Freiberg

Freiberg

Freiberg, 1) Bezirksgericht u. Gerichtsamt im königlich sächsischen Kreise Dresden mit 44,950 Ew. in 1 Stadt u. 35 Dörfern, wichtig durch seinen Bergbau; 2) Amts- u. Bergstadt darin, unweit der Mulde am Münzbach gelegen, ist Sitz der obersten Bergbehörden (s. unt.), einer Amtshauptmannschaft, eines Hauptsteueramts, einer Superintendentur, hat nächst 6 andern Kirchen (worunter eine katholische) einen nach dem Brande von 1485 von 1490–1520 erbauten Dom mit der im Byzantinischen Styl erbauten sogenannten Goldenen Pforte, dem Grabmal des Mineralogen Werner u. einer 1588–1594 erbauten kurfürstlichen Begräbnißkapelle, in welcher von Heinrich dem Frommen an bis mit Johann Georg IV. 39 fürstliche Personen betderlei Geschlechts ruhen; ferner ein in ein Bergmagazin verwandeltes Schloß (Freudenstein od. Freiheitstein), ein alterthümliches Rathhaus, Amthaus, Bergamthaus, Kaufhaus, Kornhaus, Waisenhaus, 5 Spitäler, Schauspielhaus, Gymnasium, Industrie-, Handels u. Sonntagsschule, Leihhaus, Sparkasse, Bergknappschaftskasse (Institut zur Unterstützung invalider Bergleute u. deren Familien), Floßholzhof, Freimaurerloge zu den 3 Bergen etc. F. ist die Hauptbergstadt Sachsens u. der Centralpunkt für alle auf den sächsischen Bergbau u. Hüttenwesen bezügliche Angelegenheiten. Das Wichtigste aber in F. ist der Bergbau auf Silber, Blei u. Arsenik, welcher fast ausschließlich durch Privaten, welche die Gruben gewerkschaftlich besitzen, betrieben wird. Er wird durch das Oberbergamt, welches die Oberaufsicht der Bergwerke in Sachsen hat, durch ein Bergamt, welches die zu Tage Förderung des Erzes, u. durch das Oberhüttenamt, welches die Ausscheidung desselben besorgt, geleitet; auch besteht ein Oberzehntenamt, welches die Zehnten u. Zwanzigsten von Bergergebnissen einnimmt. Wichtigere Bergsachen werden von dem Bergschöppenstuhl entschieden. Unter dem Berg- u. Oberhüttenamte arbeiten über 5000 Personen in F., dessen Umgegend u. in u. beim Städtchen Brand. Das Freiberger Bergamtsrevier, das bedeutendste in Sachsen, theilt sich in 5 Bezirke u. betreibt 150 Zechen, von denen an 100 auf das Gangbarste u. Geschickteste betrieben werden. Im J. 1854 betrug das Ausbringen an Silbererzen 341,360 Centn., im Werth von 1,159,051 Thlr.; sämmtliche ausgebrachte Erze, Mineralien etc. hatten einen Werth von 1,190,822 Thlr.; die glänzendste Ausbeute war 1850 1,400,000 Thlr. Silber. Die von Fremden am häufigsten besuchten Gruben sind die Himmelfahrt (zur Zeit die reichste Grube, auf welcher der Kux jährlich 400 Thlr. Ausbeute gibt), Kurprinz, Beschert Glück, Alte Hoffnung Gottes u. Himmelsfürst, welcher letzte seit 400 Jahren entdeckt u. seit 200 Jahren ununterbrochen bebaut ist u. 1769–1818 2176 Centner Silber gab. Außerhalb F. sind in bergmännischer Beziehung noch merkwürdig: die Silberschmelzhütten, mit[669] 8 Hohöfen u. 14 Reverberirösen, u. das große, 1785 gegründete, auf kaltem Wege die Erze zu Gute machende Amalgamirwerk bei Halsbrück, 1793 nach einem Brande wieder errichtet, das jährlich gegen 100,000 Centn. Erz amalgamirt u. durch den 1788 angelegten Kurprinzenkanal die Erze entfernterer Gruben zugeführt erhält, u. wo die Schiffe, 60–80 Centn. Last, durch ein Hebewerk in dem Hebehaus aus der Mulde in einen 20 Fuß höheren Kanal gehoben werden. F. besitzt noch zur Ausbildung der Bergwerksbeamten die Bergakademie, 1765 gegründet, die vorzüglichste Bergwerksschule in Europa, deren Ruhm seit 1775 bes. Werner gründete, Freiesleben, Lampadius, Breithaupt etc. erhielten. Die Akademie besitzt seit 1791 ein eigenes Bergakademiegebäude u. in ihm Laboratorium, Bibliothek, Wernersches Museum, geognostische, Petrefacten-, geographische Karten-, Edelstein-, Modellsammlung etc., u. enthält 7 Professoren u. mehrere Hülfslehrer u. etwa 70 Studirende; Vorschule für sie ist die Hauptbergschule. Nächst den Bergfabriken (worunter die königliche Schrotgießerei), Fabriken von Leonischen Gold- u. Silbertressen, Tuch, Zwirn Leder, Saffian, Hüten, Dosen, Perlmutter- u. Diaphanwaaren, Bleiweiß, Soda, Leim etc., Färbereien, 2 Pulvermühlen, 2 Papiermühlen, 2 Buchdruckereien, 2 Buchhandlungen, Spitzenklöppelei; 15,700 Ew. – Die Entdeckung reicher Silbergruben bei Christiansdorf, der jetzigen Sechsstadt, durch einen Goslaer Fuhrmann u. deren Bearbeitung durch Harzer Bergleute gab Veranlassung zur Gründung Freibergs, dessen Bau nebst dem des Schlosses im Jahr 1185 unter der Regierung des Markgrafen Otto des Reichen von Meißen begann, nachdem derselbe vom Kaiser das Bergregal erlangt hatte. Ihren Namen erhielt die Stadt, in welcher es anfangs auch einen kaiserlichen Voigt gab, von den ihr ertheilten wichtigen Bergfreiheiten. Markgraf Heinrich der Erlauchte gründete die Münze, welche bis 1556 bestand, u. 1255 den Bergschöppenstuhl. Vom J. 1294 aber datirt sich das F-er Stadt- u. Bergrecht. Im J. 1297 eroberte Kaiser Adolf nach 16monatlicher Belagerung die tapfer vertheidigte Festung F., welche Markgraf Friedrich der Gebissene erst nach langem Streite 1306 wieder gewann. 1449 wurde F. vom Herzog Wilhelm vergeblich belagert, u. den 14. Juli 1455 wurde hier der Prinzenräuber Kunz von Kauffungen enthauptet. Bei der meißner Landestheilung im J. 1485 kam F. ganz an Herzog Albrecht, während die Bergwerke beiden sächsischen Fürstenlinien gemeinschaftlich blieben, bis Herzog Moritz mit der Kurwürde auch den alleinigen Besitz der F-er Bergwerke erlangte. Unter Herzog Heinrich dem Frommen, welcher 1512–39 hier residirte u. 1537 die Reformation einführte, hob sich die Stadt so, daß sie im J. 1540 über 40,000 Ew. zählte. 1548 wurde der erste Berghauptmann eingesetzt. Im Dreißigjährigen Kriege wurde F. 1632 von den Kaiserlichen unter Gallas erobert, 1639 von den Schweden unter Baner zweimal, 27. Dec. 1642 bis 17. Febr. 1643, u. unter Torstenson belagert. Bei F. od. eigentlich bei Brand fiel den 19. Octbr. 1762 das letzte Treffen des Siebenjährigen Krieges vor, in welchem die Österreicher u. die Reichsarmee von den Preußen unter Prinz Heinrich geschlagen wurden. Im letzten Franzosenkriege nahm es 18. Sept. 1813 durch einen Überfall der österreichische General von Scheither den Franzosen. Hauptbrände haben F. betroffen 1375, 1386, 1471, 1484 u. in den Kriegsjahren 1632, 1634 u. 1639. Vgl. Möller, F-er Chronik, Freib. 1653; Breithaupt, Die Bergstadt F., ebd. 1825; Benseler, Geschichte F-s u. seines Bergbaues, ebd. 1843, 2 Bde.; Trebnas, Merkwürdigkeiten der tiefen Hauptstollen des Bergwerks F., Freib. 1804; d'Aubuisson, Des mines de F. et de leurs exploration, Lpz. 1802, 5 Bde. 3) (Przibor), Stadt an der Lubina im mährischen Kreise Prerau, 3400 Ew.; 4) Schloß im Canton Graubündten, Stammschloß der Familie Freyberg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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