Daun [2]

Daun [2]

Daun, alte Familie, welche aus der Eifelgegend stammt u. ihr Geschlecht bis in das 8. Jahrh. zurückführt. Philipp Ernst siedelte nach Österreich über u. wurde 1655 in den Grafenstand erhoben; sein Sohn, Wilhelm Johann Anton (st. 1706 als Feldmarschall), erhielt auch das Incolat in Böhmen u. wurde 1688 Magnat in Ungarn. Seine drei Söhne stifteten drei Linien: A) Erste Linie: 1) Wirich Philipp Lorenz, Graf D., Marchese von Rivoli, des Obigen ältester Sohn, geb. 1668, trat früh in österreichische Kriegsdienste, stieg bis zum General u. vertheidigte 1706 Turin als Feldmarschalllieutenant gegen die Franzosen, bis er vom Prinzen Eugen entsetzt wurde. Deshalb erhielt er 1707 von Savoyen das Marchesat Rivoli. 1707 eroberte er als Feldzeugmeister Pavia u. das Königreich Neapel; 1708 erhielt er das Obercommando in Italien u. verjagte Villars aus der Lombardei u. nöthigte Clemens XI. 1709 zum Frieden. Unglücklicher war der Feldzug von 1710; dennoch schenkte ihm Karl III. das neapolitanische Fürstenthum Thiano u. ernannte ihn. 1713 zum Vicekönig von Neapel, wo er sich die Liebe des Volkes erwarb. 1719 wurde er Commandant in Wien, später Gouverneur in den Niederlanden, dann Gouverneur von Mailand. Als solcher hatte er sich von Sardinien, das bei der polnischen Königswahl unvermuthet als Alliirter von Frankreich auftrat, hintergehen lassen u. fiel deshalb bis 1737 in Ungnade. Er st. 1741. 2) Leopold Joseph Maria, Graf von D., geb. 25. Sept. 1705 in Wien, jüngster Sohn des Vor., nahm, zum Geistlichen bestimmt, aus Neigung das Malteserkreuz u. trat in österreichische Dieafte, wurde 1725 Oberst, später Generalmajor, stieg 1737 im Kriege gegen die Türken, unter dem Feldmarschall von Seckendorff, zum Feldmarschalllieutenant, focht im Österreichischen Erbfolgekriege Anfangs gegen Preußen in Schlesien, dann aber unter dem Prinzen Karl von Lothringen gegen die Franzosen u. wurde Feldzeugmeister. Nun legte er das Malteserkreuz ab u. heirathete die Gräfin Fux. 1746 commandirte er in den Niederlanden, wurde 1748 Geheimer Rath u. 1754 Feldmarschall. Im Siebenjährigen Krieg siegte er 1757 bei Kollin, entsetzte 1758 Olmütz, überfiel Friedrich II. bei Hochkirch u. nahm 1759 den General Fink bei Maxen gefangen; dagegen wurde er bei Leuthen 1757 u. bei Torgau 1760 geschlagen, s. Siebenjähriger Krieg. Er st. 5. Febr. 1766 in Wien. Seine Bedachtsamkeit machte ihn auf der einen Seite zu einem gefährlichen Gegner Friedrichs II. im Felde, auf der anderen Seite gab er dadurch dem König Gelegenheit, sich, da er nie nach erfochtenem Vortheil den Feind durch kübne Verfolgung zu vernichten wagte, aus den ihn damals umringenden Gefahren zu retten. Mit Recht wird er für den Verbesserer der österreichischen Infanterie gehalten; auch verdankt ihm die Militärakademie in Wienerisch-Neustadt ihren Ursprung. Vgl. Leben u. Thaten des Grafen von D., Frankf. 1759, 2 Thle. 3) Graf Franz, Sohn des Vor., geb. 1746, war k. k. Oberst u. st. 1771; er war vermählt mit Franziska, geb. Gräfin von Auersperg. 4) Graf Joseph Franz, Sohn des Vor., geb. 1771, war Fürst zu Thiano, Domprobst zu Salzburg u. Domherr in Passau; er st. 1851 u. mit ihm starb diese Linie aus. B) Zweite Linie (Reichard-Daunsche Nebenlinie), gegründet von 5) Graf Reichard, Bruder von D. 1); diese Linie blühte vorher in Baiern, starb aber zu Anfang des 19. Jahrh. aus. C) Dritte Linie, in Mähren u. Österreich, blüht allein noch; sie wurde gegründet von 6) Graf Heinrich Dietrich Martin Joseph; Chef der Linie ist des Gründers Urenkel. 7) Graf Heinrich, Sohn des 1830 verstorbenen Grafen Franz, geb. 20. Juni 1805, er ist seit 1840 vermählt mit Antonie, geb. Gräfin Woracziczky-Bissingen (geb. 1819), hat aber keine Kinder; von seinen Brüdern ist der ältere, Graf Wladimir, geb. 1812, Oberst u. Commandant des 30. Infanterieregiments; der jüngere, Ottokar, geb. 1813, Oberst in der Armee, Adjutant u. Dienstkämmerer des Kaisers Ferdinand.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Daun — may refer to: Daun, Germany, a town Kreis Daun, the former name of the district Vulkaneifel in Germany Karl Daun, German theologian Count Leopold Joseph von Daun (1705 – 1766), Austrian field marshal Count Wirich Philipp von Daun (1669 – 1741),… …   Wikipedia

  • Daun — (Даун,Германия) Категория отеля: Адрес: 54550 Даун, Германия Описание …   Каталог отелей

  • Daun — Daun, n. A variant of Dan, a title of honor. [Obs.] Chaucer. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • daun — daun·der; daun·ton; …   English syllables

  • Daun [1] — Daun, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Trier, 111/2 QM.; 24,700 Ew, deren Haupterwerb in Viehzucht, Obstbau u. Holzschlagen besteht; 2) Marktflecken u. Hauptort darin, an der Liefer, Felsenschloß, mehrere Mineralquellen Daunerbacher,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Daun — Daun, Pflanzengattg., s. Galeopsis …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Daun [2] — Daun, Kreisort im preuß. Reg. Bez. Trier, in der Eifel, an der Lieser, (1900) 1105 E., Amtsgericht, fünf Eisensäuerlinge, erloschene Vulkane (Dauner Leien), Kraterseen (Dauner Maare); dabei die ehemal. Reichsfeste D., Stammsitz der österr. Grafen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Daun [3] — Daun, altes Grafengeschlecht aus der Gegend von Trier, später in Österreich und Mähren angesessen. Bemerkenswert: Graf Wirich Phil. Lorenz von D., österr. Feldmarschall, geb. 19. Okt. 1669, zeichnete sich bes. aus im Span. Erbfolgekrieg… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Daun [1] — Daun, Flecken in der preuß. Rheinprovinz, an der Eifel, mit 600 E., 3 Mineralquellen, Kupfergruben u. einem Schlosse, von dem die Grafen D. stammen …   Herders Conversations-Lexikon

  • Daun [2] — Daun, uraltes Geschlecht aus der Gegend von Trier, ließ sich im 17. Jahrh. in Oesterreich nieder und erhielt die gräfliche Würde; von den 3 Linien hat sich nur eine erhalten. Ausgezeichnet sind: Wirich Philipp Lorenz, geb. 1668, gest. 1741, focht …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”