Elphinstone

Elphinstone

Elphinstone, altes schottisches Geschlecht in Stirlingshire, empfing vom König Jakob IV. im J. 1509 den Lordstitel. 1) John E., geb. um 1720 in Stirlingshire, kam schon als Knabe zur Flotte u. focht fast in allen Meeren vielfach mit Auszeichnung. Im J. 1762 befehilgte er als Capitän ein Schiff bei dem Angriff auf Havanna. Mit noch anderen Seeoffizieren ward er 1769 nach Rußland commandirt, um daselbst die Racine auszubilden. Als Viceadmiral von der Kaiserin Katharina angestellt, entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit in der angemeinen Leitung der Marinearbeiten, u. es war sein Verdienst, daß noch im Herbst 1769 zwei russische Flottendivisionen aus der Ostsee auslaufen konnten, um sich nach den griechischen Gewässern zu begeben. Die eine der Divisionen, von E. befehligt, litt auf der Fahrt bedeutend, gleichwohl langte die ganze Flotte im Mai 1770 bei Navarin an. Bald darauf bestand E. im Archipelagus bei Cerigo ein glückliches Gefecht, ein noch glänzenderes gegen eine überlegene türkische Flotte zwischen Hydria u. Spezzia. Auch in der Seeschlacht am 5. Juli, in welcher die russische Flotte den türkischen Admiral Gazi Hassan bei Chios besiegte, trug E. wesentlich zum günstigen Erfolge bei; die türkische Flotte hatte sich nach der Bucht von Tschesma geflüchtet, hier ward sie am 7. Juli in Brand gesteckt u. gänzlich vernichtet E. wollte diesen Sieg nun benutzen u. durch die Dardanellen gehen, um, wie er der Kaiserin prahlerisch versprochen hatte, Constantinopel zu zerstören. Dem commandirenden Admiral Orlow aber schien das Unternehmen zu gewagt, u. er befahl daherz E. solle sich mit seiner Flotte bei Tenedos aufftenen. Trotzdem drang E. am 26. Juli in die Dardanellenstraße ein, freilich nur mit seinem Schiffe, da die übrigen ihm nicht folgten; unverletzt kehrte erwieder zur Flotte zurück. Der Unmuth darüber, daß, wie er glaubte, der Neid Orlows ihn verhindert habe, die beabsichtigte kühne That auszuführen, obgleich er deren Ausführbarkeit nachgewiesen, veranlaßte ihn sein Commando aufzugeben u. über Italien nach Petersburg zurückzukehren. Toch seine Aufnahme war auch da nicht die erwünschte, er kehrte daher 1771 nach England zurück u. starb daselbst 1775. 2) Georg E., Viscount Keith, geb. 1747, trat 11jährig in die Marine ein u. empfing 1775 den Rang als Postcapitän, zeichnete sich vielfach im Kriege gegen Nordamerika aus, commandirte 1793 ein Schiff von 74 Kanonen vor Toulon u. leitete daselbst die Vertheidigung des Forts Lamalgue. In Anerkennung der hierbei gezeigten Tapferkeit ward er 1794 zum Contreadmiral befördert u. an die Spitze eines Geschwaders gestellt, mit welchem er im Frühjahr 1795 nach der Capcolonie segelte u. dieselbe eroberte. Hierfür ward er noch 1795 zum Viceadmiral ernannt. Nachdem er im August 1796 eine nach der Capcolonie gekommene holländische Flotte genöthigt halte, sich in der Saldanhabai auf Gnade zu ergeben, kehrte er nach England zurück, ward 1797 zum Peer von Irland u. Baron Keith ernannt u. ging zur Flotte im Kanal, deren Oberbefehl er 1799 übernahm. Im folgenden Jahre erhielt er den Befehl im Mittelmeere, bombardirte Genua, rückte 1801 zum Admiral auf u. führte mit seiner Flotte die Armee unter Abercrombie nach Ägypten über. Nicht wenig Antheil hatte er an den glücklichen Erfolgen der Engländer in Ägypten, dafür wurde ihm bei keiner Rückkehr die Danksagung beider Parlamente u. die Ernennung zum Peer des vereinigten Königreichs zu Theil. Nachdem er 1803 als Admiral des Hafens von Plymouth fungirt hatte, ging er 1804 wider[657] unter Segel, um die Küsten von Frankreich u. die daselbst getroffenen Anstalten zu einem Angriff auf England zu recognosciren. Dann commandirte er bis 1807 mit in der Ostsee, führte 1814 den Oberbefehl auf der ganzen Linie vom Cap Finisterre bis Bayonne, ward am 1. Juni d. J. zum Viscount Keith in England creirt u. starb 1823 ohne männliche Nachkommen. Seine ältere Tochter war an den französischen Grafen Flahaut verheirathet. 3) E., geb. um 1780, diente in der britischen Armee, wurde General u. als solcher mit dem Befehl der Expedition nach Kabul betraut, welche 1842 mit einer so großen Niederlage u. seinem Tode endigte. 4) John E., geb. 1807, war einige Zeit gefeiertes Mitglied des Oberhauses u. wurde 1835 als Gouverneur von Madras nach Ostindien gesendet, weil, wie die Journale damals wissen wollten, seine glänzenden persönlichen Eigenschaften so viel Eindruck auf die noch unverheirathete Königin Victoria gemacht haben sollten, daß man seine Bewerbung um die Hand der Königin fürchtete. Er blieb in Indien u. ward 1853 Gouverneur von Bombay.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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