Dämon

Dämon

Dämon (gr., lat. Genius), 1) Gott, Gottheit, göttliches Wesen; 2) Seelen der Menschen aus dem goldenen Zeitalter, die in Luft gehüllt als Schutzgötter der Menschen auf Erden weilen; wogegen den griechischen Philosophen Dämonen die Seelen der Abgeschiedenen überhaupt sind; 3) niedere Gottheiten, Geister. Die spätere Dämonologie od. Lehre von den D-en unterschied a) Agathodämones (gute D-en, Genien) u. b) Kakodämones (böse D-en, böse Geister). Das Vaterland der Dämonenlehre ist der Orient. In Indien schon finden sich solche D-en, in den Dewetas (s.d.), im Parsismus, in den Amschaspands, Izeds u. den bösen Dews (s.d.a.). Bei den Griechen kommen die D-en als Geister zuerst bei Hesiodos u. zwar in dem oben 2) angegebenen Sinne vor. Zu den Griechen, bei denen sich die Dämonologie durch die Orphiker u. die Mysterien verbreitet hatte, kam dieselbe von den Ägyptiern, nach deren theologischem System die Elemente mit D-en angefüllt waren, welche nicht allein auf die Naturkörper Einfluß übten, sondern auch die Seelen der Menschen beherrschten. Unter den griechischen Philosophen bildete diese Lehre bes. Sokrates u. Plato aus, welcher Letztere jeden Menschen bei seiner Geburt einen D. als Schutzgeist (s.d.) erhalten läßt, welche denselben durch sein Leben bis an den Tod u. an den Ort seiner Fortdauer begleitet; s. u. Sokrates. Die Römer verstanden unter D-en die abgeschiedenen Geister der Menschen (s. Lemures u. Manes). Die Hebräer haben den Dämonenglauben bes. seit dem Babylonischen Exil, wo ihnen die Geheimnisse der chaldäisch-persischen Magie erschlossen wurden; 7 gute D-en stehen um den Thron Jehovah's; die bösen dienen dem Satan od. Asmodi; durch den Verkehr mit den Ägyptiern u. Griechen bildeten sie dann die Dämonentheorie weiter; zur Zeit Jesu galt D. bei den Juden als ein böser Geist, der die Menschen plagte u. ihnen Ursache von schweren Krankheiten war, daher Dämonische, so v.w. Besessene (s.d.). In das Christenthum übergegangen erhielt der Name D-en die Bedeutung böser Geister, auch bezeichneten die Christen damit die heidnischen Götter. Noch weiter ausgesponnen wurde die Dämonologie in den gnostischen, rabbinistischen, kabbalistischen Meinungen. Die Anhänger der letzteren theilten die Geister in 2 Hauptklassen, gute u. böse. Die guten Geister bildeten[669] nach den kabbalistischen Sephiroth 10 Ordnungen: Erelim (d. i. Mächtige), Ischim (d. i. Männer), Bne Elohin (d. i. Kinder Gottes), Malchim (d. i. Engel), Chasmalin, Cherubim, Ophanim, Seraphim etc. Jede Ordnung hatte ihren lehrenden Fürsten, Dämonarchen Michael, Zephanja, Chasniet, Usrel, Chasmal, Tarschisch, Zadkiel, Cherub, Raphael, Jehuel. Jeder dieser Geisterfürsten hatte sein besonderes Departement, über das Feuer gesetzt war Jehuel, ihm waren unterthan Seraphiel, Gabriel, Nuriel, Tamael, Schimschiel, Hadarniel, Sarniel; über das Wasser gebot Michael mit Ranael, Ariel, Mulkiel, Sichriel, Miniel; über die Thiere Jechiel mit Pafiel, Gafiel, Chaviel; über die Vögel Anpiel mit Baaliel u. Asael; über die Fische Deliel nebst Asiel, Pakniel u. Pakuniel (Pakparniel) etc. Fast über jedes Verhältniß des Lebeus u. der Natur geboten D-en. Wie die guten, so klassificirten die Rabbiner auch die bösen Geister. Unter ihnen war Chutriel, ein Teufel, bestimmt, die Verdammten zu schlagen; Dalkiel treibt die Verdammten mit feuriger Peitsche zur 7. Abtheilung der Hölle etc. Selbst unter den Muhammedanern ist die Dämonologie als Glaube an böse Geister vorhanden (s. Muhammedanische Religion). Vgl. Ukert, Über Dämonen etc, Lpz. 1850.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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