Cadix

Cadix

Cadix (Cadiz, spr. Kadis), 1) Provinz in Spanien, der südlichste Theil des Landes u. der ehemaligen Provinz Andalusien, der mit der gegenüberliegenden Spitze von Afrika die Straße von Gibraltar bildet; grenzt im N. an die Provinz Huelva u. Sevilla, im O. an Granada u. das Mittelländische, im W. an das Atlantische Meer; auf der südlichsten Landzunge steht das feste Gibraltar, den Briten gehörig; gegen das Atlantische Meer ist das Cap Trafalgar; de Küsten bestehen meistens aus großen Salzümpfen, die auch fleißig ausgebeutet werden; der westliche Theil ist eben, der östliche hat die Sierra de Ronda u. del Pinar; der bedeutendste Fluß ist der Guadalete, der Guadalquivir berührt die Provinz nur in seinem unteren Lauf; diese Provinz soll der civilisirteste Theil vom ganzen südlichen Spanien sein; 423 QM. u. 358,500 Ew.; 2) Baivon C., zwischen der Westküste der Provinz u. dem nördlichen Theile der Isla de Leon; dieselbe ist an ihrem Eingange durch 2 gewaltige Forts, Castillo de San Sebastian u. Castillo de Sta. Camlina, die jetzt Staatsgefängnisse sind, gedeckt, an 12 Meilen im Umfange u. besteht aus 2 Theilen, dem Handelshafen u. dem Kriegshafen (Bai von Puntales) südlich darunter, wo der größte Theil der spanischen Flotte stationirt ist; der letztere steht durch den Kanal S. Piedro, der die Isla de Leon umzieht, wieder mit dem Atlantischen Meere in Verbindung; 3) Hauptstadt daselbst u. wichtige Festung auf der äußersten Spitze der Isla de Leon; sehr fest, gedeckt durch das genannte Fort von San Sebastian, noch anderen Befestigungen der Isla de Leon, in denen es liegt, u. durch viele, oft vom Wasser verdeckte Klippen, die eine Landung nur schwer u. an einzelnen Punkten erlauben; die eigentliche Stadt C. hat nur 2 Thore, das See- u. Landthor, u. ist auf den 3 Seiten, wo sie das Meer vor sich hat, mit einem 40 Fuß hohen, dicken Riesenwall mit bombenfesten Kasematten, welcher bes. 2 gegen Norden vorspingende Bastions hat, auf der sich an zweckmäßigen Punkten starke Batterien befinden, befestigt; gegen Süden sind aber mehrfache Reihen starker Werke, bes. 2 Bastionen durch 1 Curtine verbunden, angebracht, vor denen sich eine Vorstadt u. seit 1812 ein Durchstich (die Cortadura) befindet, über welchen eine eiserne Brücke führt, welche aber wieder durch ein starkes Werk vertheidigt wird. Die Küsten werden durch starke Forts vertheidigt. Dicht bei C., westlich der Stadt, liegt nämlich eine flache Sandhalbinsel, auf der sich das Fort S. Sebastiann. der Leuchtthurm erhebt, in NNOst der Stadt, an der Küste des Festlandes, das Fort Sta. Catalina, das den 6000 Schritte breiten Handelshafen von C. einigermaßen vertheidigt. Die Stadt C. hat einen Bischof, ist Sitz mehrerer Seebehörden u. des Tribunals für Colonialstreitigkeiten. Die Straßen sind ziemlich gerade, eng u. düster, aber sehr reinlich (die schönste Calla Aucha), 3 große u. 2 kleine Plätze (Piazzo S. Antonio) zieren die Stadt; die Häuser sind massiv, oben platt, mit Thürmchen u. Gärten verziert, Gallerien laufen um alle Stockwerke u. geben ihnen ganz ein afrikanisches Ansehn, jedes hat seine Cisterne zum Auffangen des Regenwassers (Trinkwasser wird von Puerto Maria geholt). C. hat ferner 2 Kathedralen (eine alte u. neue), 4 Pfarrkirchen mit trefflichen Gemälden, 3 Filialkirchen, 13 Klöster, größeres königliches u. mehrere kleinere Hospize, unter denen bes. nennenswerth ist das große Hospiz für Waisen, Alte u. Irre, mit Schulen, Arbeits- u. Spielplätzen; Zollhaus, Börse, Arsenal, öffentliche Bibliothek, Theater, Amphitheater für Stiergefechte (Hauptvergnügen der Ew.); C. besitzt eine Akademie mit Zeichnenschule u. Botanischem Garten, Mathematische, Nautische u. Pilotenschule, Chirurgische Lehranstalt, Sternwarte etc. Der Handel von C. ist sehr bedeutend u. erstreckt sich bes. auf Amerika u. alle europäischen, asiatischen u. afrikanischen Häfen; alle handeltreibende Nationen halten hier Consuln; von hier gehen regelmäßige Postdampfer nach Westindien, u. der Hafen ist zugleich Station für englische Dampfschiffe nach. u. von Ägypten. Ausfuhr bes. Xerezwein, Salz, Öl, getrocknete Früchte etc.; Gewerbe in dem, was sich auf Handel u. Schifffahrt bezieht, auch mehrere Luxusgewerbe, Tabak, einige Seidenfabriken, Gerbereien, auf der Landzunge große Salzwerke u. Weinbau. Spatziergänge auf den Wällen u. auf der Allee von Alameda, dicht am Wall von 4 Ulmenreihen. Die Ew. suchen außerhalb der Stadt, auf Landhäusern auf Isla de Leon u. zu Chiclana Erholung; das Klima ist sehr heiß u. durch den Wind von Afrika (Solano) zuweilen sehr beschwerlich. C. rechnet nach Reales de plata antigua (Silberrealen) à 34 Maravedis od. 16 Quartos, 1021/5 R. d. p. a. = 1 Mark s. köln., also 1 Real = 4 Sgr. 1,029 Pf.; besondere Münzen von C. kommen nicht vor. Maßen. Gewichte sind die castilischen, s. unter Spanien (Geogr.); 53,900 Einw. Vgl. Torino, Plano del puerto de Cadiz, Madr. 1789._– C. wurde von den Phöniciern aus Tyrus als Gaddirod. Gadeira gegründet. Es lag zum Theil auf dem Festlande, zum Theil auf der Trocadero, hatte Herculestempel u. war schon damals berühmte Handelsstadt. Den Phöniciern entrissen es die Carthager, welche C. zum Hauptpunkt ihres europäischen Handels machten u. von da aus ihre[548] Eroberungszüge unternahmen. Nach dem 2. Punischen Krieg kam es in die Gewalt der Römer, die es Gades nannten; Cäsar schenkte der Stadt das Bürgerrecht, sie war dann Municipalstadt u. hieß Augusta urbs Julia Gaditana. Die Gaditaner waren bekannt wegen ihres Luxus. Später wurde es von Gothen, Vandalen u. Mauren verwüstet, bis es von den Letzteren 1262 die Spanier wieder eroberten. C. war nun ein Hauptplatz des Handels mit Afrika u. erhielt nach der Entdeckung Amerika's noch mehr Wichtigkeit als Landungsplatz aller amerikanischen Schiffe. Die Engländer verbrannten unter Essex u. Raleigh dort die spanische Flotte 1596 u. plünderten u. verbrannten auch die Stadt, welche später von den Spaniern wieder aufgebaut u. mehr befestigt wurde. Ein anderer Angriff der Engländer 1702 mißlang zwar, aber seitdem die Engländer 1704 Gibraltar erobert hatten, sank der Handel von C. Den 8. Jan. 1780 Seeschlacht auf der Höhe von C. zwischen einer spanischen Flotte unter Admiral Langara u. dem britischen Admiral Rodney; den 22. Juli 1801 Seesieg der Engländer unter Admiral Saumarez über die Franzosen unter Lenoir (s. Französischer Revolutionskrieg). Bei der französischen Invasion fand die spanische Centraljunta hier ihren Zufluchtsort. Die Franzosen blockirten C. seit dem 4. Febr. 1810 erst unter Soult, dann unter Victor u. Sebastiani, vermochten aber nur die Forts Matagordo u. Catalina einzunehmen, u. Wellingtons Vorrücken zwang die Fra nzosen am 26. Aug. 1812 zur Aufhebung der Belagerung (s. Spanisch-portugiesischer Befreiungskrieg). Am 1. Jan. 1820 empörten sich auf Isla de Leon die nach Amerika zur Unterdrückung der dortigen Revolution bestimmten Regimenter, u. dies veranlaßte die Spanische Revolution (s. Spanien, Gesch.). 1823 flüchtete sich die Regierung der Cortes mit dem von ihr gefangen gehaltenen König am 14. Juni in diesen Platz als letzten Zufluchtsort; die Franzosen unter dem Herzog von Angouleme belagerten aber C., der Platz selbst ergab sich erst am 3. Oct. 1823. Dann bekam C. französische Besatzung u. behielt sie bis 1824. 1829 wurde es zum Freihafen erklärt, dies Vorrecht ihm aber 1832 wieder genommen. In dem Kriege der Carlisten fielen auch hier mehrmals unruhige Auftritte vor, bes. im Juli 1835; s. Spanien (Gesch.); 4) s. Cadiz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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