Dioskuren

Dioskuren

Dioskuren (d.i. Söhne des Zeus), 1) die Zwillingssöhne der Leda u. des Zeus, welcher die Gunst derselben in der Gestalt eines Schwanes genoß; sie hießen Kastor u. Polydeukes (Pollux), u. werden, da auch Tyndareos als ihr Vater genannt wird, auch Tyndariden genannt; nach einer späteren Sage stammte Kastor von Tyndareos, Pollux von Zeus, so daß jener sterblich, dieser aber unsterblich war. Ihr Geburtsort war Amyklä od. der Berg Taygetos, od. die Insel Pephnos. Kastor war Wagenlenker, Pollux Faustkämpfer. Sie hatten die Rosse Phlogeos u. Harpagos von Hermes, u. Exalithos (Xanthios) u. Kyllaros von der Here bekommen. Ihre Wagenlenker waren Amphitos u. Telchios od. Amphistratos. Sehr jung befreiten sie ihre Schwester Helena aus dem Gewahrsam des Theseus zu Aphidnä, wobei sie die Äthra, Mutter des Theseus, erbeuteten u. der Helena als Sklavin gaben. Sie nahmen Theil an dem Argonautenzuge, wo Pollux den Amykos überwand, an dem Kampf des Herakles gegen die Amazonen, an der Jagd des Kalydonischen Ebers u. an der Bestürmung von Jolkos durch Peleus. Der Raub der Töchter des Leukippos, Phöbe (mit welcher Pollux den Mnesileos zeugte) u. Hilaira (Ilaira, von welcher Kastor Vater des Anogon wurde), veranlaßte den Tod Kastors; nach And. wurde derselbe bei einem Streit über die Theilung einer erbeuteten Rinderherde von Idas erschlagen. Zeus wollte den Pollux durch Aufnahme unter die olympischen Götter trösten, Pollux zog es jedoch vor, mit Kastor abwechseln im Schattenreiche u. auf der Oberwelt zu sein. Nach einer älteren Sage machte sie Zeus zum Morgen- u. Abendstern, nach einer neueren zum Zwillingsgestirn. Kastors Grab zeigte man zu Therapne in Lakonien. Griechenland (bes. Sparta u. Kyrene) verehrte sie als Vorsteher der Gymnastik u., mit den Kabiren sie vermengend, als Seegötter, errichtete ihnen Tempel (Dioskureion, Anakeion) u. feierte ihnen die Dioskureia mit Spielen u. Kampfübungen. Als Seegötter reiten sie auf dem Meereumher, wenn es stürmt, geben den Schiffern durch Flämmchen auf den Masten (s. St. Elmsfeuer) das baldige Aufhören des Sturmes zu erkennen u. geleiten dieselben sicher in den Hafen. Als Attribute haben sie den kleinen spartanischen Hut (od. Eierschalen, da sie als Söhne des in einen Schwan verwandelten Zeus aus Eiern gekommen sein sollten), einen Stern darüber, einen Wurfspieß u. weiße Rosen in der Hand. Stets erscheinen sie bei einander, nackt, bald reitend, bald die Rosse am Zügel haltend, bald ohne Rosse blos mit Speeren. In Sparta bezeichneten zwei aufrechtstehende, oben u. unten durch zwei Querbalken verbundene Balken (Dokana) die D., daher noch das jetzige Zeichen derselben in der Astronomie II. Sie hatten auch in Rom einen Tempel. In der griechischen Plastik bilden sie einen beliebten Gegenstand der Darstellung u. finden sich häufig in Reliefs, auf Münzen u. als freistehende Gruppen. Von der letzteren ist die berühmteste die 18 Fuß hohe Gruppe auf dem Quirinal in Rom, welche entweder selbst aus der Blüthezeit der griechischen Bildkunst unter Lysippos stammt od. einem Originale jener Zeit nachgebildet ist. Ein Gypsabguß derselben schmückt das Treppenhaus des neuen Museums in Berlin.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Dioskuren — Dioskūren (grch., d.h. Söhne des Zeus), Kastor und Polydeukes (Pollux), Zwillingssöhne der Leda, nach deren Gemahl Tyndareus auch Tyndariden genannt, treten in der Sage stets vereint auf (daher sprichwörtlich für unzertrennliche Freunde), Kastor… …   Kleines Konversations-Lexikon

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  • Dioskuren — Di|os|ku|ren <Pl.> [griech. Dióskouroi = Söhne des Zeus (Kastor u. Pollux)] (bildungsspr.): unzertrennliches Freundespaar. * * * Dioskuren   [»Söhne des Zeus«], griechischer Mythos: die Zwillingsbrüder Kastor (lateinisch Castor) und… …   Universal-Lexikon

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  • Dioskuren (Zeitschrift) — Die Dioskuren. Für Wissenschaft und Kunst. Schriften in bunter Reihe waren eine ab 1836 bei Veit Comp erscheinende Berliner Zeitschrift des Jungen Deutschland unter der Redaktion von Theodor Mundt. Die Dioskuren. Literarisches Jahrbuch des Ersten …   Deutsch Wikipedia

  • Dioskuren — Di|os|ku|ren 〈Pl.〉 1. Zwillingsgötter, bes. die beiden Söhne des Zeus, Kastor u. Pollux 2. 〈fig.〉 unzertrennl. Freunde [Etym.: <grch. Dios, Gen. zu Zeus + kouros »Knabe, Sohn«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

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