Harmonĭka

Harmonĭka

Harmonĭka, musikalisches Instrument, wo der Ton meist durch Glas hervorgebracht wird. Die erste H. war: a) die Glasharmonika, ein von Benj. Franklin wenn auch nicht erfundenes, doch verbessertes musikalisches Instrument. Diese H. besteht aus einem länglich viereckigen Kasten, welcher auf vier Füßen ruht u. dessen obere Decke abgehoben werden kann. Inwendig befindet sich der sogenannte Glockenkegel, welcher aus einem eisernen Stabe besteht, worin die nach Höhe u. Tiefe kleineren od. größeren Glasglocken, in deren Mitte ein Loch geschliffen ist, mit Kork so befestigt sind, daß keine die andere berührt u. jede etwas über die andere hervorsteht. Die halbe Töne angebenden Glocken haben zur Unterscheidung einen Goldrand. Die Spindel, welche an beiden Enden Zapfen hat, die an beiden schmalen Enden des Gehäuses in Pfannen laufen, wird durch ein Schwungrad, welches der Spieler mit dem Fuße tritt, in Bewegung gesetzt u. treibt die Glocken dem Spieler entgegen um ihre Achse. Nachdem die vorher mit reinem Wasser durch einen Schwamm angefeuchteten Glocken in Bewegung gesetzt sind, legt der Spieler die Finger schwächer od. stärker, je nachdem er den Ton stark od. schwach haben will, an die Glocken, u. der Ton erfolgt u. kann vom Forte bis zum Pianissimo modificirt werden. Die linke Hand des Spielers greift den Baß, die rechte den Discant. Die Behandlungsart der H. hat sehr viele Schwierigkeiten; auch eignet sie sich nur für Stücke von langsamer Bewegung u. ernstem Charakter, vorzüglich zum Vortrag von Chorälen. Der Umfang der H. reicht gewöhnlich vom kleinen c bis zum dreimal gestrichenen f. Da man fand, daß das Spiel der H. einen übeln Einfluß auf das Nervensystem des Spielers äußere, so erfand mau, um diesen Übelstand zu beseitigen, b) die Clavier- od. Tastenharmonika, wo an den Tangenten der Taste angefeuchteter Badeschwamm, Tuch, Hutfilz, mit Roßhaaren gestopfte Kißchen befestigt sind, welche statt der Finger die Glocken zum Ansprechen bringen. Doch ging dabei die nur mit Berührung der bloßen Hand mögliche schöne Modification des Tons verloren, u. es ist deswegen diese Art von H. ziemlich vergessen. c) Glaslattenharmonika, erfunden von Chr. Friedr. Quandt in Jena 1790, der Glasharmonika sehr ähnlich. Der Ton wird durch gläserne Stimmgabeln von Barometerröhren hervorgebracht, deren 44 hinter einem Resonanzboden befestigt sind. Die Tastatur besteht aus Glasstreifen u. berührt die Stimmgabeln. Durch Streichen mit feuchten Fingern wird der Ton den Tasten entlockt u. dann den Stimmgabeln mitgetheilt u. von denselben modificirt. Ihr Umfang reicht vom großen G bis zu dem dreigestrichenen d. d) Nagelharmonika, erfunden 1750 in Petersburg von J. Wilde. Auf dem Rande eines halbrunden Resonanzkästchens sind eiserne od. messingene Stifte befestigt, welche durch einen Geigenbogen mit schwarzen Pferdehaaren bezogen u. stark mit Colophonium eingerieben, angestrichen u. zum Klingen gebracht werden. Der Ton ist dem der Glasharmonika ähnlich. Aus diesem sehr unvollkommenen Instrumente entstand e) die Stahlharmonika, erfunden 1796 in Nürnberg von Nöbe, in Form eines durchschnittenen Cylinders von hartem Holze. An der unteren Seite befindet sich ein etwas hervorragender Rand, in welchen 22 stählerne Stäbe in Entfernung von 11 Zoll eingelassen sind, welche kürzer od. länger senkrecht um den Cylinder herumstehen. Der Spieler stellt sich hinter das Instrument u. streicht die Stäbe mit zwei Geigenbogen. Über die Mitte der Stäbe läuft, ohne dieselben zu berühren, ein Messingdraht um das Abgleiten der Bogen zu verhindern.[44] Der Ton ist sehr angenehm. Uneigentlich führt den Namen H. f) die Chemische H., durch eine, von de Luc zufällig gemachte Wahrnehmung erfunden; 1 Thl. Zinkspäne werden mit 2 Thin. concentrirter u. mit 6–8 Thln. Wasser verdünnter Schwefelsäure in eine gläserne Flasche übergossen, so daß sie etwa 2/3 derselben füllen; in die Öffnung derselben u. in einen durchbohrten Kork wird eine lange Glasröhre, welche in eine dünne Spitze ausgezogen wird, od. der Stiel einer thönernen Tabakspfeife befestigt. Wird nun, nachdem mit dem zuerst in der Flasche entbundenen Wasserstoffgas auch die atmosphärische Luft entwichen ist, das dann rein aus dem Röhrchen strömende Gas entzündet u. in eine einige Zoll weite Glasröhre gehalten, so entsteht ein starker, nach Verhältniß der Dimensionen der gebrauchten Röhren u. der Größe der Flamme höherer od. tieferer Ton. g) Die Phys- u. h) die Mundharmonika (s. b.); i) die Meteorologische H., so v.w. Riesenharfe.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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