Grün [1]

Grün [1]

Grün, eine der sieben durch Zerlegung des weißen Lichts entstehenden Farben u. zwar in der Mitte stehend zwischen Gelb u. Blau, aus deren Mischung G. gebildet wird; ihre Complementäre ist Roth (s. Farben B). Sie ist die verbreitetste Farbe in der Natur, da sie im Pflanzenreich die allgemeinste u. die gewöhnliche der Blätter ist, deren Färbung meist durch das sogenannte Chlorophyll (s.d.) bedingt wird; zur Bildung dieses Pflanzengrün ist das Licht Haupterforderniß, indem alle Pflanzenkeime weiß sind, u. in ihrer Entwickelung, aber vom Lichte ausgeschlossen, gelb werden. Im Herbst od. Winter verlieren die meisten Blätter ihre grüne Farbe u. werden gelb od. roth (s. Erythrophyll u. Xanthophyll); die Ursache dieser Farbenänderung ist nicht bekannt, doch scheint dieselbe mit dem veränderten Athmungs- u. Ernährungsprocesse der Pflanze in nächster Beziehung zu stehen. Im Mineralreich ist die grüne Farbe sparsamer u. hat ihren Ursprung größtentheils dem Kupfer zu danken; doch kommen auch andere grüne mineralische Verbindungen vor, bes. von Chrom, Uran u. Eisen. Noch seltener ist die grüne Farbe im Thierreich u. meist nur in Außentheilen von Thieren, doch hier wohl auch außerordentlich schön, besonders in Verbindungen mit anderen Farben, meist bei Vögeln, doch auch bei vielen Insecten, Schmetterlingen, Käfern, auch bei Amphibien, wie bei Eidechsen, Schlangen u. anderen, u. bei einigen Fischen. Als Nüancirungen von G. werden unterschieden nach Ähnlichkeiten: Meergrün, Pistacien-, Enten-, Apfel-, Gras-, Smaragd-, Oliven-, Papagei-, Stahl-, Glas- (Bouteillen-), Seladongrün, Spanisch G, Lauch-, Spargel-, Öl-, Zeißiggrün u.m. Im G. findet das Auge eine größere Befriedigung, als bei anderen Farben, da es den Ausdruck einer eigenen Milde u. doch dabei eine lebendige Anregung hat. Der wohlthätige Eindruck, den eine schöne Landschaft macht, beruht hauptsächlich darauf, daß hier G. die Grundfarbe ist. Grüne Farben werden sowohl von vegetabilischen als mineralischen Stoffen gewonnen. Von letzteren sind sie gefährlich u. daher für gewisse Zwecke polizeilich verboten, besonders wenn sie, wie jetzt oft, mit Arsenik gemischt sind. Von ersteren ist das Saftgrün (Succus viridis) aus den nicht völlig reisen Beeren (die jüngeren geben Gelb, die schwarzen Roth) des Kreuzdorns (Rhamnus catharticus) das gewöhnlichste, man erhält es durch Auskochen der Beeren mit Wasser, Auspressen u. Abdampfen des Saftes bis zur Extractdicke, versetzt den Saft je nach der gewünschten Nüance mit mehr od. weniger Alaun, Pottasche od. Magnesia, dampft im Wasserbade noch so viel als möglich ab u. füllt es in Blasen (daher Blasengrün); an Consistenz ist es dem Lakritzensaft ähnlich. Kaffeegrün (die Salze der mit Eiweiß aus ungerösteten Kaffeebohnen ausgezogenen Kaffeegerbsäure werden an der Luft schön grün), empfiehlt sich wegen der Schönheit seiner Farbe, wegen seiner Unschädlichkeit u. Geschmacklosigkeit zum Bemalen der Backwerke. Außerdem dienen das junge Kraut von Senecia Jacobaea, Laub u. Beeren von Rhamnus frangula, die Blätter von Scabiosa succisa, die Rispen von Agrostis spica venti, die Blumen von Chaerophyllum sylvestre u. von Iris germanica, etc. zum Grünfärben, besonders von Holz, Papier, Stroh etc. Birkenlaub gibt außer Schüttgelb auch Schüttgrün. Von den mineralischen Farben ist der Grünspan die gewöhnlichste, dient auch wie das Saftgrün, zum Illuminiren; doch ist er, ohne besondere Vorbereitung in Anstrichen, die der Luft u. dem Wetter ausgesetzt sind, nicht beständig; es wird daher dem blauen Kupfervitriol, der, mit Alaun od. Thon, Gyps od. Kalk u. mit Pottaschenauflösung gehörig behandelt, sich grün färbt, zu Bereitung dauerhafter grüner Malerfarben, besonders für die Ölmalerei, der Vorzug gegeben. Hierher gehört auch das Braunschweiger u. das Sächsische Grün (s.b.). Andere, zu Malerfarben benutzte Stoffe sind das Berggrün, die Grünerde auch Veroneser G. genannt, der Kupfernickelkalk, der Grüne Zinnober (s.d. a.). Auch aus Kobalt wird, mit Zusatz von Zink, eine gute grüne Farbe erhalten (vgl. Sympathetische Tinte). Häufig werden aber auch Mischungen von blau u. gelb färbenden Materialien, als Berliner Blau, Bergblau, Ultramarin u. Indigo, Windblumen, Gummigutti, Schüttgelb, Opermentgelber Ocher, Neapelgelb, für grüne Malerfarben benutzt, Branntwein färbt man mit einer Mischung von Indigo u. Saffrantinctur, der sogenannten grünen Indigotinctur. Auf wollene u. baumwollene Garne u. Zeuge, von Leinwand, Kattun, Zitz etc., auch von Seide, färbt man grün, indem man sie erst gelb u. dann blau, doch besser umgekehrt (weil das Blaue oft das Gelbe auflöst) färbt, s. Gelbfärben. Man muß den blauen Grund um so stärker machen, je dunkler das G. werden soll. Seladongrün färbt man statt mit Wau besser mit Königskerzen od. Wollkrautblumen; Stoffe, die mit schwefelsaurem [728] Indig blaugefärbt sind, erfordern zum Gelbfärben Gelbholz; bei anderen Farbstoffen kann auch, um die schädliche Einwirkung der Schwefelsäure zu verhindern, etwas Kreide zugesetzt werden; vgl. Färbekunst u. Sächsisches Grün. Grüne Druckfarben werden ebenfalls durch Blaudrucken u. Grünnachfärben od. durch Campecheholz, Brasilienholz, etwas ungelöschten Kalk, Rahu u. Berberisbeeren hervorgebracht. Noch andere Arten von G., wie Peinsches, Sicilianisches, Scheelesches od. Schwedisches, Schweinfurter, Bremer G. etc., s.u. eigenen Artikeln; 2) (Herald.), in Wappen durch schräge Striche bezeichnet, die von der Rechten zur Linken gehen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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