Chemnitz [2]

Chemnitz [2]

Chemnitz, 1) (Martin, lat. Chemnitius), geb. 9. Nov. 1522 in Treuenbriezen; erlernte erst das Tuchmacherhandwerk, besuchte seit 1539 die Schule in Magdeburg, wurde 1542 Schullehrer in Kalbe u. 1544 in Wrietzen: studirte 1545–47 in Wittenberg Mathematik u. Astrologie, wurde 1548 Rector in Königsberg in Preußen u. 1550 Bibliothekar des Herzogs Albrecht. Hier studirte er bes. die Theologie. Im Streite über die Rechtfertigungslehre Gegner Osianders, mußte er diesem 1553 weichen, lehrte nun in Wittenberg Dogmatik u. wurde 1554 Prediger in Braunschweig. Seine Schrift: Theologiae Jesuitarum praecipua capita (Greifsw. 1562) verwickelte ihn in einen Streit mit den Katholiken, in dem er sein Examen consilii Tridentinum, Greifsw. 1565 f., 4 Bde., Frankf. 1707, Fol., schrieb. Nach Melanchthons Tode bewies er sich streng lutherisch, da er 1566 mit Mörlin das Corpus doctrinae Prutenicae als symbolisches Buch für Preußen u., nachdem er 1567 Superintendent in Braunschweig geworden war, die 1571 zu Wolfenbüttel angenommene Confession der Niedersächsischen Kirchen abfaßte, bes. aber in der 1579 von ihm entworfenen Concordienformel. Er legte 1585 sein Amt nieder u. starb 8. April 1586. Er schr. noch: Loci communes, herausgeg. von Leyser, Frankf. 1591, 3 Bde.,[908] Wittenb. 1615, 1623, 1690 u.ö. (daraus Repetitio Chemnitiana, ein Lehrbuch von B. Menzer ausgezogen, Gießen 1608 u.ö.); Repetitio sanae doctrinae de vera praesentia corporis et sanguinis Domini in coena sacra, Lpz. 1561; Die führnehmsten Hauptstücke der christlichen Lehre, Wolfenb. 1569 u.ö. (lat. von Zanger 1671); De duabus in Christo naturis, Jena 1570; Harmonia evangeliorum, von Leyser u. Gerhard vollendet, n. A. Hamb. 1704, 3 Bde., Fol. (deutsch von Nicolai, 2 Bde.). 2) Bogislav Philippa. Ch., Enkel des Vor., geb. 1605 in Stettin; trat in holländische u. später in schwedische Kriegsdienste; wurde Historiograph von Schweden u. von der Königin Christine 1648 geadelt; er starb 1678 auf seinem Gute Hallstad. Er schr.: Der schwedische Krieg in Deutschland, 1. Bd. Stettin 1648 (lateinisch ebd. 1648, Fol.), 2. Bd. Stockholm 1653, Fol.; als Hippolytus a Lapide: De ratione status in imperio nostro romano-germanico, 1640, 2. A. Freist. (Amst.) 1647 (französisch von Bourgeois de Chastenet, 1712, 2 Bde., u. von S. Formey, Haag 1762, 3 Bde.). 3) Johann Arzt im Braunschweigischen im 17. Jahrh., der zuerst die dortige Flora beschrieb in: Index plantarum circa Brunsvigam nase., Braunschw. 1654. 4) Johann Hieronymus, geb. 1730 in Magdeburg, Geistlicher, st. 1800 in Kopenhagen; er schr.: Systematisches Conchyliencabinet, geordnet u. beschrieben von Martini, Nürnb. 1769–96, 11 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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