Fest [3]

Fest [3]

Fest (v. lat. Festum, Dies festus), ein zur Erinnerung an irgend eine Begebenheitmit Freudenbezeugungen od. gottesdienstlichen Gebräuchen begangener Tag, an welchem gewöhnlich die Alltagsarbeit ausgesetzt wird (daher Feiertag). Feste machten von jeher einen beträchtlichen Theil des Gottesdienstes aus. Die Anordnung derselben hatte, bes. bei den Griechen, theils die Verehrung der Gottheit, theils die Anrufung derselben od. ihr dargebrachten Dank, theils die Belebung des volksthümlichen Sinnes, z.B. durch die Gedächtnißfeier verdienter od. sonst wichtiger Personen, auch überhaupt Freude, Geselligkeit, Eintracht u. Kräftigung des Körpers u. Gemüths zur Absicht, weshalb auch oft Spiele mit den Festen verbunden waren. Über die Feste der Völker des Alterthums u. der neueren Zeit, s. die Artikel über die Religion u. Mythologie derselben. In der ersten Christlichen Kirche wurden sehr wenig Feste gefeiert; außer dem Sonntag u., bis zum Ende des 1. Jahrh., dem jüdischen Sabbath, am frühsten das Osterfest u. der Todestag Jesu (s. Charfreitag), seit dem 2. Jahrh. das Pfingstfest; Weihnachten wurde erst im 4. Jahrh. allgemeiner; als zur Zeit der Christenverfolgungen Märtyrer sich einen Namen machten, wurde deren Gedächtniß, doch festlich erst seit dem 5. Jahrh., begangen, auch die Gedächtnißtage der Heiligenn. bes. der Maria feierte man schon seit dem 5. Jahrh., u. diese Feste nahmen mit der Menge der Heiligen u. mit den verschiednen wichtigen Lebensverhältnissen der Maria u. ihren Beziehungen zu Jesu bes. seit dem 11. Jahrh. an Zahl sehr zu; im 7. Jahrh. wurde schon ein Collectivfest für alle Heilige gefeiert; seit dem 9. Jahrh. auch das F. der Engel, seit dem 10. das F. aller Seelen, im 13. Jahrh. das Fronleichnamsfest; auch anstößige Feste, wie das Narren- u. Eselsfest, gab es in der Kirche. Das Aufkommen der vielen Feste begründete eine sehr ausgedehnte u. bestimmte Festpraxis. Man unterschied: a) nach der Art der Einführung: Festa de praecepto, deren Feier durch kirchliche Vorschrift; F. consuetudĭnis, die durch Gewohnheit; F. devotiōnis, die aus freier Andacht eingeführt waren; b) nach dem Range: F. primaria u. secundaria, Feste erster u. zweiter Ordnung, jene wurden feierlicher, letztre weniger feierlich begangen; F. fori, mit öffentlichem, solennem Gottesdienst; F. chori, nur mit Chorgebet u. bei der Messe gefeiert; F. dominicalĭa (Sonntagsfeste), Heiligenfeste, welche an dem nächst vorhergehenden od. nachfolgenden Sonntag gefeiert werden; F. ad libitum, die gefeiert werden können, aber nicht müssen, z.B. die nur bei manchen Mönchsorden gebräuchlich sind; c) nach der Zeit: aa) F. annalĭa. die das Jahr nur einmal vorkommen od., mit Aufhebung des Gottesdienstes in den Dorfkirchen, nur in der Kathedrale gefeiert werden; bb) F. immobilĭa, unbewegliche Feste, die jedesmal auf denselben Kalendertag fallen, z.B. Weihnachten auf den 25. December, F. der Geburt Jesu auf den 1. Januar; cc) F. mobilĭa, bewegliche Feste, die nicht alle Jahre auf denselben Kalendertag fallen, sondern sich nach Ostern richten, welches Festes cyclische Berechnung eine besondere Festrechnung hat (s.u. Ostern). Von diesen fallen Ostern, Pfingsten u. das Trinitatisfest auf einen Sonntag, das Fest der Kreuzigung stets[215] auf den Freitag, Himmelfahrt Jesu stets auf den Donnerstag. d) Nach den Personen, denen, od. den Veranlassungen, weshalb sie gefeiert wurden: aa) F. Sabaoth, die hohen, zur Verehrung Gottes od. zum Gedächtniß wichtiger Lebensmomente in der Geschichte Jesu, so das F. der Geburt Jesu (F. nativitatis Christi), s. Weihnachten; F. der Beschneidung (F. circumcisionis), s. Beschneidungsfest; F. der Namensgebung (F. nominis Christi), s. Jesu Namensfest; F. epiphaniae, s. Epiphaniasfest; F. evangelismi, Tag, wo Jesus sein Lehramt antrat, 1. Mai od. 5. Sonntag nach Ostern; F. transfigurationis Domini (F. translationis D.), F. der Verklärung, s. Verklärungsfest; Gründonnerstag, Charfreitag, Ostern (Festum azymorum), s.d. a.; F. ascensionis Christi, Himmelfahrtsfest; bes. Fronleichnamsfest (s.d. F. armorum Christi, F. instrumentorum dominicae passionis), den Freitag nach der Osteroctave; F. inventionis u. F. exaltationis crucis, Kreuzeserfindung u. Kreuzeserhöhung (s. b.) u.m.a.; bb) des heiligen Geistes (F. pentecostes), s. Pfingsten; cc) der Dreieinigkeit (F. trinitatis), s. Trinitatisfest; dd) der Engel, bes. des Erzengels Michael, s. Michaelisfest; ee) der Maria (Festa beatae virginis Mariae), deren größere sind: Mariä Geburt (Festum nativitatis Mariae), des Namens Mariä (F. nominis M.), Mariä Empfängniß (F. conceptionis M.), Mariä Verkündigung (F. annunciationis M., sonst in Frankreich F. campanarum), Mariä Heimsuchung (F. visitationis M.), Mariä Reinigung (F. purificationis M., F. hypapantes, F. occursus), Mariä Himmelfahrt (F. ascensionis M. od. F. assumtae virginis, F. herbarum), diese u. die zahlreichen andern Feste der Maria s.u. Marienfeste; ff) der Apostel (Aposteltage); jeder hatte ein eignes F., außerdem feiert die Griechische Kirche das Fest aller Apostel (Festum apostolorum), s.u. Apostel 2), u. die Katholische Kirche das F. divisionis apostorum, s. Aposteltheilung; gg) anderer Personen aus der heiligen Geschichte: Johannis des Täufers, Josephs, der Maria Magdalena (s.d. a.) u. A.; bes. aber hh) der Heiligen (F. Sanctorum), nicht nur für einzelne Heiligen, bes. der Schutzpatrone eines Landes u. einer Kirche, sondern auch in dem Feste aller Heiligen für alle zusammen, auch für die, welche nicht einzeln verehrt werden, s. Aller Heiligen: ii) zum Gebet für die Seelen im Fegefeuer, s. Aller Seelen; kk) Kirchweihfest, s.d. e) Nach Clerikern, welche die Feier leiteten, z.B. Festa cantoris, welche der Cantor anordnete, F. decani, F. propositi, wo oiese Geistlichen selbst das Hochamt singen müssen. f) Nach der Art u. Weise, wie sie gefeiert wurden; die Feier war u. ist verschieden je nach der größern u. untergeordneten Bedeutung des Gefeierten, u. in den Liturgien, Brevieren etc. vorgeschrieben. Messe u. Gebet nebst Ablesung der bezüglichen biblischen Abschnitte war die Hauptsache an den Heiligenfesten, auch wurde aus den Legenden vorgelesen; aa) je nach der Zahl der Psalmen u. Lesabschnitte unterschied man F. novem, duodecim etc. psalmorum et lectionum; bb) nach der Zahl der dabei angebrannten Wachskerzen F. trium etc. cereorum, wo 3 etc. brannten; cc) nach der Kleidung, in welcher der Cleriker amtirte F. pallii, die höhern Feste, an denen der Erzbischof das Pallium trägt, F. in albis, wo die Geistlichen in weiß, F. in cappis, wo sie in Kappen gehen etc. Die Reformatoren hoben den größten Theil der Feste auf, u. in der Protestantischen Kirche werden, außer den großen Festen, welche mit Vor- u. Nachmittagsgottesdienst gefeiert werden, Weihnachten, Ostern u., Pfingsten, die früher aus 3, jetzt an den meisten Orten nur noch aus 2 Feiertagen bestehen, ferner Neujahr, Charfreitag, Himmelfahrt Christi, Trinitatis- u. Epiphaniasfest, nur noch einige Marienfeste, das Johannis- u. Michaelisfest gefeiert. Die letztern heißen kleine od. halbe Festen. werden nur mit Vormittagsgottesdienst gefeiert od. sind auf den nächsten Sonntag verlegt. Auch ist an den meisten Orten das Reformationsfest (s.d.) auf einen Sonntag verlegt, während es an andern als großes F. den 31. Octbr. gefeiert wird. Gründonnerstag ist ein halber Feiertag; auch wird das Kirchweihfest kirchlich begangen. Der Tag vor den großen Festen, bei den Juden der Rüsttag, heißt in der Christlichen Kirche der heilige Abend, er soll als Vorbereitung dienen u. meist wird am Abend dieses Tages das F. eingeläutet, indem in verschiednen Pulsen eine Zeit von 1 Stunde ausgefüllt wird; seltner nach dem Nachmittagsgottesdienst des letzten Feiertags das F. wieder ausgeläutet. Auch in der Katholischen Kirche selbst wurde in Berücksichtigung, daß durch die allzugroße Menge Feste die Arbeitstage sehr verringert waren, zuerst durch Papst Urban VIII. u. für Österreich 1753 durch Benedict XIV. die große Anzahl von Festen, bes. der Heiligenfeste, beschränkt u. einige Feste auf halbe herabgesetzt u. von Clemens XIV. 1771 ganz cassirt (dispensirte Feiertage). Vgl. Hospinian, De festis, Genf 1675. 3. Ausg.; Augusti, Die Feste der Christen, Lpz. 1817–20, 3 Bde.; Nickel, die Feste der Katholischen Kirche, Mainz 1835, 2 Bde.; Leo Allatius, Die Feste der Griechischen Kirche, Köln 1648.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • fest — bleiben: sich nicht umstimmen lassen, seinem Vorsatz treu bleiben, nicht ›weich‹ werden, nicht nachgeben.{{ppd}}    Etwas festhalten: etwas in der Erinnerung bewahren, etwas notieren, zeichnen, schriftlich fixieren.{{ppd}}    Fest angestellt sein …   Das Wörterbuch der Idiome

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  • Fest — Sn std. (13. Jh.), mhd. fest, auch feste f. Entlehnung Entlehnt aus l. fēstum n. Feiertag zu l. fēstus feierlich, der religiösen Feier gewidmet (zu dem unter Feier behandelten lateinischen Wort). Der Plural des lateinischen Wortes ergibt… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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