Cid

Cid

Cid (spr. Sid, v. arab., d. i. Herr), eigentlich Don Rodrigo od. Ruy Diaz, Graf von Bivar, mit dem Beinamen der Cid (Herr) u. Campeador, d. i. Vorkämpfer (lat. Rodericus campiductus), ist der in Liedern u. Sagen hochgefeierte Nationalheld Spaniens; das Leben u. der Charakter des C. erscheint in den, verschiedenen Zeiten angehörigen Romanzen u. Erzählungen der Spanier nicht immer in derselben Weise, u. das Volkslied hat den Helden mit manchen ihm fremden Zügen ausgestattet, auch seine Thaten u. Erlebnisse romanhaft ausgeschmückt. Nach den ältesten, im 16. Jahrh. aufgezeichneten Romanzen, deren Inhalt am meisten Verwandtschaft mit den ursprünglichen verlorengegangenen Volksliedern haben muß, ist der C. der Sohn eines Müllers od. ein Bastard, von Diego Lainez mit einem Bauernmädchen gezeugt, trotzig u. kühn selbst dem Könige gegenüber, dem er als Vasall zu dienen sich weigert. Spätere Romanzen, welche den Nachrichten der Chronisten sich anschließen, machen den C. zu einem treuen Vasallen u. Diener des Königs, dessen Befehlen er ohne Anstand Folge leistete; noch unterthäniger erscheint er in den jüngsten Romanzen, welche von seiner rauhen Kriegernatur nichts wissen, sondern ihn als schmiegsamen Hofcavalier, welchem die Gunst seines Königs das Höchste ist, darstellen. Mönchische Einflüsse umkleiden den Helden in dieser späteren Zeit mit einem Heiligenschein u. verflechten in die Erzählung seiner Thaten legendenartige Züge. Am bekanntesten ist die Darstellung seines Lebens, welcher Her der bei seiner deutschen Bearbeitung der spanischen Romanzen folgte; darnach ist der C., Sohn des Diego (geb. 1026); Graf Gormaz, eifersüchtig auf den Ruhm des Vaters des C-s, besiegte diesen im Zweikampf u. höhnte ihn; der C. rächte seinen Vater u. erschlug Gormaz. Ximene, des Gormaz Tochter, klagte, obschon mit dem C. in Liebesverständniß, ihn beim Könige Ferdinand I. an, u. dieser verbannte ihn. Als aber 5 maurische Könige in Castilien einfielen, zog der C. auf seinem Roß Babieca mit seinen Vasallen aus, schlug sie u. schickte die 5 gefangenen Fürsten an Ferdinands Hof. Dieser rief ihn zurück u. verband den C. mit Ximene. Tapfer focht der C. nun für Ferdinand, u. ihm verdankte derselbe die Vereinigung von Gallicien, Leon u. Oviedo mit Castilien. Ferdinands letzter Wille theilte das Reich unter seine 3 Söhne; der C. blieb auf der Seite Sanchos, Königs von Castilien, u. befehligte seit 1067 dessen Heer bei dem bald ausbrechenden Bruderkriege, u. als Sancho 1072 durch Meuchelmord gefallen war, bestieg König Alfons von Leon den castilischen Thron, nachdem ihn der C. in Burgos hatte schwören lassen, daß er an dem Morde seines Bruders unschuldig sei. Aber der König grollte dem C., weil er den Reinigungseid von ihm gefordert hatte, u. obgleich ihm der C. treue u. wichtige Dienste leistete, verbannte er ihn doch, den Verleumdungen der Neider desselben Gehör gebend, aus seinen Staaten. Mit 300 Mann wandte sich der Verbannte nach Saragossa, lebte dort 9 Jahre, die maurischen Könige des Stammes Beni-Hâd gegen ihre Feinde, Mauren sowohl wie Christen, unterstützend (die Mauren gaben ihm den Beinamen Sid, d. i. Herr u. Eltâghijat, d. i. Herrscher), bis der König, 1087 bei Badajoz von den Mauren geschlagen, ihn zurückrief. Von Neuem siegte er für Alfons, doch wieder verleumdet, wurde er zum zweiten Mal verbannt u. seines Vermögens beraubt. Er siedelte sich darauf bei Teruel in Aragonien an u. stritt unabhängig gegen die Mauren, ja setzte den Streit noch fort, als der König alle die Seinen von ihm abberief, u. verpfändete hierbei, unter dem Vorgeben, Gold in Kisten verschlossen hinzugeben, Kisten mit Sand gefüllt an die Juden, sammelte ein Heer, eroberte 1094 Valencia u. sandte, seiner Lehnspflicht treu, dem König Alfons einen Theil der Beute, siegte nun von Neuem mit dem König Don Pedro von Aragonien über die Mauren u. erhielt von Alfons Verzeihung. Zwei Grafen Carrion warhen um seine Töchter, erhielten dieselben, nahmen ihnen aber ihre Mitgift u. verließen sie nach Mißhandlungen. Der C. forderte die schändlichen Schwiegersöhne u. ihren Oheim zum Zweikampf u. besiegte sie, von zwei anderen Rittern unterstützt, ließ ihnen aber das Leben. Die letzte Waffenthat des C. war die Eroberung von Murviedro 1098: er st. in Valencia 1099. Valencia wurde kurz nach seinem Tode noch einmal von den Mauren ange griffen; da setzte man den C. in seim wohlbekannten Waffenschmuck auf sein Roß Babieca, gab ihm sein Schwert Tizona in die Hand u. die Mauren flohen, durch des C-s Anblick in Schrecken gesetzt. Den Leichnam brachte man nach St. Pedro di Cordona, wo er bei den: seiner 1104 gestorbenen Gemahlin ruht (1850 wollte man beider Asche in Burgos aufgefunden haben). Im Vorhof des Klosters ist sein treues Roß Babieca begraben. Nach historischen Nachrichten soll er zwei Gemahlinnen gehabt haben, von denen die erste des Gormaz Tochter, die zweite (auch Ximene) des Alfons Nichte war. Von seinen zwei Töchtern heirathete Christine den[141] Infanten Ramiro von Navarra u. Maria den Grafen Ramon Berengar III. von Barcelona, u. wurde so Ahnherr des spanischen Königsgeschlechts. Schon im 12. Jahrh. erschien ein Gedicht: Poema, del Cid el Campeador, abgedruckt unter andern in Schubarts Biblioteca castellana, portugues y provenzal u. Ochoas Collecion de poesias castell. anteriores al siglo XV., deutsch von Wolff, Jena 1850; später, zu Anfang des 16. Jahrh., wurden die Romanzen auf den C. von Fernando del Castillo gesammelt, auch 1613 von Escobar u. 1614 von Pedro de Florez herausgegeben; vollständig gesammelt in Durau's Romancero general. Es sind über 100 vorhanden; 70 davon sind von Herder in seinem C., Tüb. 1806, übersetzt; dann von Duttenhofer, Lpz. 1841, 2. A. Berl. 1852; von Regis, Stuttg. 1842; historisch behandelt, aus dem 13. Jahrh., in Gesta Roderici Campidocti u. Genealogia del Cid Ruy Diaz, herausgeg. von Manuel Risco, Madr. 1792. Die Echtheit dieser Darstellung wurde von Masden, welcher den C. für eine erdichtete Persönlichkeit hielt, heftig angegriffen, u. Masdens Ansicht fand viele Anhänger, bis die verlorene Handschrift in neuerer Zeit von Gotth. Heine in Berlin wieder aufgefunden wurde. Bekannt ist das Trauerspiel Corneilles: Der Eid. In Spanien ist das Leben des C. mehrfach beschrieben worden, u.a.: Cronica del famoso cavallero Cid Ruy Diaz Campeador, Sevilla 1498, n. Ausg. Burg. 1593, Fol., von Huber Marb. 1844. Auch Joh. von Müller bearbeitete die Geschichte des C. nach historischen Quellen im 25. Bd. der Werke.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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