Dekanische Sprachen

Dekanische Sprachen

Dekanische Sprachen (Dravidische Sprachen), nennen die neueren Sprachforscher mit einem gemeinsamen Namen die Sprachen derjenigen, auch in ihrem ganzen physischen Typus von den arischen Indern verschiedenen Völker, welche fast ausschließlich das südliche Ostindien (Dekan) bewohnen u. von den arischen Indern selbst schon vor Jahrtau-senden mit dem Namen der Dravidas bezeichnet werden. Die dravidische Sprachfamilie ist in Bezug auf Charakter u. Bau von der arischen od. indoeuropäischen radical verschieden u. gehört ihrem Organismus nach zu der Kategorie der inflectirenden Sprachen, welche vorzugsweise durch die große turanische od. altaische Sprachfamilie vertreten wird. Die wichtigste der Dravidíschen Sprachen, welche zusammen von mehr als 321/2 Mill. Seelen gesprochen werden, ist das Tamulische, welchem von dieser Zahl etwa 10 Mill. zufallen; ferner gehören dahin das Telugu mit 14 Mill., das Canaresische mit wenigstens 5 Mill., das Malayalam mit etwa 3 Mill., das Tulu od. Tuluva, das Tuda, das Kota, das Gond u. das Ku (s.d.a.). Eine Literatur besitzen von diesen neun Völkern u. Sprachen nur die Tamulen, Canaresen, Telugu u. das Malayalam; auch sind dieselben die Gerichtssprachen in der Präsidentschaft Madras, deren Erlernung von den dort angestellten europäischen Beamten gefordert wird. Das Tuda u. Kota sind Sprachen nur unbedeutender, auf den Nilgherry-Bergen ansässiger Stämme; das Gond wird in einem weiten Gebiete in Nappore, dem östlichen Theile des Gebietes des Nizam, sowie im Sangor- u. Nerbuddadistrict, von vielleicht mehr als 1 Mill. gesprochen; das Ku ist die Sprache von Gumsur u. den hügeligen Theilen Orissas. Andere noch wenig bekannte Glieder des Dravidenstammes sind das Uraon u. das Radschmahal in Mittelindien; eine Mundart des letzteren sprechen die Sonthals od. die Santals; auch das Brahui im Westen von Sindh ist seiner Grundlage nach eine Dravidische Sprache. Nach neueren Forschungen war vor dem Eindringen der Arier in das eigentliche Indien alles Land zwischen dem Ostabfall des Iranischen Hochlandes, dem Hindukusch, Himalaya u. dem Indischen Ocean von nichtarischen Völkern bewohnt, welche fast sämmtlich dem Dravidenstamme angehörten. Vgl. Caldwell, Comparative grammar of the Drawidan family of languages, Lond. 1856.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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