Essigsäure

Essigsäure

Essigsäure (Chem., Acidum aceticum), C4H4O = C4H3O3 + HO, bildet sich bei der trocknen Destillation des Holzes u. ähnlicher Körper, durch Behandeln von Aldehyd, Weingeist od. Äther mit oxydirenden Agentien wie Chlorwasser, Chromsäure od. verdünnter Salpetersäure, bei der Destillation von Leim, Caseïn od. Fibrin mit Schwefelsäure u. Braunstein, beim Schmelzen von Zucker, Stärkemehl, Weinsäure od. Citronensäure mit Kali. Weingeistige Flüssigkeiten bilden mit atmosphärischer Luft zusammengebracht, auch E. Sie bildet sich ferner beim Kochen von Cyanmethyl (Acetonitril) mit Kali u. Wasser. Man erhält sie durch Destillation von essisaurem Natron mit Schwefelsäure. Enthält die überdestillirte E. schweflige Säure, so destillirt man sie nochmals über Braunstein, enthält sie Schwefelsäure, über essigsauren Natron. Möglichst wasserfrei erhält man sie durch Destillation von zweifach schwefelsaurem Kali mit Bleizucker; zweifach essigsaures Kali gibt beim Erhitzen etwa den dritten Theil seines Gewichtes an E. Ferner durch Zersetzung von holzessigsaurem Kalk (Rothsalz) mit Salzsäure; auch, indem man essigsaures Bleioxyd mit Salpetersäure zerlegt, das salpetersaure Bleioxyd auskrystallisiren läßt u. die Mutterlauge destillirt. Sie krystallisirt unter + 16° in glänzenden wasserhellen Tafeln u. schmilzt über dieser Temperatur zu einer farblosen, klaren Flüssigkeit von 1, 080 specifischem Gewicht; ihr Geruch ist eigenthümlich, sauer u. erstickend; sie schmeckt sehr sauer, röthet Lackmuspapier stark u. zieht auf der Haut Blasen; sie zieht Feuchtigkeit aus der Luft an u. mischt sich in. allen Verhältnissen mit Wasser u. Alkohol; beim Mischen mit Wasser nimmt das specifische Gewicht erst zu, bei größerem Wasserzusatz wieder ab. Das zweite Hydrat C4H3O3 + 2HO siedet bei 140°, während die trockne krystallisirbare Säure erst bei 117,3° siedet. Die Dampfdichte = 2,12–2,17; die Dämpfe sind entzündlich u. brennen mit blauer Flamme. Die E. löst Campher, Harze, Fibrin, in der Siedehitze auch Phosphor. Leitet man die Dämpfe durch ein glühendes Rohr, so findet theilweise Zersetzung unter Bildung von brennbaren Gasen, Aceton, Naphthalin, Benzol u. Phenyloxydhydrat statt. Wasserfreie E., C8H6O6, von Gerhardt 1852 entdeckt, bildet sich durch Zersetzung von Acetylchlorür mit essigsaurem Alkali; sie bildet eine vollkommen farblose, leicht bewegliche, das Licht stark brechende Flüssigkeit, welche außerordentlich stark nach E. u. nach Weißdornblüthen riecht; specifisches Gewicht = 1,073; sie siedet bei 137,5°; sie mischt sich nicht mit Wasser; an feuchter Luft geht sie in gewöhnliche E. über; mit Basen geht sie keine Verbindungen ein.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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