Ofen [1]

Ofen [1]

Ofen, 1) im Allgemeinen ein Behältniß, um Feuer darin zu unterhalten. Die Öfen dienen entweder A) zur Erwärmung eines Raumes, wie die Stubenöfen, s. unten 2); od. B) zur Zubereitung von Speisen, wie die Back-, Brat- u. Kochöfen, unter denen namentlich zu nennen sind: Dreschers Sparkochofen, Weißes Koch- u. Bratofen, Spilsburis Kochofen; letzter benutzt blos strahlende Wärme, u. die zuzubereitende Speise kann mittelst einer besonderen Vorrichtung dem Feuer genähert u. entrückt werden; andere Öfen dienen dem Zwecke des Kochens u. des Heizens zugleich, z.B. der Korsische Ofen (s. unten II. F), der Muhnsche O., bei welchem die Feuerung von der Heizstelle aus an den Seiten des Kochherdes u. der beiden Bratröhren nach aufwärts zieht, u. Scheidlings Stufenofen; ist das Zimmer warm genug, u. will man das Kochen nicht fortsetzen, so schließt man den Zug u. öffnet ein Rohr, in dem die Hitze nach dem Schornstein abzieht; od. C) zu technischen Zwecken, wobei die zum Verbrennen nöthige Luft entweder durch den natürlichen Zug (Rost u. Schornstein) od. in einem comprimirten Luftstrome (Gebläse) zugeleitet wird; zu ihnen gehören die Gieß-, Töpfer-, Glas-, Kalk-, Porzellan-, Ziegelöfen, die Öfen in Hüttenwerken, welche eingetheilt werden in: Herdöfen, ganz offen od. nur von niedrigen Mauern eingeschlossen (s.u. Herd 7); Schachtöfen, bestehen aus einem mehr hohen als weiten ummauerten Raume (Schacht); Flammenöfen (sd.), enthalten einen mehr weiten als hohen gemauerten Raum, in welchen das Röst- od. Schmelzgut nicht in unmittelbare Berührung mit dem Brennmaterial kommt, sondern nur von der Flamme getroffen wird; Gefäßöfen, worin die zu bearbeitenden Substanzen in feuerfesten Gefäßen (Tiegeln, Muffeln, Röhren, Retorten) erhitzt werden. Nach ihrer Bestimmung nennt man diese Öfen: Abwärme-, Brenn-, Brillen-, Calcinir- (s.u. Calcination), Cupolo-, Darr-, Frisch-, Gar-, Glüh-, Hoh-, Kokes-, Kühl- (s.u. Glas II. A), Muffel- (zum Einsetzen von Muffeln), Röst-, Sublimir-, Schmelz-, Stich-, Treib-, Wind- (Tiegel-) O., zum Einsetzen von Schmelztiegeln behufs des Schmelzens, Röstens od. Trocknens des Inhaltes der Tiegel, mit Rost u. mit einem Schieber, wodurch der Luftzutritt abgesperrt od. regulirt wird. Der gewöhnliche tragbare Windofen für Laboratorien ist aus Eisenblech u. an der innern[221] Seite mit einer Thonmasse ausgefüttert; der O. ist entweder oben offen, od. mit einer innerlich ebenfalls mit Thon ausgefütterten Haube od. Kuppel (daher auch Kuppelofen) bedeckt, durch welche das Rauchrohr hindurchgeht Die tragbaren Windöfen, welche in ein Kamin einzusetzen sind, nennt man im Französischen Flandern Prussiens; die Öfen zu chemischen Arbeiten sind Universal-, Topf-, Retorten-, Blasen- (mit einer Blase zum Destilliren), Galeeren- (ein von Ziegelsteinen gemauerter O., der eine Anzahl von Retorten faßt, deren Hälse, gleich den Rudern einer Galeere, zu beiden Seiten hervorragen), Kapellen-, Lampenofen etc. (s.d.a.). 2) Im engern Sinne so v.w. Stubenofen, zur Erwärmung von Hausräumen, bes. Zimmern. (Vgl. Heizung II. C). Die brennbaren Bestandtheile der Brennmaterialien sind Kohlen- u. Wasserstoff; der Sauerstoff u. die nur einige Procente betragenden Mineralstoffe, die als Asche zurückbleiben, sind keine brennbaren Körper. Wenn Holz, Torf, Stein-, Braun-, Holzkohle etc. in der Luft einer erhöhten Temperatur ausgesetzt u. entzündet werden, so verbindet sich der glühende u. so leuchtende Kohlenstoff u. der Wasserstoff mit Sauerstoff zu Kohlenoxyd u. Kohlenwasserstoff, u. diese entweichen nach ihrer vollständigen Verbrennung durch den Sauerstoff als Kohlensäure u. Wasser in die freie Luft. Die Grundbedingungen zum Verbrennen sind daher Anwesenheit von Sauerstoff u. eine erhöhte Temperatur, welche im Stande ist, die entwickelten Gase zu entzünden, weil nur bei einer solchen Temperatur ein Fortbrennen möglich ist. Um eine vollständigere Verbrennung zu erzielen, führt man nicht selten noch einen besonderen Strom Luft in die Flamme selbst ein; ja man hat sogar die Construction der Lampen (vgl. Lampe I. A) b) bei den Öfen nachgeahmt, indem man die Flamme nöthigt durch eine Verengung hindurchzugehen u. an dieser Stelle einen Luftstrom von außen in sie einführt. Holz, Steinkohlen, Torf brennen mit Flamme, d.h. mit brennendem Leuchtgas (Kohlenwasserstoff); bei der Verkohlung u. Verkoksung ist hingegen der Wasserstoff bereits ausgetrieben, daher entwickelt sich beim Verbrennen der Holzkohle u. der Koks bei hinreichendem Luftzutritt nur kohlensaures Gas ohne Flamme; diese Brennmaterialien verbrennen daher nur unter heftigem Glühen. Der beim Verbrennen entstehende Rauch ist nichts anders als halbverbrannte u. unter ihre Entzündungstemperatur abgekühlte Gase. Er entsteht bei Mangel an hinreichendem Sauerstoff; wenn nämlich dem Kohlenwasserstoff, der die leuchtende Flamme bildet, nur so viel Sauerstoff zugeführt wird, daß nur der Wasserstoff verbrennt, so scheidet sich der Kohlenstoff als Rauch aus. Rauch entsteht ferner, wenn die durch die Einwirkung der Hitze auf das Holz entstehenden öligen u. anderen Substanzen (Kreosot, Phenylige Säure, Holzessig, Holzgeist etc.) aus Mangel an Sauerstoff nicht verbrennen u. durch Abkühlung verdichtet werden. Diese Art Rauch ist es, welche auf die Augen so empfindlich einwirkt. Aus der Natur des Rauches erklärt sich auch, daß jede Raucherzeugung Wärmeverlust ist, indem der Rauch solche Stoffe unbenutzt mit sich fortführt, welche verbrennt werden u. dabei Wärme entwickeln könnten. Ein Stubenofen ist daher um so vollkommener, je vollständiger das Brennmaterial in ihm wirklich verbrennt u. je vollständiger u. gleichmäßiger die dadurch erzeugte Wärme zunächst an die Ofenwände u. von diesen wieder an den zu heizenden Raum abgegeben wird. Von wesentlichem Einflusse darauf ist theils das Material, aus welchem der O. besteht, theils die innere Einrichtung der ganzen Feuerungsanlage.

I. Als Material zum Bau der Öfen verwendet man Eisen, Steine od. Kacheln u. unterscheidet demnach eiserne, steinerne u. Kachelöfen. A) Die eisernen Öfen bestehen gewöhnlich aus Gußeisen, u. zwar a) aus einem Stück in runder Form gegossen (Kanonenöfen), welche eine Höhe von 3–4 F., einen Durchmesser von 11/2– 2 F. haben; der Rauch wird daraus in auf- u. absteigenden blechernen Röhren von 4–5 Zoll Durchmesser in den Schornstein geleitet; die Heizung geschieht gewöhnlich im Innern des Zimmers. Oft wird auch ein kleiner O. aus Gußeisen od. Eisenblech als Hund- (od. Quint-) ofen vor einem größeren aufgestellt, in welchen der Rauch u. die warme Feuerluft aus dem Hunde geleitet wird. b) Die Circulir- od. Durchsichtsöfen bestehen aus gegossenen Eisenplatten, welche unten einen Feuerraum (Kasten) u. darüber geschlossene Kanäle (Züge) für die abziehende Feuerluft bilden; die Züge laufen horizontal über die ganze Breite des. O-s u. sind durch kurze verticale Züge verbunden; die zwischen den horizontalen Zügen bleibenden, nach der Stube offenen Zwischenräume vergrößern die Oberfläche des O-s u. erleichtern so die Abgabe der Wärme. Die eisernen Öfen geben eine sehr stechende Hitze; um diese zu mäßigen, umgibt man den O. mit einem blechernen Ofenschirm. Außerdem haben die eisernen Öfen noch einen anderen Übelstand; indem nämlich die in der Zimmerluft schwebenden Staubtheilchen, die zum größten Theil organischer Natur sind, mit der erhitzten Metallfläche in Berührung kommen, erleiden sie eine Zersetzung, bei welcher ein übelriechender, leicht Kopfschmerzen erzeugender Dunst sich der Zimmerluft beimischt. Im Allgemeinen sind die eisernen Öfen bes. für solche Räume zweckmäßig, welche schnell u. nur auf kurze Zeit erwärmt werden sollen, wie z.B. Concert- u. Tanzsäle, Fremdenzimmer in Gasthöfen etc.; denn so schnell auch das Eisen die Wärme als guter Wärmeleiter aufnimmt, eben so schnell läßt es dieselbe wieder entweichen, wenn diesem Nachtheile nicht durch Ausfütterung mit Ziegeln u. Lehm, od. durch Ummantelung des O-s mit Steinen od. Kacheln begegnet wird. Einer der besten Öfen dieser Art ist Meißners Wärme concentrirender O., welcher mit einem Mantel aus dünnen Mauern von der Höhe des O-s umgeben ist; die kalte Zimmerluft tritt nun durch Öffnungen am Fuße des Mantels ein u. strömt oben erwärmt wieder aus; der Mantel wirkt zugleich als Ofenschirm, da er sich selbst bedeutend erwärmt, so wirkt er nach dem Erlöschen des Feuers im O. selbst erwärmend für das Zimmer. B) Die steinernen Öfen werden aus gebranntem Thon od. Mauerziegeln mit steigenden u. fallenden Zügen aufgeführt, wie man sie in Rußland häufig findet; doch gibt es auch in der südlichen Schweiz u. Savoyen Öfen, welche aus ganzen zugehauenen Werkstücken von einer gewissen Art Talkstein bestehen, welcher in 4–5 Z. Stärke die Ofenwände bildet. Die steinernen Öfen haben zwar den Vortheil, daß sie die Wärme sehr lange anhalten u. den Tag höchstens ein Mal geheizt zu werden brauchen, indessen dauert es lange, ehe das Zimmer[222] warm wird, weil die Hitze durch die dicken Wände nur langsam durchdringen kann. C) Die Kachelöfen (Aufsatzöfen, Herrnhuter Öfen) haben zwar eine sehr mannigfaltige Bauart, ihre überall gleiche Hauptconstruction aber ist diese: auf einem steinernen Untersatze (Ofensockel) od. auf gemauerten od. eisernen Füßen steht ein aus eisernen Platten bestehender Kasten (Ofenkasten), in welchem das Feuer brennt, u. der Rauch wird aus dem Ofenkasten durch die horizontal hin u. her od. vertical auf u. nieder geführten Züge des Ofenaufsatzes, welcher aus Kacheln (s.d.) u. Dachsteinen gebildet ist, in den Schornstein geleitet. Steht das Fundament nicht auf einem Gewölbe, sondern auf einer Balkenlage, so werden auf dem Raume, welchen der Ofensockel einnimmt, starke Bohlen zwischen die Balken gelegt, um dem O. einen festen Standpunkt zu sichern; der Raum unter dem Ofensockel wird dann mit einer Steinplatte, od. mit Ziegeln, Kacheln od. Fließen belegt, um Feuersgefahr zu vermeiden. Die eisernen Platten des Ofenkastens sind entweder im Zimmer frei sichtbar od. mit einem Mantel von Kacheln umgeben, welche am besten durchbrochen sind, so daß die Zimmerluft die Seiten des Kastens umspülen u. sich erwärmt wieder dem Zimmer mittheilen kann. Die Höhe der Züge ist so groß als die einer Kachel, also etwa 9–12 Zoll; die inneren Abtheilungen werden aus Mauer- od. Dachziegeln gebildet u. auf eiserne Stäbe, Ofeneisen od. Ofenanker, gelegt. Die Länge u. Lage der Züge ist so zu wählen, daß die Feuerluft ihre Hitze in so weit an die Wände der Kanäle absetzt, daß dieselbe bei der Einmündung in den Schornstein nur noch die zum guten Emporsteigen im Schornsteine nöthige Wärme besitzt; gelangt die Feuerluft kalt in den Schornstein, so steigt sie nicht auf, der Luftzug durch den O. stockt, u. da dann dem Feuer keine frische Luft zugeführt wird, so wird der Verbrennungsproceß gestört od. ganz unterbrochen; außerdem verwandelt sich auch der Rauch in feuchte Dünste, die sich an den Wänden der Züge anlegen u. dem O. nachtheilig werden. Die zweckmäßigste Länge für den gesammten Kanalzug ist 20.–24 Fuß. Vollständiger wird die Verbrennung, wenn man dem Feuer Wasserdämpfe zuführt; daher stellt Schmidt in Breslau einen Wasserkasten unter den treppenförmigen Rost seines Kachelofens zu Steinkohlenfeuerung; die durch den Rost fallende Asche verdampft das Wasser; außerdem wird der Flamme auch noch ein Strom kalter Luft von außen, nicht durch den Rost, zugeführt, um den Rauch vollständig zu verbrennen. Die Form eines Kachelofens kann rund od. viereckig u. mit Verzierungen, Gesimsen (das Hauptgesims heißt Ofenkranz) etc. versehen sein. Zur Bestimmung der Größe u. Form eines Kachelofens nimmt man gewöhnlich an, daß die Oberfläche desselben so viele Quadratfuß enthalte, als der zu heizende Raum Cubikfuß enthält; indessen kommen dabei mancherlei örtliche Verhältnisse in Betracht. Um die Wärme abgebende Oberfläche des O-s möglichst zu vergrößern, ordnet man Ofenröhren an, in welche manden Raum zwischen den Zügen dadurch verwandelt, daß man ihn nach Bedarf inwendig mit Kacheln aussetzt u. mit eisernen od. messingenen Thürchen verschließt. Außerdem sind diese Ofenröhren zum Warmhalten von Speisen etc. sehr bequem.

II. Die innere Einrichtung der Öfen betreffend, so werden die Stubenöfen zunächst entweder von außen in einem Gange, in der Flur od. in der Küche, od. im Zimmerselbstgeheizt; in beiden Fällen müssen sie auf einer Brandmauer stehen, in welcher der Schornstein befindlich ist. Bei den von außen zu heizenden Öfen führt ein von Steinen od. Eisen errichteter Hals (daher Halsofen) vom Ofenkasten durch die Brandmauer hindurch zum Einheizloche, welches mit einer eisernen Thür, der Ofenthür, verschlossen wird. Um dem Feuer guten Zug zu verschaffen, ist in dieser Thür eine runde Öffnung. Wenn mehre Öfen von außen an derselben Stelle zu heizen sind, so bringt man vor den Einheizlöchern einen mit Mauern umgebenen, mit Steinen gepflasterten Raum, das Vorgelege, an, welcher oben in den Schornstein übergeht. Bildet der Boden des Vorgeleges einen Herd vor den Einheizlöchern, so heißt es ein Einheizkamin. Bei den von innen zu heizenden Öfen (Winter- od. Freiöfen) befindet sich die Ofenthür unmittelbar am Ofenkasten. Die letztere Art zu heizen gewährt den Vortheil, daß die Luft zur Unterhaltung des Feuers dem Zimmer selbst entnommen wird, durch die Fenster u. Thüren daher stets frische Luft in das Zimmer eintritt u. so ein beständiger Luftzug erhalten u. ein Luftwechsel erzeugt wird. Um die im O. erzeugte Wärme nach abgebranntem Feuer nicht entweichen zu lassen, bringt man in der, in den Schornstein ausmündenden Röhre eine Klappe od. einen Schieber an, welchen man nach Belieben öffnen u. schließen kann. Doch kann eine solche Klappe sehr gefährlich werden, wenn der O. vom Zimmer aus geheizt wird, od. seine Züge nicht luftdicht gegen den Wohnraum abgeschlossen sind; wird nämlich in einem solchen Falle, bes. bei Steinkohlenfeuerung, die Klappe früher geschlossen, als das Feuer vollständig niedergebrannt u. erloschen ist, so tritt im O. eine unvollständige Verbrennung ein, die dadurch erzeugten, der Gesundheit sehr nachtheiligen Kohlendämpfe verbreiten sich im Zimmer u. verursachen Betäubung u. selbst Erstickung der darin befindlichen od. schlafenden Personen. Weniger leicht läuft man Gefahr bei Anwendung von Lange's luftdichtem Ofenverschluß; derselbe besteht in einer einfachen Ofenthüre, durch welche der Feuerraum luftdicht verschlossen werden kann. Der. Verschluß wird durch Einlegen einer, mit einer elastischen unzerstörbaren Masse angefüllten Nuth in eine vorspringende Randuüth mit Federschloß bewirkt. Ist das Feuer niedergebrannt, u. will man die Wärme im Zimmer zusammenhalten, so sperrt man den Zugang der äußeren Luft zum Feuer dadurch ab, daß man die Thüre mittelst eines Schlüssels schließt. Bei dieser Thüre fällt die Ofenklappe im Rohre ganz weg. Bei Rostfeuerung muß zugleich die durch den Rost zutretende Luft abgesperrt werden. Zur Erzielung eines möglichst vollkommenen Verbrennungsprocesses wird bei jedem O. der Herd (Ofenherd), auf welchem das Feuer brennt, mit einem Roste versehen, unter welchem sich ein Aschenfall befindet, so daß das Feuer auch von unten Zug erhält. Diese Einrichtung wird um so nöthiger, wenn man, anstatt des Holzes, Torf, Kohlen od. Coaks brennt, welche viel Asche geben. Der Gang, welcher dem Feuer in Öfen durch horizontale u. verticale Kanäle bis zum Schornstein vorgeschrieben wird, heißt Feuerzug; derselbe muß so lang sein, daß nicht die Flamme selbst, sondern nur der Rauch u. auch dieser schon bedeutend abgekühlt, in den [223] Schornstein gelangt, damit die Wärme für den zu heizenden Raum benutzt wird. Die Feuerzüge sind entweder aus Ziegeln, wie bei Ofen- u. Kesselfeuerungen, od. aus eisernen Röhren, wie bei Luftheizungsöfen u. auch gewöhnlichen Stubenöfen, gebildet. Rücksichtlich der Stellung des O-s in der Stube muß derselbe wenigstens einige Zolle von der Wand entfernt, also überall freistehend sein, um dem Zimmer eine große Fläche darzubieten. Eben so muß der O. wo möglich in der Mitte einer Zimmerwand u. nicht zu nahe an einer Thür od. einem Fenster angebracht werden, damit die Wärme sich möglichst gleichmäßig verbreiten kann.

Die Öfen sind nach ihrer Construction sehr verschieden: A) Der Feilnersche od. Berliner Ofen; der eiserne Kasten liegt 1 Fuß hoch über dem Fußboden u. ist 11/4 Fuß hoch; der im Grundrisse meist quadratische (2–23/4 Fuß lange u. breite) Aufsatz ist durch eine Mauer in zwei Theile getheilt, u. die Feuerluft tritt aus einer runden Offnung von 6 Zoll Durchmesser in der Deckplatte des Kastens in den Aufsatz, durchströmt dessen horizontale Züge, indem sie abwechselnd immer aus der einen Hälfte des Aufsatzes in die andere tritt; die Züge haben 25–30 Fuß Länge u. etwa 33 Quadratfuß äußere Ofenwandfläche; der Kasten ist mit einem 2–3 Z. von ihm abstehenden Mantel umgeben. Durch die am Fuße des O-s im Mantel befindlichen Öffnungen tritt kalte Luft ein, die bei ihrem Emporsteigen nach der 2 Fuß 2 Zoll vom Boden im Mantel angebrachten Öffnung sich so stark erwärmt, daß sie dem Zimmer eine angenehme Wärme ertheilt, wenn auch die Kacheln des O-s erst lauwarm sind. Auf diese, während des Heizens stattfindende vorgängige Erwärmung des Zimmers erfolgt erst später die eigentliche Durchheizung. Nach 11/2 Stunden kann die Ofenklappe verschlossen werden, u. dann nimmt der Kachelofen die angenehme Temperatur an, welche (mit 30–45 Pfund Birkenholz) sich bei einer Kälte der äußeren Luft von 7–10° C. von Früh bis Abends so erhält, daß ein zweites Einheizen überflüssig ist. B) Schwedischer O.; der Feuerherd, ohne Most u. Aschenkasten, ist auf beiden Seiten von zwei, mittelst Falzen in einander geschobenen, eisernen Platten eingeschlossen, über welche gleichfalls eine eiserne Platte als Decke aufgelegt ist, so daß sie nur über die innere od. dem Feuerherd nächste Platte greift, u. sonach der Raum zwischen je zwei neben einander stehenden Platten oben offen bleibt. In den Raum zwischen jene beiden Platten dringt durch Öffnungen Luft ein, erwärmt sich zwischen denselben u. geht durch den nach oben offenen Zwischenraum in den hohlen Raum zwischen der Deckplatte u. einer andern Platte von Blech, in deren Mitte eine Röhre den hohlen Raum zwischen diesen beiden mit der äußeren Luft in Verbindung setzt. An der Hinterwand u. an den vier Ecken werden durch das Mauerwerk u. die äußere Kachel- od. Ziegelverkleidung fünf Rauchkanäle gebildet. C) Russischer O.; soll nach einmaliger starker Heizung (mit 30–45 Pfund Birkenholz) das Zimmer (von 18–20 Fuß im Quadrat) 24 Stunden lang warm halten. Der Feuerkasten ist ohne Rost, überwölbt u. meist so lang, als der ganze O. breit; seine Breite richtet sich nach der Menge Holz, die er fassen soll. Am hintern Ende des Feuerkastens geht aus dessen gewölbter Decke der erste Zug in die Höhe, der oben mit dem zweiten, dieser mit dem dritten etc. bis zum letzten, welcher mit dem Schornstein verbunden ist. Selten hat ein O. mehr als acht bis zehn solcher senkrecht auf u. niedersteigender Züge. In dem letzten, in welchem die Feuerluft von oben nach unten ziehen muß, ist gewöhnlich die sogen. Gusche (Winschke) angebracht, welche der wesentlichste Theil eines russischen O-s ist. Sie ist von Gußeisen u. besteht aus drei Theilen: dem viereckigen Bodenstücke, welches in der Mitte mit einer 9–12 Zoll großen, genau runden Öffnung, durch welche der Rauch in den Schornstein geht, u. einem in geringer Entfernung um die Öffnung ringsum laufenden, 11/2 Zoll hohen Randeversehen ist; die Öffnung wird durch zwei genau einpassende, gußeiserne Deckel luftdicht verschlossen, sobald das Feuer niedergebrannt ist, u. diese Deckel werden erst wieder ausgehoben, wenn der O. von Neuem geheizt werden soll. Die äußeren Wände des Kachelaufsatzes werden noch mit Mauerziegeln verblendet, so daß sie mindestens 5 Zoll dick werden. Das Heizloch ist in dem Zimmer angebracht. Der russische O. ist für ein Klima mit strengem anhaltendem Winter berechnet. D) Buschischer O. (nach dem Erfinder benannt), ein gußeiserner Cylinderosen, dessen Raum über dem Feuerherd mit senkrechten, aus Mauerziegeln gebildeten Zügen in der Art versehen ist, daß die sieben Wände dieser Züge radial von dem Mittelpunkte eines Querschnitts gegen die Ofenwand laufen; der horizontale Querschnitt des Ofenkörpers also einen durch die Scheidewände in sieben Sectoren getheilten Kreis vorstellt u. der Querschnitt jedes einzelnen Zugkanals ein solcher Sector ist. Der Rauch geht von dem Feuerherde gerade aufwärts in den ersten senkrechten Kanal, tritt von diesem durch einen obern Ausschnitt in den zweiten, geht durch diesen abwärts, durch einen am untern Theile befindlichen Ausschnitt in den dritten etc. E) Zugofen; wird von der Stube aus gefeuert u. steht daher auf allen vier Seiten frei; die Züge gehen bei viereckigen Öfen horizontal hin u. her od. vertical auf u. nieder, bei runden Öfen sind sie spiralförmig, z.B. bei Sturzs Stubenofen, von irdenen Kacheln in sechs Aufsätzen, bei welchem durch die spiralförmige Leitung die Hitze zusammengehalten, der Brennstoff ganz absorbirt, der Rauch verzehrt u. der kalten Luft eine sehr große Erwärmungsfläche dargeboten wird; aus den Zügen wird endlich die Feuerluft durch ein Blechrohr dem Schornsteine zugeführt. Bestehen die Züge nicht aus Unterschieden in dem Ofenaufsatze, sondern aus freiliegenden Kanälen, so ist die Wirkung des O-s noch größer. Diese Öfen mit horizontalen Zügen heißen dann Etagenöfen. F) Der Korsische. O. dient zum Heizen u. Kochen zugleich. Die Vorlage des O-s faßt nur 5 Pfund Holz; bei sehr strenger Kälte muß der O. täglich zwei Mal geheizt werden; durch eine Vorrichtung kann im Sommer die Wärme vom Zimmer abgeschlossen werden. Die Construction dieses O-s stützt sich auf den Grundsatz, daß ein O. desto mehr Wärme gegen die Stube ausströmt, je mehr erwärmte Flächen er derselben darbietet. Inwendig von der Stubenseite hat der O. eine eiserne, 1 Quadratfuß große Thür u. darin zum Erregen des Zuges eine kleinere. Die Vorlage ist 1 Cubikfuß groß; unter ihr befindet sich ein Rost von Ziegeln, durch den die Asche fällt. G) Der rauchverzehrende Sparofen von Spiller. In der Mitte des O-s führt eine senkrechte thönerne [224] Röhre durch denselben, welche oben u. unten mit der Zimmerluft in Verbindung steht. Das Feuer brennt auf einem Roste, u. der Rauch wird zunächst abwechselnd durch senkrechte Züge fallend u. steigend geführt, hierauf durch horizontale Züge, welche den ganzen Umfang des inneren thönernen Rohres umgeben, u. endlich durch ein um 3 Fuß fallendes eisernes Rohr in den Schornstein geleitet. Eine gußeiserne, mit zwei rechtwinkligen Biegungen versehene platte Röhre ist zwischen dem Feuerraume u. dem ersten abwärtsführenden Zuge angebracht; dieselbe steht mit der Zimmerluft in Verbindung, kann jedoch nach dem Verbrennen des Holzes hier durch einen Schieber verschlossen werden, wird an der einen Stelle vom Feuer stark erhitzt u. läßt daher mit großer Heftigkeit Luft in den so eben vorbeigehenden Rauch einströmen, wodurch dieser von Neuem entzündet u. zu vollständigem Verbrennen genöthigt wird. Eine Schließklappe in dem nach dem Schornstein führenden eisernen Rohr ist daher nicht nöthig, indessen muß die Ofenthür luftdicht verschließbar sein. An drei verschiedenen Stellen der Höhe sind zwischen den horizontalen Zügen Durchbrechungen angeordnet, um die wärmende äußere Fläche des O-s zu vermehren u. auch die senkrechte thönerne Luftröhre in größere Verbindung mit dem Zimmer zu setzen. Vgl. P. Spiller, Rauchverzehrender Sparofen, Lpz. 1833. Ähnlich ist H) Chaussenots Stubenofen, von Eisen; in ihm steigt die von einem in der Mitte befindlichen Feuerherd ausgehende Flamme nebst den gasförmigen Verbrennungsproducten um die Achse des Apparates hinaus. Der O. hat elf im Kreise herumgestellte Röhren, in die sich die Flamme verbreitet. I) Pierces Stubenofen, hat neben dem Feuerkasten zu jeder Seite einen abgeschlossenen Raum, in welchen die Stubenluft eintritt, durch Circulation sich erwärmt u. dann aus dem einen Raume nach der von dem Brennmaterial entweichenden Flamme tritt, um eine Rauchverbrennung zu bewirken, aus dem andern dagegen unter den Rost gelangt, um vereinigt mit kalter, aus der Stube zutretender u. durch einen Schieber zu regulirender Luft den Verbrennungsproceß zu unterhalten. Auch K) Wagners verbesserter Zimmerheizungsofen leitet dem Feuer die zum Verbrennen nöthige Luft durch ein Rohr zu, welches ganz oben im Innern mündet. Das Zuleiten frischer Luft geschieht durch ein ins Freie führendes u. in der Nähe des O. mündendes Rohr. L) Gallsbrennstoffsparender O., von Schwarzblech, u. M) Ferres Stubenheizofen, welcher sich bequem mit einer Kochmaschine verbinden läßt u. von Dachziegeln hergestellt werden kann. N) Nicolodomscher O., ist zum Heizen sehr vortheilhaft. O) Füllöfen; der Brennstoff wird in Vorrath in einen gußeisernen od. mit Gußeisen gefütterten Schacht eingetragen u. der Schacht darauf luftdicht verschlossen; unten legt sich das Brennmaterial auf einen schiefen Rost auf, verbrennt hier nach u. nach, aber nur unvollkommen; die vollständige Verbrennung tritt erst an einer andern Stelle ein, wo der Feuerluft ein Strahl frischer Luft zugeführt wird. Rudolphs Füllofen eignet sich für Kohlen u. Torf u. dient gleichzeitig als Kochofen, die Heizung kann von Außen u. im Zimmer stattfinden. Der Henschelsche Zimmerofen besteht aus zwei Cylindern, einem äußeren von Gußeisen u. einem inneren von starkem Eisenblech. Der äußere steht auf einem viereckigen Eisenkasten zur Ascheaufnahme, der oben mit einem ringförmigen Rost versehen ist; der innere Blechcylinder reicht nicht bis auf den Rost hinab u. kann durch einen genau schließenden Deckel verschlossen werden. Ein gleicher, aber größerer Deckel schließt den äußern Cylinder. Beim Gebrauch nimmt man beide Deckel ab, füllt den inneren Cylinder bis Oben mit klein zerschlagener Braunkohle an, legt beide Deckel wieder auf u. entzündet die in dem Feuerraume befindliche Kohle durch ein dort befindliches Schürloch. Die Verbrennung kann nur auf dem ringförmigen Roste vor sich gehen, wobei der Luftzug seinen Weg durch den Zwischenraum zwischen beiden Cylindern aufwärts nimmt, um durch ein Rohr abzuziehen, wogegen die im Innern befindliche Braunkohle nicht verbrennen kann. In dem Maße aber, als die Verbrennung fortschreitet, sinkt die Braunkohle langsam in den Feuerraum hinab. Die auf dem Rost sich nach einiger Zeit ansammelnde Asche, welche die Verbrennung unterbrechen würde, wird durch eine einfache Vorrichtung, die von außen leicht mit der Hand bewegt werden kann, entfernt. Ein solcher O brennt in der Regel 48 Stunden, bevor er einer neuen Füllung bedarf, u. erhält so das Zimmer in einer sehr gleichmäßigen Wärme. Die Füllöfen bilden den Übergang zu den P) Gasöfen, in welchen das Brennmaterial so hoch aufgeschichtet wird, daß die beim Verbrennen durch dasselbe hindurchstreichende Luft es nur in brennbare Gase umwandelt, welche dann an einer anderen Stelle des O-s durch einen zutretenden neuen Strom atmosphärischer Luft vollständig verbrannt werden. Ursprünglich den Hohöfen nachgebildet, bald aber wesentlich verbessert (so 1839 von Bischoff in Mägdesprung), erlangten die Gasöfen bes. für die hüttenmännischen Zwecke große Wichtigkeit, sind doch auch für die Zwecke der Heizung verwendbar. Für Kochöfen wurde auch Leuchtgas als Brennmaterial (s. Gasbeleuchtung C) empfohlen, doch ist dasselbe verhältnißmäßig zu theuer, bes. ohne Anwendung von Gebläsen. Vgl. C. Schinz, Die Wärmemeßkunst u. deren Anwendung zur Construction von Feuerungsanlagen, Stuttg. 1858. Pool, Praktischer Feuer- u. Ofenbaumeister, Darmstadt 1839; Matthäy, Der Ofenbaumeister u. Feuermechanist, Ilm. 1830.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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