Neu-Guinēa

Neu-Guinēa

Neu-Guinēa (New Guinea, Papua), die größte Insel Polynesiens u. die größte Insel der Erde überhaupt, zwischen dem Indischen u. dem Stillen Ocean, nördlich vom Australcontinent gelegen, erstreckt sich von 0°30' bis 10°3' südl. Br. u. von 149° bis 169° östl. Länge (v. Ferro); 240 Meilen lang, 86 Meilen breit, verzweigt sich nach mehren Seiten hin in große Halbinseln; Flächenraum: 10,800 QM.; sehr gebirgig, namentlich im Norden u. Westen (hier das Gebirge Arfak mit Gipfeln bis zu 9000 Fuß), zum Theil vulkanisch; Vorgebirge: Goede Hoop (Gute Hoffnung, nördlichste Spitze), Cap William, Fishermann, Dory, Rodney u.a.; Busen: Geelvink, Huon, Mac Cluers-Inlet u.a.; ist zum Theil von Korallenriffen umgeben, hat reichliche Bewässernng, welche viele Wasserfälle bildet; Klima durchaus tropisch, auf den Bergen angenehm, in den Thälern oft drückend heiß. N.-G. gehört zu den reichsten, aber auch noch am wenigsten bekannten Theilen der Erde; das Innere ist noch gänzlich unerforscht; die Flora hat den Charakter des Indischen Archipel, außerordentlich üppige Vegetation, dichte Waldungen; die Fauna ist namentlich arm an Säugthieren; über Mineralreichthum ist noch nichts bekannt. Producte: Muskatnüsse, Palmen, Gewürze, Betel, Bambus, Südfrüchte, Benzoë, Drachenblut, Ebenholz, zahlreiche Edelhölzer etc., ferner Papagaien, Eisvögel, Paradiesvögel, Tauben (Krontauben), Reiher, Fettgänse, ebenso Schweine, Hunde, Schildkröten, Perlenmuscheln, viel Fische. Die Einw. scheinen sehr zahlreich zu sein u. sind Papuas, Malaien (namentlich an der Westküste), Alfurier (Harasoren, Arfakis, mehr nach dem Innern zu wohnend, sehr roh). Die Ersteren sind die zahlreichsten; sie tragen das Haar (darin einen Kamm) rund um den Kopf abstehend, nur einen Schurz um den Unterleib, in Nase u. Ohren ein Stück Holz od. Knochen. Ihre Wohnungen stehen auf Pfählen erhaben, die Fluth geht zwischen diesen durch; eine Brücke führt bis an die Uferstelle, welche von der Fluth nicht erreicht wird, sie enthalten ein ziemlich großes Vorhaus mit Thüren nach der Land- u. Seeseite, mehre Behältnisse für die verschiedenen Familien, die das Haus bewohnen. Auf der Seeseite ist ein Platz zur Trockenlegung der Kähne. Die Dörfer bestehen nur aus einem Paar solcher Hütten, in deren jeder vielleicht 70–80 Menschen wohnen. Die Hauptbeschäftigung der Männer ist Krieg (mit Pfeilen u. Bogen, Speeren, Keulen, Schleudern, auch eine Art Feuerröhre), Fischfang, Jagd; die der Weiber die Sorge fürs Haus, Weberei u. dgl.; das Kauen von Betel ist sehr gewöhnlich. Mit den Europäern stehen sie in gar keiner Verbindung, doch treiben sie mit den Bewohnern der Molukken schon seit Jahrhunderten Handel, auch scheint sich von dort her der Islam einigen Eingang verschafft zu haben; sonst ist über ihre Religion nichts bekannt. Auf die Westküste von N.-G. machen die molukkischen Fürsten von Ternate u. Tiddore Anspruch. Meerengen um N.-G. sind: Torres (neue Oststraße, Endeavour), trennt N.-G. von dem Australcontinent, 30 Meilen breit, u. Dampier, zwischen N.-G. u. Neu-Britannien, von Dampier entdeckt 1652. Inseln um N.-G., in u. vor dem Busen Geelvink: Schouten, Gruppe von 20 Inseln; westlich: Salawatty (Salwatty), Waigamme (Waigiu, Wagin); östlich: Rich, die Dampiersgruppe (mit Rook u.a.); nördlich: Ruib, Balbacos (Gruppe), Mysol (Meisol), Basses (tausend Inseln); Mispaln, Arau u.a.; südlich: Arngruppe, Anau, auch zu den Bandainseln gerechnet, Carpentaria.

Arabische Schiffe sollen N.-G. zuerst gefunden haben; unter den Europäern sahen zuerst 1511 die Portugiesen Anton Ambren u. Francisco Serrano diese Insel, 1526 G. de Meneses, 1527 der Spanier Alvaro de Saavedra u. nannte den Westtheil Papualand, den Osttheil Goldinsel; 1528 besuchte es Urbanetta, 1545 Inigo Ortiz de Rez den nördlichen Theil u. gab demselben den Namen N.-G.; 1606 fuhr Torres zuerst durch die nach ihm benannte Straße; mehre Seefahrer, 1774 Forrest, auch Cook, besuchten es, aber ihre Nachrichten davon sind sehr spärlich. 1828 nahmen die Niederländer, welche schon einigen Verkehr mit den Insulanern gehabt hatten, einen Theil der Westküste in Besitz u. gründeten die Colonie Merkusoordt; auch der Niederländer Modera besuchte damals einen Theil der Süd- u. Westküste. 1836 wurde die Colonie ihrer Zwecklosigkeit u. Kostspieligkeit wegen wieder aufgegeben. Vgl. Forest, A voyage to New Guinea, Lond. 1779; Fleurien, Découvertes des Français en 1788 et 1789 dans le sudest de la Nouvelle Guinée, Par. 1790.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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