Cochin [1]

Cochin [1]

Cochin (spr. Kotschin), 1) Königreich an der Südwestspitze Vorderindiens, benannt nach der früheren (jetzt britischen) Hauptstadt gleiches Namens; von dem britischen District Malabar, der Arabischen See u. dem Gebiet von Travancore umgrenzt; 931/2 QM. groß, zum größten Theil gebirgig durch die westlichen Ghats, die Seeküste ist durch viele Küstenseen u. Lagunen (von den Engländern Backwaters genannt) zerrissen, welche die zahlreichen von den Ghats herabkommenden Flüsse aufnehmen u. an 3 Punkten, bei der Stadt C., bei Cranganore (od. Kodungalore) u. bei Chetuwaya (od. Chatwye) mit dem Meere in Verbindung stehen. Die Umlande u. Inseln dieser Lagunen sind sehr sumpfig, aber mit Cocospalmen u. Reisfeldern bedeckt. Im obern Theile des Fürstenthums befinden sich herrliche Wälder von Teak- u. von Peonholz; angebaut wird außer Reis noch Pfeffer, Cardamomen, Betelnüsse, Ingwer, Yams, Arrowroot etc.; trefflicher Kaffee u. eine geringere Sorte Baumwolle wird nur in kleineren Quantitäten angebaut, ebenso Zuckerrohr, das jedoch nicht zu Zucker versotten wird. Das Thierreich ist durch Elephanten u. Tiger von enormer Größe, von Büffeln, Schweinen, Wild verschiedener Art, vielerlei Arten von Affen, Papageien vertreten; giftige Schlangen u. Alligators sind zahllos. Die hauptsächlichsten Ausfuhrproducte sind Reis, Pfeffer, Cardamomen u. Bauholz. Das Monopol für Pfeffer u. Cardamom besitzt der Radscha; demselben gehören auch fast alle Forsten, aus denen er jährlich 80,000 Rupien löst. Die 288,176 Ew. wohnen in 53,720 Häusern, u. sind sehr in Kasten u. Unterkasten zersplittert. Obenan stehen die Namboorles od. Brahminen, dann folgen die Nairs u. weiter abwärts andere Kasten, wie die Chagowias u. Kanakas, die Moognas (Fischer), endlich die Pellers od. mit dem Boden verkäuflichen Sklaven. Dazu kommen noch die syrischen Christen (Thomaschristen) od. Jakobiden; Katholiken, meist von Portugiesen abstammend od. von diesen bekehrte Eingeborene; sogenannte schwarze Juden u. Mohammedaner in geringer Anzahl. Die Brahminen haben 2734 Cultusstätten, die Moslems 31, die Juden 8, die Christen 108. Die verbreitetste Sprache ist das Malayalam; es ist in 69 Schulen die Lehrsprache. C. wurde schon im 16. Jahrh. den Portugiesen zinspflichtig. Die gleichnamige Hauptstadt wurde 1662 von den Holländern genommen, unter denen sie zur Blüthe gelangte; das übrige Land blieb im Besitz des Radscha, bis dieser 1776 dem Hyder-Ali von Mysore zinspflichtig wurde. 1792 trat er gegen einen jährlichen Tribut von 100,000 Rupien, zu welchem 1809 noch 176,037 Rupien Subsidiengelder für ein Bataillon Infanterie kamen, in dasselbe Abhängigkeitsverhältniß zur Ostindischen Compagnie. Später wurde die Gesammtsumme auf 240,000 Rupien od. die Hälfte der Jahreseinkünfte herabgesetzt. Seit 1839, wo der damalige Radscha unter britische Curatel gestellt wurde, ist das Land in raschem Aufblühen begriffen. Der gegenwärtige Radscha wurde 1859 installirt. Der Staat zerfällt in 8 Talooks od. Districte; die wichtigsten Städte sind Trichoor, Cranganore, Chittoor, Vullarapullai, Verapoli, Vaipu, Aikota, Edapali u. Tiripunaitorai. Britisches Besitzthum u. zum District Malabar der Präsidentschaft Madras gehörig ist die ehemalige 2) Hauptstadt Cochin, auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Meere u. dem Backwater gelegen, 35,000 Ew.; Citadelle, Hafen, nächst Bombay der einzige an der Westküste Indiens, in welchem größere Kriegs- u. Handelsschiffe (aus Teakholz) erbaut werden; lebhafter Handel. Unter den Portugiesen, welche die Stadt bereits 1503 eroberten, mehr noch unter den Holländern war C. eine schöne Stadt mit blühen dem Handel, bis 1796 die Briten dieselbe besetzten u. 1806 die Festungswerke u. öffentlichen Gebäude demolirten. Die portugiesische Kathedrale wurde schon unter den Holländern in ein Waarenhaus verwandelt; die holländische Kirche haben jetzt die Anglikaner inne. Die Juden haben in C. eine Synagoge.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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