Chateaubriand [2]

Chateaubriand [2]

Chateaubriand (spr. Schatohbriang), François Auguste, Vicomte de Ch., geb. 4. Septbr. 1769 auf seinem väterlichen Schlosse Combourg in der Bretagne, wurde 1786 Soldat u. schon 1787 Hauptmann, bereiste 1790 Nordamerika u. drang bis zum. Stillen Meere vor, kehrte 1792 nach Europa zurück, focht in Condés Heere, lebte dann dürftig in England von Übersetzen u. Unterrichtgeben u. begann zugleich seine schriftstellerische Laufbahn mit einer Schrift über die alten u. modernen Revolutionen, welche indeß unbeachtet blieb. Bei einer Reise durch Deutschland 1790 wurde er von den Österreichern verhaftet, jedoch bald wieder freigelassen. Nach dem 18. Brumaire kehrte er nach Frankreich zurück, wo er Mitredacteur des Mercure de France wurde. Er wandte sich dann zur diplomatischen Carrière u. wurde 1802 Gesandtschaftssecretär in Rom; 1804 ernannte ihn Napoleon zum Gesandten bei der Republik Wallis. Nach der Hinrichtung des Herzogs von Enghien konnte er sich nicht dazu verstehen, länger im Napoleonischen Staatsdienste zu bleiben, nahm seine Entlassung u. bereiste 1806–7 Palästina, Nordafrika u. Spanien. Nach seiner Rückkehr lebte er auf seinem Landgute bei Aulney u. schrieb dort ein Buch über seine. Reise, welches seinen literarischen Ruhm begründete. Bei Napoleons Sturz 1814 zeigte er in einer Flugschrift: De Buonaparte et des Bourbons, Par; 1814 (fast in alle europäische Sprachen übersetzt), die Nothwendigkeit, die Bourbons zurückzuberufen; ging 1815 mit Ludwig XVIII. nach Gent u. wurde vom Könige zum Minister u. im August 1815 zum Pair ernannt. Er nahm nun entschieden die Partei der Royalisten, entzweite sich indeß als Anhänger der constitutionellen Monarchie mit Decazes wegen der Auflösung der Chambre introuvable u. erhielt 1816 in Folge seiner Schrift: De la monarchie selon la charte, Par. 1816, seine Entlassung. Als Decazes fiel, wurde Ch. 1820 Gesandter in Berlin, im April 1821 wieder Minister, nahm jedoch im August seine Entlassung. 1822 kurze Zeit Gesandter in London, begab er sich in gleicher Eigenschaft zum Congreß von Verona, wurde 1823 Minister des Auswärtigen u. wirkte als solcher für die energische Führung des spanischen Restaurationskrieges. – Mit Villèle entzweit, wurde er im Juni 1824 entlassen. Durch seine Reden in der Pairskammer u. durch seine Artikel im Journal des débats trug er wesentlich zum Sturze Villèles bei u. gab dem parlamentarischen Leben Frankreichs als. Führer der Chartisten einen großartigen Aufschwung. Vornehmlich[882] ging er darauf aus, die Abschaffung der Censur u. die Befreiung Griechenlands herbeizuführen. Obwohl er Karl X. bei dessen Regierungsantritte durch seine Schrift: Le roi est mort, vive le roi, einen nicht geringen Dienst leistete, so war er dem Könige als Minister seines Liberalismus wegen nicht genehm, erhielt aber den wichtigen Gesandtschaftsposten in Rom, welchen er 1829 unter Polignac's Ministerium, als dieses die Charte bedrohte, aufgab. Nach der Julirevolution 1830 nahm er sich der gefallenen Königsfamilie lebhaft an; deshalb vor Gericht gezogen, wurde er von den Geschworenen freigesprochen u. wanderte nach der Schweiz aus. Hier lebte er den Studien, als ihn die Gefangennahme der Herzogin von Berry abermals nach Paris zurückrief, wo er seinen ganzen Einfluß zu Gunsten der Gefangenen aufbot. Im Jahre 1833 u. 1834 begab er sich zu Karl X. nach Prag. Unerschütterlich in seinen politischen Überzeugungen denen er bereitwillig jede Aussicht auf eine glänzende Stellung im Leben opferte, von der strengsten Loyalität beseelt, hielt er treu zur legitimistischen Partei, der er eine gewichtige Stütze war u. als deren Haupt er mit Recht anerkannt wurde. Mit literarischen Arbeiten beschäftigt, lebte er zurückgezogen größtentheils in der Schweiz u. st. am 4. Juli 1848. Als Dichter ist er vorzüglich durch: Atala, Par. 1801 (deutsch von Kramer, Lpz. 1805); René, Par. 1802 (deutsch Lpz. 1802); Les Martyrs, Par. 1809, 2 Bde. (deutsch von Th. von Haupt, Darmst. 1809 f., u. von Haßler, 2. A. Freib. 1816, 3 Bde.); u. Genie du christianisme, Lond. 1802 (deutsch von Schneller, Freib. 1856, u. von Venturini, welches dem Romanticismus der Französischen Literatur die Bahn brach) bekannt. Als politischer Schriftsteller zeichnete er sich außer den genannten Schriften aus durch: Essai sur les révolutions anciennes et modernes, Lond. 1797, n. A. 1815 (dessen Grundsätze er später perhorrescirte); Réflexions sur quelques brochures du jour. Par. 1814; Remarquessur les affaires du moment, ebd. 1818; Mém. touchants la vie et la mort du Duc de Berry, ebd. 1820; Le roi est mort, vive le roi, ebd. 1824; De l'abolition de la censure, ebd. 1824; De la restauration et de la monarchie elective, 1831; Essai sur la lit. anglaise, 1836, 2 Bde.; Congres de Vérone, 1838, 2 Bde.; La vie de Rancé, 1844, etc.; Itinéraire de Paris à Jerusalem et de Jerus. à Paris, 1811, 3 Bde. (deutsch von Meth. Müller u. G. Lindau, Lpz. 1811), u. Souvenirs d'Italie, d'Angleterre et d'Amérique, Lond. 1815, 2 Bde. (deutsch, n. Ausg. von Lindau, Dresd. 1816); er übersetzte auch Milton (1837). Seine sämmtlichen Werke erschienen Par. 1826_–31, 52 Bde., 1829–31, 30 Bde. (deutsch von L. von Kronfels, Schnetzler u. And., Freib. 1827–32,53 Bdchn.). Er erhielt für dieselben ein Honorar von 1/2 Mill. Fr. Seine Mĕmoires d'outre-tombe, Par. 1849–50, 12 Bde. (deutsch von L. Meyer, Lpz. 1852, 4 Bde.); Lebensbeschreibung von Marin, Par. 1832, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • chateaubriand — [sha tō΄brē än′] n. [after CHATEAUBRIAND Vicomte François René de] a thick beef fillet cut from the center of the tenderloin, usually grilled and served with a sauce …   English World dictionary

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  • Chateaubriand — (spr. schatobrisáng), François René (nicht Auguste), Vicomte de, berühmter franz. Schriftsteller und Staatsmann, geb. 4. Sept. 1768 zu St. Malo in der Bretagne, gest. 4. Juli 1848 in Paris, stammte aus altadliger Familie, besuchte die Collèges zu …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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