Niger [2]

Niger [2]

Niger, 1) (Nigir, a. Geogr.), Fluß, der im Südosten Afrikas, aus dem Gebirg Thala entsprang, dann sich westlich wandte u. seinen 400 geographische Meilen langen Lauf endigte, indem der östliche Arm durch unbekannte Gegenden, der westliche durch sehr volkreiche Länder floß, mit Bildungen des Sees Nigrītis, am östlichen Fuße des Mandrus, jetzt wahrscheinlich der See Dibbeh od. Schwarze See. Wie überhaupt die Alten von dem Innern Afrikas eine sehr unvollkommene Kenntniß hatten, so sind auch ihre Ansichten vom N. ganz unzuverlässig; nach Ptolemäos ergossen sich vier große Flüsse in den N.; rechts zwei von Norden u. ein aus Osten kommender. An ihm saß die nördlichste äthiopische Nation der Nigrītä, im heutigen Soudan, mit der Hauptstadt Nigira; 2) (n. Geogr.), der bei den Europäern gebräuchlichste Namen für den größten Strom im westlichen Afrika. Nur theilweise in seinem Laufe bekannt, hat der N. bis auf die Gegenwart ein geographisches Problem gebildet, dessen völlige Lösung erst den neueren u. neuesten Reisenden in den centralen Theilen Nordafrikas geglückt ist. Der Strom entspringt, wie man annimmt, hauptsächlich aus zwei Quellflüssen, von denen der eine Tembi heißt u. nach der 1822 von Laing gemachten Entdeckung am Berge Loma entsteht, während der andere den Namen Ahmar führt u. an der Westseite eines hohen Gebirges im Innern Ober. Guineas, etwa unter 8° nördl. Br. im Lande Ganana, entquillt. Unter dem Namen Dscholiba (Joliba) durchströmt dann der vereinigte Fluß in nordöstlicher Richtung das Bergland der Mandingo u. das Reich Bambara, die Städte Courouassa, Kaniaba, Bammaku, Jamina, Sego u. Sansanding berührend, verstärkt sich durch zahlreiche Gebirgsströme, namentlich durch den Jendau, Milo, Lin, Surano, Ba-Nimma (rechts) u. den Tankisso, Gosen u. Zair links, u. wächst zu einem bedeutenden Strome an, der schon von Marabu an selbst für größere Fahrzeuge schiffbar ist. Unterhalb Sanhading tritt sodann der Strom in das Fellatahreich Massina ein, theilt sich in mehre Arme, welche die große Insel Massina umschließen, u. nimmt nach seiner Wiedervereinigung bei Issaka den Namen Issa an. Bald theilt sich der Strom von Neuem in viele Arme, zahlreiche Inseln bildend, durchströmt od. bildet den großen Debusee (Dibbie) u. umschließt von Iowarn an mit seinen beiden Hauptarmen (den Majo ranneo, d.h. d.h. Schwarzer Fluß, im Süden) die große Insel Djimbala, nimmt rechts den Fluß von Saraijamo auf, wobei er die Insel Kora bildet, durchströmt sodann in einer großen Biegung sich nach Osten wendend von Timbuktu an den südlichsten Theil der Sahara u. führt auf dieser Strecke auch den Namen Eghirreu. Sodann durchfließt der Strom das Gebiet der Sonrai u. wendet sich fast unter dem Meridian von Greenwich nach Südsüdost, nimmt rechts die Flüsse Goredjende, Kassanni u. Schirbe auf u. tritt bei Birni in das Fellatahreich Gando ein, nun Kuara (Kowara od. Quorra) genannt. Außer andern Flüssen gehen ihm hier rechts der Oly u. Mussa, links der Fluß von Sokoto, der von Jauri, der Majarrav, Kaduna, Romsi, Lafun u. endlich der Binue (Tschadda), sein bedeutendster Nebenfluß zu, worauf er eine rein südliche Richtung annimmt u. in vielen Armen, vielleicht das größte Delta der Erde bildend, in den Meerbusen von Guinea mündet. Vom Debusee an hat der Fluß meist flache Ufer, welche er zur Regenzeit weithin überschwemmt. Zwischen Timbuktu u. Jauri (11° nördlicher Breite) aber bildet er mehre Stromschnellen u. kleine Wasserfälle, durchbricht südlich von Jauri mit großem Ungestüm eine große Gebirgskette u. ist daher auf diesem Theile seines Laufes nicht schiffbar. Nachdem der Strom auch zwischen Bussa u. Rabba noch mehre Stromschnellen gebildet hat, tritt sein Bett wieder in flaches Land ein, wird breit u. umschließt viele Inseln u. durchbricht sodann unterhalb der Einmündung des Binue in einer engen Thalschlucht den Kong (Gebirge). Von den 23) Mündungsarmen, die sich schon mehr als 30 Meilen von der Mündung entfernt abzweigen, sind die hauptsächlichsten: die Formosa od. Benin-, Escravos-, Forcados od. Wari-, Ramos-, Dodo-, Pennington-, Middletou-, Nunmündung (die letztere die zur Schifffahrt benutzte), ferner die Bento- od. Braff-, S. Nicolas-, Sta. Barbara-, S. Bartolommeo-, Sombrero-, Neu-Caladar-, Bonny- u. Andonymündung. Das Delta mag einen Flächengehalt von etwa 1500 QM. haben, die Stromlänge berechnet man auf 650 Meilen, das Stromgebiet auf 34,000 QM. Die Schiffbarkeit des N., im mittleren Theile durch die erwähnten Stromschnellen gehemmt, gewinnt dadurch an Bedeutung, daß der Nebenfluß Binue weit hinauf leicht fahrbar ist u. so eine u. zwar die einzige Fahrstraße nach dem centralen Theile Nordafrikas gewährt. Die Explorationen des Nigerlaufes hatten sich schon fast alle im Innern Afrikas Reisende als Aufgabe gestellt; so Mungo Park, Hornemann, Oudney, Clapperton, Denham, Laing, Caillé, dann die Gebrüder Lander, welche 1830 den Strom in Booten hinauf fuhren, bis an die Stromschnellen von Jauri u. dann abwärts bis zum Meere, wodurch die Sage, der N. verschwinde im Innern in einem See, widerlegt wurde; eine abermalige Nigerexpedition unter Lander 1833 gelangte mit ihren Dampfern bis Rabba u. Bekrost kam 1840 mit einem Dampfer bis nahe an Bussa. Doch alle diese u. auch die in den nächsten beiden Jahren unternommenen Expeditionen trugen zur Aufklärung über die Nutzbarkeit des N. zur Schifffahrt nicht so viel bei als Barths 1851 gemachte Entdeckung des Binue, welche die Anregung zu der von Baikin 1854 ausgeführten Befahrung u. Untersuchung des Binue gab. Baikin fuhr eine Strecke von mehr als 145 Meilen mit seinem Dampfer den Nunarm u. dann den Binue hinauf, u. es wurde nicht nur der Lauf des Flusses, dessen Tiefe etc. erkundet u. bestimmt, sondern auch die Gewißheit erlangt, daß in Zukunft ein sehr gewinnbringender Handel (namentlich mit Palmöl) mit den meist freundlichen Einwohnern der angrenzenden productenreichen [950] Landschaften stattfinden kann. Eine neue Expedition, welche seit 1857 wiederum unter Baikin den N. befährt u. den Versuch machte, den Hauptstrom nach Timbuktu hinauf zu gelangen, hat nur die erneute Bestätigung gewährt, daß die Schiffbarkeit nur bis Rabba möglich, dann aber durch Stromschnellen u. Klippen unmöglich ist. Vgl. Lanoye, Le Niger et les explorations de l'Afrique centrale depuis Mungo-Park jusqu'au Dr. Barth, Par. 1860.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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