Hieronymus

Hieronymus

Hieronymus. I. Könige: 1) H., Enkel Hierons des Jüngern, Gelons Sohn, folgte seinem Großvater 215 v. Chr., als König von Syrakus, er fiel im zweiten Punischen Kriege zu den Carthagern ab; durch Wollust u. Grausamkeit machte er sich den Syrakusanern verhaßt u. wurde 214 bei einem Aufstande erschlagen, s. Syrakus (Gesch.). 2) König von Westfalen, s. Bonaparte H) 35). II. Alte Schriftsteller: 3) H. aus Kardia, geb. um 365 v. Chr., von niederem Herkommen, zeichnete sich unter Eumenes (s.d. 1) aus u. wurde von diesem als Unterhändler mit dem König Antigonos I. gebraucht; er kam nach Eumenes Tod in die Gunst des Antigonos, wurde Oberaufseher über den Asphaltsee in Judäa, dann Statthalter in Syrien; in der Schlacht bei Ipsos kämpfte er an der Seite des fallenden Königs, diente nachher dem Demetrios Poliorketes, unter dem er Statthalter von Böotien war, u. dem Antigonos Gonatas u. st. 104 Jahre alt um 260 v. Chr. 4) H., aus Rhodos, Peripatetiker, unter Ptolemäos Philadelphos; setzte das höchste Gut in Schmerzlosigkeit; er schr.: Ὑπομ νήματα ἱστορικά, eine Geschichte von (Alexander dem Großen u.) Alexanders Nachfolgern (verloren). III. Heilige u. Geistliche: 5) St. H. Sophronius Eusebius, geb. 331 od. 332 zu Stridon in Dalmatien, Sohn des Eusebios, wurde in Rom erzogen u. neigte sich dem Christenthum zu; er durchreiste Gallien u. ließ sich 360 in Rom taufen; darauf hielt er sich zu Aquileja auf, ging 373 mit Euagrius u. Innocentius nach dem Orient, verweilte in Antiochien u. Jerusalem u. lebte seit 374 als Asket in einer Wüste bei Chalkis in Syrien. Kirchliche Streitigkeiten, bes. die Meletianische Spaltung, führten ihn wieder nach Antiochien (378), wo ihn der Bischof Paulinus zum Presbyter weihte. 379 ging er nach Constantinopel u. Alexandrien, um dort. den Gregor v. Nazianz, hier den Didymos zu hören. Auf der Synode zu Rom 382 unterstützte er längere Zeit den Papst Damasus in kirchlichen Geschäften u. nach Einigen war er dessen Geheimschreiber. Auf Anrathen dieses Bischofs revidirte er die Itala, was ihn zur Abfassung der Vulgata veranlaßte. In Rom förderte er das asketische Leben mit allem Eifer u. wirkte in dieser Hinsicht auf mehrere vornehme Römerinnen, so die Marcella, Paulla, Asella etc., an welche alle er Briefe schrieb. Diese seine Beziehungen, welche die Zurückziehung mehrerer dieser Frauenzimmer in die Einsamkeit herbeiführten, zogen ihm Verdruß u. böse Gerüchte des unkeuschen Umganges mit denselben zu, deshalb verließ er Rom wieder u. ging 386 nach Palästina, wohin ihn Paulla begleitete; sie ließen sich in der Gegend von Bethlehem nieder, gründeten hier ein Kloster, u. H. st. hier 419 od. 420. Seine ungewöhnliche Sprachkenntniß u. seine Verdienste um Erklärung der heiligen Schrift erwarben ihm großes Ansehn; er erfand im J. 400 den eintönigen Mönchsgesang, das sogenannte Psalliren, das sich im Morgenlande in der Syrischen u. Griechischen Kirche mehr u. mehr verbreitete. Durch seine Vorliebe für das asketische Leben, seine Verehrung gegen die Heiligen u. seine Leidenschaftlichkeit, die er in dem Streite gegen die Origenistischen Grundsätze u. gegen Vigilantius bewies, hat er sich auch vielfachen Tadel zugezogen. Von seinen zahlreichen Werte.: sind die exegetischen u. die Briefe die wichtigsten; Opera, herausgegeben Basel 1516, Fol., von Martianay, Par. 1693–1706, 5 Bde.; von Vallarsi, Verona 1734–42, 11 Bde, u. A. Ven. 1770, 15 Bde., Fol.; von Tribbechov, Frankf. 1684; später wurde H. heilig gesprochen; Tag 30. Sept. 6) H. von Prag, eigentlich Faulfisch, geb. in Prag; studirte in Prag, Köln, Paris, Oxford u. Heidelberg u. lernte in England Wikleffs Lehren kennen; 1410 richtete er für Wladislaw II. die Universität Krakau ein u. predigte später vor König Sigismund in Ungarn, wurde wegen geäußerter Wiklefsscher Meinungen in Wien gesangen gesetzt, bald aber auf Anlaß der Prager freigelassen. Heimgekehrt, schloß er sich enger Huß an u. vertheidigte dessen Grundsätze. Er griff die Reliquien an, trat sie sogar mit Füßen, eiferte gegen die Mönche u. ließ einen in die Moldau werfen, verbrannte 1411 die Kreuzbulle gegen den König Ladislaus von Neapel u. mehrere päpstliche Ablaßbriefe. Als Huß zu Costnitz gefangen gesetzt wurde, eilte er hin, um ihn zu vertheidigen, erbat sich jedoch von Überlingen aus freies Geleit. Als ihm dies nicht gewährt wurde, reiste er zurück, wurde jedoch, im April 1415 von dem Herzog von Baiern in Hirsau gefangen u. dem Concil ausgeliefert. Durch halbjähriges dunkles Gefängniß geschwächt, widerrief er 23. Sept. 1415, nahm aber, da er die ihm verheißene Freiheit nicht erhielt, 26. Mai 1416 den Widerruf zurück u. wurde den 30. Mai 1416 verbrannt.[370] Seine Asche wurde in den Rhein geworfen. Lebensbeschreibung von Heller, Tüb. 1835, u. von Becker, Nördl. 1858. 7) H. Ämilianus (H. Emiliani), geb. 1481 in Venedig; war Anfangs Soldat; 1508 in dem Kriege gegen Ludwig XII. gefangen, entkam er, wie er glaubte, durch Hülfe der heiligen Jungfrau, wurde Commandant von Castelnuovo, legte aber bald diese Würde nieder u. wurde 1518 Geistlicher. Er kaufte in Venedig ein Haus zur Aufnahme verwaister Kinder, worauf bald in Verona, Brescia, Bergamo etc. ähnliche Begründungen erfolgten. Endlich flüchtete er 1529 mit mehreren Gleichgesinnten die Congregation der Somascher od. Somasker (s.d.) u. st. 1537.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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