Erdbeere [1]

Erdbeere [1]

Erdbeere, die aus dem schwellenden fleischigen Fruchtboden mehrerer Arten von Fragaria gebildeten, mit zahlreichen Nüßchen besetzten wohlschmeckenden unechten Früchte. Gemeine E. (Fragaria vesca), häufig in Wäldern auf Hügeln, reist schon im Juni, das erste sehr schmackhfte Obst, das für sich, mit Zucker, Wein, Milch etc., auch gegen Gicht u. Harnbeschwerden genossen wird. Die Wurzel benutzt man gegen Blutflüsse u. Durchfälle, die jungen Blätter geben ein Surrogat des chinesischen Thees. Eine Abart ist die in Gärten gezogene Monats-E. (Fr. v., Fr. semperflorens), die den ganzen Sommer blüht u. etwas spitzigere Beeren trägt; Wal d-E. (F. elatior), häufig in Bergwäldern, größer, rauher, in Gärten als Zimmt-E. cultivirt: Kna ck-E. (F. collina), mit härtlichen Früchten, die kaum abfallen, in angedrückten Fruchtkelchen; Breßling (F. breslingia), mit weißlichen, dicken, harten, süßen, nicht abfallenden, gegen den Herbst reisenden Früchten, angedrückten Kelchen, an sonnigen Bergen; Scharlach-E. (F. virginiana Ehrh.), zweihäusig, mit rothen Früchten, ganz eingesenkten Schläuchen, offenen Kelchen, oben glatten Blättern, aus Virginien stammend, bei uns in Gärten; Ananas-E. (F. grandiflora Ehrh.), mit oben glatten, unten behaarten Blättern, sehr langen behaarten Ausläufern, angedrückten Kelchen, sehr großen, aufrechten, außen rosenrothen, innen weißen, wie Ananas riechenden Früchten, in Surinam heimisch: Chili-E. (Riesen-E., F. chilensis), der Vorigen ähnlich, mit beiderseits behaarten Blättern, großen Früchten, aus Chili stammend, so wie die vorige, in unseren Gärten cultivirt. Von diesen Arten finden sich in Gärten noch mehrere in Farbe, Geschmack, Geruch u. Größe abweichende, durch die Cultur entstandene Spielarten. Zu den neuesten gehören die Perle, Delicés d'automne, Barnes large-white, Blak-Prince, Eleonor, Sir Harry; von letzterer trug ein Exemplar schon an 200 Beeren; Indische E. (F. indica, D. uchesnea fragariodes), fast das ganze Jahr Blüthe u. Früchte tragend, deshalb als Zierpflanze in Äschen im Zimmer gezogen; mit gelber Blüthe u. ganz rother Frucht, die aber einen faden Geschmack hat. Da sie klettert, so zieht man sie häufig an Fenstern, wo man sie an Fäden emporklettern läßt. Ihre schönrothen Beeren geben ihr eine schöne Zierde. Die Baumartige E. zeichnet sich von allen anderen Varietäten durch hohen Wuchs, sehr große, runde Früchte von köstlich gewürzhaftem Geschmack u. große Fruchtbarkeit aus, indem sie vom Frühjahr bis zum September an einem Stängel 15–20 Beeren trägt. Die E. pflanzt sich leicht, theils durch Samen, theils durch Ausläufer, am Besten aber durch die am Wurzelstock sitzenden Schößlinge fort. Sie verlangt, um gut u. reichlich zu tragen, gute Erde, hinreichende Feuchtigkeit u. öfteres Umsetzen. Die E-n werden in den verschiedensten Formen zur Speise gebraucht, bes. dienen sie frisch im Sommer, mit od. ohne Zucker, als Desert, in Milch od. Wein u. Wasser als Erdbeerenkaltschale. Erdbeerenschnee besteht aus reisen E-n, die durch ein seines Haarsieb gestrichen u. mit sein gestoßenem Zucker u. Rahmschnee vermischt werden. Erdbeerenwein wird bereitet, indem man reife E-n zerdrückt, auspreßt u. den Saft durchseiht. Auf jedes Quart Saft wird 1 Pfund sein gestoßener Zucker gesetzt, gut umgerührt u. die Masse in bedeckten Steinkrügen 3 Tage an einem mäßig warmen Ort gestellt; dann gießt man den klaren Saft ab, setzt zu jedem Quart 2 Quart leichten Trauben- od. Apfelwein u. etwas Himbeer- od. Kirschsaft. Noch als zartes Erdbeerenkraut, sowie auch die Blüthe gibt getrocknet guten Thee. Ehemals war es, wie die Erdbeerenwurzel, als zusammenziehendes Mittel officinell.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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