Helm

Helm

Helm, 1) lederne od. metallne Kopfbedeckung der Soldaten, den Kopf gegen Verwundungen zu schützen. Der H. kommt schon sehr früh vor, denn schon Saul u. Goliath hatten Helme. Die antiken Helme (Galea, gr. Korys) bestanden aus Thierfellen, Leder od. Erz u. hatten ein offenes Vordertheil, sie wurden mit auf den Seiten herabhängenden Riemen (gr. Ocheis), wofür die römischen Seitenblätter (Bucculae) hatten, am Halse befestigt u. hatten eine kleine, über die Stirn hervorragende Decke (gr. Geison), oben waren sie mit einem Busch (gr. Lophos, Crista) von Federn od. Roßmähnen versehen, der in einer kegelförmigen Schale (Conus) stand, od. zu dessen Halt auch der Bügel am Helme durchbohrt war (daher der H. bei Homer auch Tryphaleia); vorn über die Stirndecke war bis zum Helmbusch noch eine Wulst (gr. Phalos), welche die Stöße u. Hiebe abhielt. Im Mittelalter blieben nur die Helme des Fußvolks in der alten Form u. hießen so Sturmhauben (Pikelhauben), die Helme der Ritter wurden aber aus Metall, meist aus Stahl, gearbeitet, u. an denselben ein das Gesicht schützendes Visir, welches mit einer besonderen, charnirähnlichen Vorrichtung sich aufschlagen, od. auch theilen u. halb auf-, halb herabschlagen ließ, angebracht. Außerdem waren die H. noch mit einem Hals-, Rücken- u. Bruststück versehen. Durch das Visir sah man mittelst kleiner Öffnungen; war das Visir aufgeschlagen, so befand sich hinter demselben noch ein eigenes Gitter od. ein Bügel, welcher das Gesicht gegen Stöße u. Hiebe schützte. Oft fehlte das Visir auch ganz u. nur dieser Bügel war statt desselben da. Ein so eingerichteter H. hieß ein offener H. (Turnierhelm), u. ein anderer ganz ohne Visir u. für immer geschlossener u. nur mit Löchern zum Durchsehen, ein Stechhelm (geschlossener H.). Auf dem H. waren manche Zierrathen von Fischbein, gebranntem Leder, Metall, in Gestalt von Hörnern, Fähnchen, Thieren, menschlichen Körpern etc. (Helmkleinodien), welche später sich in Feder- od. Haarbüsche umwandelten. In späterer Zeit kamen die Helme außer Brauch u. wurden nur bei einem Theil der Cavallerie beibehalten. Nach dem Siebenjährigen Kriege erhielt die ganze holländische Infanterie, im Laufe des Revolutionskriegs größtentheils die österreichische Armee dergl.; doch wurden sie hier bei der Infanterie nach 1805 wieder abgeschafft. Erst seitdem 1843 in Preußen der H. (von Leder mit Metallbeschlag u. Vorder- u. Hinterschirm) wieder allgemein eingeführt worden ist, hat derselbe auch bei den Infanterien der übrigen Armeen mehr u. mehr den Czako verdrängt, so namentlich in Rußland u. Deutschland. In der Heraldik gehört der H. mit seinen Kleinodien u. Decken zu den wichtigsten Nebenstücken des Wappens. In den ältesten Wappensiegeln findet man ihn nicht, aber bald sah man ihn dem Schilde vorgezogen u. mit seinem Schmuck allein, ohne Schild, auf Siegeln vorgestellt Man brauchte ihn, bes. in deutschen Siegeln, als Rücksiegel; die andern Völker hielten weniger darauf; die neue französische Heraldik ließ ihn ganz weg. Der heraldische H. besteht aus dem runden Kopf mit dem Visir u. dem Bruststück im Rachen, d.i. der Raum zwischen den beiden äußersten Enden u. dem untern Einschnitt, mit dem darauf ruhenden Halskleinod; die seltnere Form, welche den auf alten Siegeln befindlichen nachgebildet wurde, nennen Diplome altfränkische H-e; die antik römische Form, welche auf mehreren neuern Siegeln sich findet, ist verwerflich. Von der gewöhnlichen Form gibt es zwei Arten: a) Stech od. offener H. (s. ob.) für Bürgerliche, b) offener H. für Adlige. Die offenen theilt man in aa) ganz offene od. königliche H-e, wo das ganze Gesicht, erscheint, u. bb) gemeine offene H-e, wo die Öffnung mit einem Noste verschlossen ist. Über die Zahl der Bügel, s. Bügel 5.); der Gebrauch dieser Bügel reicht übrigens wohl nicht über das 14. Jahrh. hinaus. Eine seltnere Form ist es, wo der Rost die Gestalt eines Ψ hat. Die Regel über die Tinctur, nach welcher die Könige goldne, der hohe Adel silberne, die Grafen stählerne, der niedere stahlfarbene H. gebrauchen sollen, wird in Deutschland nicht beachtet. Fürstliche H-e werden jetzt als golden tingirt. Als man mehrere Wappen vereinigte, wollte man doch die H-e bewahren, u. so kamen deren mehrere auf ein Schild; hatten die H-e nicht Raum darauf, so wurden sie bei deutschen Wappen neben dieselben gestellt. Ist nur ein H. vorhanden u. der Schild aufrecht gestellt, so steht der H. auf der Mitte des oberen Schildrandes, ist aber der Schild getheilt, so steht er auf der am meisten hervorgehobenen Ecke. Bei zwei H-n, von denen jeder auf einer Ecke steht, wird der zum vornehmsten Wappen gehörende rechts gestellt; dieser wird bei drei u. mehreren in die Mitte, selten zur Rechten gesetzt. Die Richtung des Visirs ist bei einem H., wenn nicht andere Rücksichten u. dgl. eintreten, gerade vorwärts, bei zwei H-en gegen einander; bei mehreren in ungerader Anzahl wenden sie sich gegen den mittelsten, welcher selbst vorwärts gekehrt wird; bei gerader Anzahl stehen die mittelsten gegen einander, u. die übrigen haben dieselben Richtungen. Die Regel, daß der höchste u. hohe Adel sie vorwärts gekehrt, der niedere zur rechten Seite gewandt führen soll, wird in Deutschland nicht befolgt. Vgl. Helmdecke, Hals- od. Helmkleinodien. 2) Hervorragende stumpfe, breite mit hornartiger Oberhaut bekleidete Erhabenheit auf dem Scheitel mancher Vögel; 3) bei den Geradflüglern walzenförmiger stumpfer Abschnitt des Unterkiefers; 4) (Bot, Galea), s.u. Blüthe II. A) a) bb); 5) der hölzerne Stiel an Hammern, Beilen, Äxten, welcher in dem Helmloch dieser Werkzeuge befestigt wird; 6) die Ruderpinne, durch welche das Steuer wie durch einen Hebel bewegt wird; auf kleinen Fahrzeugen auch Helmstock genannt; 7) (Alembicus) der obere Theil größerer Destillirgefäße, in[223] welchen das zum Fortleiten der Dämpfe nach dem Condensator bestimmte Rohr mündet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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