Forster [2]

Forster [2]

Forster, 1) Johann, geb. 1495 in Augsburg. war erst Lehrer der Hebräischen Sprache in Zwickau. unterstützte Luthern bei der Bibelübersetzung, wurde 1535 Pfarrer in Augsburg u. 1538 Professor der Theologie in Tübingen; als zelotischer Lutheraner wurde er 1541 dieser Stelle entsetzt, half dann die Reformation in Regensburg u. Schleusingen einführen, wurde zuletzt Professor der Theologie in Wittenberg u. st. 1556. 2) Valentin, geb. 1530 in Wittenberg, studirte daselbst, dann in Padua Jurisprudenz u. Philosophie, wurde Docent in Ingolstadt dann in seiner Vaterstadt, 1569 Professor der Rechte in Marburg u. 1580 in Heidelberg; aus Verdruß über die Bevorzugung der Reformirten verließ er Heidelberg, privatisirte in Worms u. wurde 1595 Professor der Rechte in Helmstedt, wo er 1608 starb. Er schr. u.a.: Historia juris civilis romani, Basel 1565 u. ö.; De jurisdictione romana, u. A. Helmst. 1610. 3) (Frobenius), geb. 1709 zu Königsfeld in Oberbaiern, ging 1727 in das Benedictinerkloster St. Emmeran in Regensburg u. erhielt den Klosternamen Frobenius; 1735 wurde er Professor der Philosophie in dem Reichsstifte St. Emmeran u. 1744 Professor der Philosophie in Salzburg; 1747 in sein Kloster wieder zurückgerufen, wurde er 1750 Prior u. 1762 Fürstabt u. st. 11. Oct. 1791. Er gab heraus: Flacci Alcuini opera, Regensb. 1777, 4 Bde., u. schrieb mehrere philosophische Abhandlungen. 4) Joh. Reinhold, geb. 22 Oct. 1729 zu Dirschau in Westpreußen; wurde 1753 Pfarrer in Naßenhuben bei Danzig, bereiste 1765 mit seinem Sohne Georg, im Auftrage der Kaiserin Katharina II. die Colonien in Saratow an der Wolga, ging dann nach England, wo er von 1766–67 Professor der Naturgeschichte u. der Deutschen u. Französischen Sprache an der Akade. mie in Warrington war; 1772–75 begleitete er im Auftrage der Regierung den Capitän Cook auf seiner zweiten Reise um die Erde. Da er von der englischen Regierung ebenso wenig eine seinen vortrefflichen Leistungen angemessene Entschädigung erhielt, wie vorher von der russischen, so begab er sich nach Deutschland u. wurde 1780 Geheimer Rath u. Professor der Naturgeschichte in Halle u. st. 9. Dec. 1798. Einer der größten Gelehrten seiner Zeit, erwarb er sich durch viele neue Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaft u. Völkerkunde ein seltenes Verdienst. Er sprach u. schrieb 17 lebende u. todte Sprachen; sein geistreicher Umgang u. seine Zuvorkommenheit machten ihn zu einem[428] gern gesuchten Gesellschafter, dagegen stieß er wegen seiner derben Geradheit u. Heftigkeit oft an u. setzte sich dadurch, sowie durch seinen Hang zum Spiel u. seine gelehrte Sammelsucht vielen Verlegenheiten aus, so daß er sogar in Schuldhaft gerieth, uns welcher ihn aber der Herzog Ferdinand von Braunschweig befreite. Er schr. außer vielen Übersetzungen: Observ. made during a voyage round the world. Lond. 1778 (deutsch herausgeg. von seinem Sohne, Berl. 1779 f., 2 Bde., 2. Ausg. 1784, 3 Bde., auch französisch u. holländisch); Zoologia indica, Halle 1781, 2. Aufl. 1795; Geschichte der Entdeckungen u. Schifffahrten im Norden, Frkf. a. d. O. 1784. Mit seinem Sohne: Descriptio etc. characterum et generum plantarum, quas initinere ad insu las maris australis 1772–1775 coll., Lond. 1776, deutsch von Kerner, Gött. 1776, u. mit demselben u. M. S. Sprengel, Beiträge zur Völker- u. Länderkunde, Lpz. 1781–83, 3 Bde.; auch gab er das Magazin neuer Reisebeschreibungen, ebd. 1790–98, 10 Bde., heraus. 5) Joh. Georg Adam, Sohn des Vor., geb. 26. Nov. 1754 in Naßenhuben bei Danzig, begleitete seinen Vater auf dessen Reisen nach Saratow u. um die Erde, half, zurückgekehrt, seinem Vater bei der Herausgabe mehrerer gelehrter Werke u. erwarb sich, wie dieser, seinen Lebensunterhalt größtentheils durch Übersetzungen; 1777 begab er sich nach Paris u. von dort nach Holland u. erhielt, auf einer Reise nach Berlin begriffen, 1778 einen Ruf als Professor der Naturgeschichte am Carolinum in Kassel, wurde 1784 Professor in Wilna u. 1788 Oberbibliothekar des Kurfürsten von Mainz. Wie sein Vater in ökonomischen Dingen sorglos u. alle materiellen Interessen vergessend, wenn es die Durchführung einer von ihm leidenschaftlich erfaßten Idee galt, warf er sich 1792, als die Franzosen nach Mainz kamen, der Revolution in die Arme, wurde 1793 als Agent der Stadt Mainz nach Paris geschickt, um eine Vereinigung mit Frankreich zu bewirken, u. verlor bei der Einnahme von Mainz durch die Preußen sein Vermögen u. seine Sammlungen. Ohne Aussicht, seine Familie erhalten zu können, trennte er sich von seiner Gattin Therese, Tochter von Chr. Gottl. Heyne, u. willigte in deren Vermählung mit seinem Freunde Huber. In der Absicht, nach Indien zu gehen, kam er nach Paris, wo er 11. Januar 1794 starb. Er besaß eine umfassende Gelehrsamkeit, u. Naturwissenschaft u. Ethnographie verdanken ihm viele werthvolle Entdeckungen. Seine Sprachgewandtheit u. Darstellungsgabe läßt ihn als einen der vorzüglichsten Prosaisten des 18. Jahrh. hervortreten. Er schr.: Kleine Schriften, Lpz. 1789–97, 6 Bde.; Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England u. Frankreich, im Jahr 1790, Berl. 1791–94,3 Thle.; I. G. F-s Briefwechsel, herausgeg. von Therese Huber, Lpz. 1820, 2 Bde. Er übersetzte seines Vaters Reise um die Welt u. außerdem viele andere Werke, darunter Kalidasas Sakuntala, wodurch dieses Gedicht in Deutschland zuerst näher bekannt wurde. Sämmtliche Schriften herausgeg. von seiner Tochter mit einer Charakteristik des Verfassers von G. G. Gervinus, Lpz. 1843, 9 Bde. H. Koenig machte F. zu der Hauptfigur seines Romanes, Die Clubbisten von Mainz, Lpz. 1847, 2 Bde., u. schrieb eine Biographie desselben, ebd. 1858, 2. Aufl. 6) Bartholomäus, geb. 1759 zu Hirschau, war zuerst Wallfahrtspriester in Altenöttingen, wurde aber hier als Bekämpfer der römischen Curie, des priesterlichen Cölibats u. anderer specifischen katholischen Lehren in viele Unannehmlichkeiten verwickelt, bis er 1803 als Professor der Rhetorik u. griechischen Literatur nach Landshut berufen wurde. Er schr.: Entlarvter Aberglaube der Reliquien etc. Münch 1803; Von dem Interesse der römischen Curie an Ablässen u. Bruderschaften, ebd. 1803 7) George, Engländer, in Calcutta bei der Ostindischen Compagnie angestellt, reiste 1782 als muhammedanischer Kaufmann durch Indien über Persien nach England, wo er 1784 ankam. Nach seiner Rückkehr nach Calcutta sollte er eine Reise zu den Mahratten machen, starb aber 1792 in Allahabad. Er schr.: A journey from Bengal to England, Calc. u. Lond. 1790–98, 2 Bde. (deutsch von Meiners, Zür. 1796–1800, 2 Bde.); auch über die Religion u. Sitten der Hindus, Lond. 1785. 8) François, geb. 1790 in Locle, widmete sich der Kupferstecherkunst in der Schule von P. G. Langlois in Paris, gewann 1814 den ersten Preis der Akademie u. begab sich nun nach Italien; von dort nach Paris zurückgekehrt, lieferte er eine große Menge vorzüglicher Arbeiten, welche wegen ihrer technischen Vollendung zu dem Besten zu zählen sind, was die moderne Kupferstecherei hervorgebracht hat; seit 1844 ist er Mitglied des Instituts. Seine vorzüglichsten Blätter sind: Die Jünger zu Emmaus nach Paul Veronese (1812); Dido u. Äneas nach Guérin (1821); Tizians Geliebte nach Tizian; zwei Darstellungen der Heiligen Jungfrau nach Rafael; die heilige Cäcilie nach Delaroche (1840); eine heilige Familie nach Rafael (1854).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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