Harnblasenkrankheiten

Harnblasenkrankheiten

Harnblasenkrankheiten, wie Harnblasenbruch, Harnblasenwunden, Harnblasenzerreißung (s.d. a.), schwer zu heilende Übel, denen bes. Greise unterworfen sind, welche selten davon frei bleiben; sie können acut od. chronisch sein, u. werden nicht selten tödtlich. Außer den äußeren sind bes.: a) Harnblasenkatarrh (Harnblasenschleimfluß, Harnblasentripper, Catarrhus vesicae), krankhafter, wenig lästiger, bisweilen aber auch mit bedeutenden Schmerzen u. anderen Beschwerden verbundener Schleimabgang der Harnblase, mehrentheils fieberlos, bisweilen jedoch aus entzündlicher Reizung entstehend u. gewöhnlich schnell vorübergehend, doch zuweilen auch hartnäckig, zumal bei alten Personen, wo Schwäche der Harnblase zu Grunde liegt; befällt vorzugsweise gichtische od. zu Hämorrhoiden geneigte, an Schwäche u. Krankheiten der Harnwerkzeuge, Harnsteinen etc. leidende Personen; entsteht auch nach unterdrückten Ausschlägen, Erkältung der Füße. Vernachlässigt geht er in bedeutendere H. über. Er erheischt ein ruhiges Verhalten, leichte Diät, innerlich[49] den Schleimflüssen überhaupt zukommende Mittel, Salmiak, bei Hämorrhoidalleiden Beförderung der Hämorrhoiden, bei Gicht, Rheumatismus Behandlung dieser Krankheitszustände, außerdem vorzüglich stärkende Mittel, China, Myrrhe, Alaun, Kalkwasser, Bärentraube, die Mineralwasser von Selters, Wildungen, Karlsbad, Ems, Pyrmont u.a., balsamische Mittel, doch mit Vorsicht. b) Harnblasenkrampf (Spasmus vesicae), ein häufiger, schwächliche u. reizbare Personen nach Zorn, Schreck, Erkältung, Metastasen, auch Genüssen von Getränken, die den Harn reizend machen, befallender Zufall, durch Schmerz in der Blase, Drängen zum Harnlassen, zugleich aber beschwerlichen od. mangelhaften Abgang des Harns charakterisirt; erfordert warme, krampfstillende Breiumschläge, Bähungen, Einreibungen u. Klystiere (s. Krampfstillende Mittel), warme, Wasser- od. Dampfbäder, innerlich Emulsionen mit Opium, Campher, Ipecacuanha, Beförderung des Schweißes etc. c) Harnblasenhämorrhoiden, s.u. Hämorrhoiden. d) Harnblasenblutung, s.u. Blutharnen. e) Harnblasenwindsucht (Tympanitis vesicalis), Anhäufung von Luft in der Harnblase, entweder in ihr entwickelt, od. bei Fisteln derselben aus dem Mastdarm od. sonst in dieselbe eingedrungen, blähungsartig, durch die Harnröhre abgehend; vgl. Ädöopsophie unt. Ädöa. f) Harnblasenkrätze (Scabies vesicae), ein lästiger Zufall alter Leute, bes. nach unterdrückten chronischen Ausschlägen; hebt mit Kitzeln in der Harnröhre an, welchem heftigere fressende u. nagende Schmerzen u. Störung des Harnabgangs folgen. Später gehen haarähnliche Körper, od. kleienartige Schuppen, oft in Pusteln, mit blutigem Schleim ab; Behandlung im Ganzen wie bei Harnblasenkatarrh. g) Harnblasenentzündung (Cystidis), entweder Folge äußerer Verletzungen, des Steinschnittes od. innerer Ursachen, von Harnsteinen, harntreibenden Mitteln, von Entbindungen, Unterdrückung von Hämorrhoidal- u. Menstrualflüssen, auch Metastasen von gichtischer, venerischer u.a. Ursache. Zufälle: meist sehr heftige Schmerzen, Geschwulst der Blasengegend, Hitze, rother Urin, erschwerter, schmerzhafter od. gänzlich unterdrückter Harnabgang, heftiges Drängen auf den Urin, oft Fieber, in schlimmen Fällen Erbrechen, Schluchzen, endet mit Zertheilung, Eiterung, wobei leicht Zerstörungen der nahen Theile erfolgen, bisweilen auch Brand, hinterläßt leicht Verdickung der Blasenwand. Sie wird tödtlich durch Heftigkeit des damit verbundenen Fiebers u. die Störung der Harnentleerung, durch znkommenden Schlagfluß od. Schlafsucht, od. auch durch Übergang in Brand etc. Hauptmittel: Blutegel od. auch Aderlaß, Emulsionen, erweichende u. schmerzstillende Umschläge, Einreibungen, Klystiere, Calomel u. Opium. h) Harnblasengeschwür (Ab scessus vesicae urinariae), Folge mehr einer chronischen als hitzigen Harnblasenentzündung, meist mit andern Blasenübeln, welche eine stete Reizung der Blase unterhalten. Meist geht Harneiter mit dem Urin ab. Gefahr u. Heilbarkeit hängt von den Ursachen ab, welche die Entzündung veranlaßten u. unterhalten. Bahnt sich der Eiter einen Weg außerhalb der Harnblase, bei Durchfressen dieser, so entsteht daraus eine höchst schwierig zu heilende Harnblasenfistel (Fistula urinaria), u. überhaupt bei Verbreitung Harnblasenschwindsucht (Phthisis vesicalis); Behandlung im Ganzen wie beim Harnblasenkatarrh. i) Harnblasenerweichung, s.u. Erweichung. k) Harnblasenlähmung (Cystoplegia), Folge von Apoplexie u. Rückgrathslähmung, auch von auf die Blase drückenden Geschwülsten, schweren Entbindungen, zu lange verhaltenem Harnlassen, häufig auch der Schwäche des hohen Alters. Gewöhnlich ist Harnverhaltung die Folge, od. auch unwillkürlicher Harnabgang. Die Behandlung ist im Allgemeinen die der Lähmung, bes. sind heilsam Spanische Fliegen, Terpentin, reizende Einreibungen, kalte Klystiere, Douchen auf die Kreuz- u. Blasengegend etc. l) Harnblasenverdickung (Cystostenochoria), Verdickung der Häute der Harnblase nach Entzündungen, bei Steinen, vorzüglich bei alten Leuten vorkommend, meist mit Vergrößerung der Harnblase, erschwertem Harnlassen, auch Harnverhaltung, kann selbst skirrhos werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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