Genovēva [1]

Genovēva [1]

Genovēva (Genofeva, fr. Geneviève), 1) Sta. G., geb. 424 od. 425 in Nanterre bei Paris; legte das. Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ab u. ging nach dem Tode ihrer Eltern, Severus u. Gevontia, nach Paris; hier ermuthigte sie die schon fliehenden Pariser bei dem Einfalle Attilas durch die Prophezeiung von dessen Untergange zum Widerstand; auch verrichtete sie allerlei Wunder, heilte Blinde u. Lahme, machte Ungewitter unschädlich u. vertheilte bei einer Hungersnoth eine große Menge Korn unentgeltlich an die Armen. 460 erbaute sie über dein Grabe des St. Dionysius bei dem Dorfe Chastevil eine Kirche, welche unter Dagobert I. zur Abtei St. Denys erweitert wurde; sie st. 500 od. 512. Ihr Gedächtnißtag ist der 3. Januar; sie ist die Schutzpatronin der Stadt Paris. Biographie, herausgeg. von Charpentier, Par. 1687. 2) G., geborene Herzogin von Brabant, Gemahlin des Pfalzgrafen Sigfrid von Mayenfeld, zur Zeit Karl Martells. Er zog, nach der Sage, gegen die Sarazenen u. ließ seine Gemahlin unter dem Schutze seines Haushofmeisters Golo zurück. Dieser machte ihr verbrecherische Anträge, klagte sie, als sie diese abwies, des Ehebruchs an u. vermochte Sigfrid, den Befehl zu ihrer Hinrichtung zu geben. Ein Knecht, mit der Vollziehung der Strafe beauftragt, ließ sie in den Ardennenwald entkommen. Hier verbarg sie sich sechs Jahre lang u. ließ ihren dort geborenen Sohn Schmerzensreich von einer Hirschkuh nähren. Ihr Gemahl fand sie einst auf der Jagd in dem Walde bei Andernach wieder, erkannte ihre Unschuld u. führte sie zurück. Golo aber nahm sich das Leben, u. Sigfrid gründete auf der Stelle, wo er die G. wieder gefunden hatte, eine Kapelle. Diese Sage ist Stoff zu einem der frühesten Volksbücher geworden. Grundlage dazu ist die Schrift des Pater Cerizier: L'innocence reconnue. Tieck u. Müller haben diese Sage in neuerer Zeit bearbeitet, u. Raupach u. Hebbel in ein Drama gebracht. Vgl. auch Sauerborn, Geschichte der Pfalzgräfin G., Regensb. 1856.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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