 1311 mußte es sich dem Kaiser Heinrich VII. ergeben, blieb aber immer Sitz der guelfischen Partei. Tebaldo Brusati war damals Oberhaupt der Stadt, der, als die Brescianer von den Ghibellinen belagert wurden, bei einem Ausfall gefangen u. um die Stadt geschleift wurde. 1322 öffnete B. dem Herzog Heinrich von Österreich die Thore, doch zog diese bald wieder ab. Azzone Visconti in Mailand u. Mastino Scala in Verona übertrugen 1330 die Signorie dem Könige Johann von Böhmen, der die Ghibellinen zurückführte. 1337 nahm Azzo die Stadt, die ihm auch blieb; ihm folgte 1339 Lucchino Visconti, 1349 sein Bruder Giovanni; nach dessen Tode 1354 sein Neffe Bernato in B., Bergara. Crema u. Cremona; doch wurde es bald wieder enger an Mailand angeschlossen, bes. durch Giovanni Galeazzo, nach dessen Tode 1403 in den Städten Empörungen ausbrachen u. die Kämpfe zwischen Guelfen u. Ghibellinen auch in B. wieder begannen, worin die Ersteren obsiegten. Pandolfo Malatesta, Feldherr Giov. Galeazzos, verlangte den Besitz von B., den er auch erhielt, cedirte aber 1420 dem Herzog B. für 34,000 Goldgülden u. verließ die Lombardei. 1426 eroberte es Carmagnola für die Venetianer; 1438 wurde es von Mailand vergebens belagert. 1509 ergab sich B. in Folge der Schlacht bei Amadello den Franzosen. 1512 machten die Brescianer unter Graf Ludovico von Avogadro einen Aufstand zu Gunsten der Venetianer u. trieben die französische Besatzung in die Citadelle. Gaston de Foix schlug die Brescianer u.[287] Venetianer u. eroberte die Stadt, die er 7 Tage lang plündern ließ, doch wurde sie 1517 den Venetianern zurückgegeben. 1796 wurde B. von Napoleon Bonaparte genommen u. hier zwischen ihm u. Neapel ein Waffenstillstand geschlossen; darauf besetzten es die Österreicher unter Wurmser, welche indeß aber nach wenigen Tagen von Augereau wieder daraus vertrieben wurden; s. Französischer Revolutionskrieg. 1797 brach unter der Führung der Brüder Lecchi ein Aufstand zu Gunsten der französischen Einrichtungen aus. Durch den Frieden zu Campo Formio kam B. mit einem Theile Venedigs zur Italienischen Republik u. 1814 an Österreich. Im März 1848 erklärte sich B. für die Freiheit u. zwang die österreichische Besatzung zur Capitulation, mußte sich aber nach der Capitulation von Mailand ergeben; im März 1849 erhob sich B. abermals gegen Österreich, wurde aber vom 30. März bis 2. April bombardirt u. von Haynau genommen, 4) s, Bresca.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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