Bukarest

Bukarest

Bukarest (Bukarescht, d.i. Freudenstadt), Hauptstadt der Walachei, im Unterlande derselben, von der Dumbowitza durchflossen, in einer Ebene gelegen; hat enge Straßen, große Höfe, ohne eigentliche Thore, Mauern u. Wälle; B. ist Residenz des Hospodars, Sitz eines griechischen Erzbischofs, der Landesregierung, des Revisionshofes, Appellations- u. Kreisgerichts, Polizei tribunals, Handelsgerichts u. verschiedener europäischer Consuln; hat mehr als 140 Kirchen, darunter die griechische Metropolitankirche; viele Kirchen sind zugleich mit einem Kloster verbunden, wie die Kirche von Rimnik, deren Kloster Sitz des Bischofs von Rimnik ist; die katholische Kirche mit einem Franciscanerkloster ist 1666 gegründet u. 1812 neu erbaut; die lutherische seit 1759 durch schwedische Vermittelung, eine ungarisch-evangelische seit 1821; 5 Synagogen der deutschen u. spanischen Juden; außerdem Literär- u. Naturforschende Gesellschaft, das Collegium St. Sava mit einer öffentlichen Bibliothek, mehrere Hospitäler, ein Gebärhaus u. Theater; die Industrie schafft bes. türkische Tücher u. Gold- u. Silberwaaren u. ist meist in den Händen ausländischer, bes. deutscher Handwerker; Huf- u. Nagelschmiede, Sattler, Kürschner, Tabakfabrikation, Pfeifendrechsler u.a. B. ist Stapelplatz für den ganzen walachischen Handel, u. der Handel mit allerhand Natur- u. Kunstproducten ist bedeutend. In der Umgegend befinden sich große Schlächtereien (Salhauas), worin Talg gesotten u. Fleisch gedörrt wird. Das Leben in B. ist sehr glanzvoll u. vereinigt in sich den europäischen u. orientalischen Luxus, auch sehr frivol; 107,000 Ew., worunter an 15,000 Deutsche. Dabei das Lustschloß Golontina u. die Ruinen des Klosters Kotoroeny. – B. wurde von Radel dem Schwarzen (Negro Wod) gegründet, welcher sich um 1290 die Walachei unterwarf; 1595 wurde B., nach dem Abfall des Hospodars von der Pforte, von Sinan Pascha erobert u. bald darauf in Brand gesteckt; B. hob sich aber mit der Zeit so, daß es schon 1713 unter Brancovan über 50,000 Ew. hatte; 1716 wurde B. von 1200 Serbiern unter Dettin überfallen u. geplündert; am 30. Oct. 1771 hier Sieg der Russen.[438] unter Essen über die Türken unter Mussan Oglu (s. Türkisches Reich); 1772 hier Congreß u. 1773 Friede zwischen den Russen u. Türken, in Folge dessen die Walachei u. B. den Türken 1774 zurückgegeben wurde; 1774–82 wurde B. unter Alex. Ypsilanti sehr verschönert u. 1807 von den Russen erobert (s. Russisches Reich); 1812 Congreß u. 28. Mai Friede zwischen Türken u. Russen, u. Convention, wornach die Oberherrlichkeit über die Walachei der Pforte blieb u. Rußland als Schutzmacht anerkannt wurde. 1821 wurde die Stadt, nach einem Aufstande der griechischen Bewohner, von den Türken, 1828 von den Russen ohne Schwertstreich besetzt u. durch den Frieden von Adrianopel 1829 dem Hospodar der Walachei unter Souveränetät der Pforte überlassen. Am 4. April 1847 verheerte die Stadt eine große Feuersbrust. Im Juni 1848 brach in B. ein Aufstand gegen den Fürsten Bibesko aus, bis endlich im Septbr. türkische u. Octbr. russische Truppen die Stadt besetzten u. bis Mai 1851 hier blieben. Beim Ausbruch des Russisch-türkischen Krieges erfolgte im Juli 1853 eine abermalige Besitznahme der Stadt durch die Russen, die bis August 1854 dauerte, worauf eine österreichische Besatzung bis März 1857 in B. stationirte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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