Hof [1]

Hof [1]

Hof, 1) ein freier Platz, welcher auf irgend eine Art eingefriedigt ist, daher in Niedersachsen so v.w. Garten, z.B. Baumhof, Grashof, eben so Bauhof, Schützenhof; 2) im älteren deutschen Recht bedeutendere Ländereien im echten Eigenthum eines Königs, od. des Adels od. der Kirche (Curtis); eben so 3) kleinere, nach Hofrecht einem Freien od. Unfreien überlassene Stücke bebauten Landes. Jede [436] Feldmark war seit den ältesten Zeiten schon in eine bestimmte Anzahl solcher Höfe (Mansi) getheilt, denen vorzugsweise die Benutzung des Gemeinlandes u. die übrigen Vortheile der Gemeindeverfassung zustanden, wovon sich noch die heutigen Vorzüge der eigentlichen Bauerngüter od. Nachbarschaften herschreiben; 4) der Raum neben einem Gebäude, mit Geländer, Mauern od. mehreren Gebäuden eingeschlossen. Ein H. bei Landgütern soll die Betreibung der Landwirthschaft erleichtern, ist daher auch von den Wirthschaftsgebäuden umgeben, eben u. gepflastert u. längs den Gebäuden mit Steinplatten belegt, in der Mitte die Düngerstätte, in deren Nähe ein Brunnen od. Röhrwasser; 5) ein Landgut mit den dazu gehörigen Grundstücken, bes. ein Bauerngut, welches wenigstens auf zwei Pferde Feld hat; 6) in Westfalen Collectivname für 10–20 Haushaltungen; 7) die Wohnung des Grund- od. Gerichtsherrn eines Dorfes, nebst den dazu gehörigen Wirthschaftsgebäuden, Gütern u. Gerechtigkeiten; daher zu H-e dienen, dreschen, pflügen, so v.w. zur Frohne dreschen etc.; 8) die Entzündung, womit zuweilen die Blasen auf der Haut umgeben sind, s.u. Blase 5); 9) (Area, Bot.), das Mittelfeld einer berandeten Frucht, od. eine Stelle der Frucht, die sich dadurch auszeichnet, daß sie als nicht von der äußeren Schicht bedeckt erscheint, wie auf dem Scheitel von Mespilus germanica; 10) (Meteorol.), ein bes. glänzender od. gefärbter Ring, der in geringerem od. größerem Abstande die Sonne od. den Mond, zuweilen auch die größeren Planeten u. Fixsterne umgibt, u. durch Beugung od. Brechung des Lichtes dieser Himmelskörper in Nebenbläschen od. Eiskrystallen hervorgebracht wird. Man theilt solche Höfe in a) Lichtkränze (kleine Höfe), gefärbte Ringe, welche um die Sonne od. den Mond sich bilden, wenn dünne, durchscheinende Wolken vor ihnen vorbeiziehen. Durchmesser meist nur einige Grade. Gewöhnlich bemerkt man diese Lichtkränze nur am Monde, selten, wegen der Blendung der Augen, an der Sonne, obgleich sie hier eben so häufig vorkommen. Mittelst einer geschwärzten Glastafel kann man aber fast täglich an der Sonne dergleichen Lichtkränze beobachten. Mit Ausnahme der Feder- u. Federschichtwolken bilden fast alle Wolken Spuren von Lichtkränzen; ihre Färbung ist bes. schön, wenn die Nachtnebel der Thäler sich gegen Mittag zu den Spitzen der Berge erheben u. Flocken derselben an der Sonne vorbeiziehen, auch bei Federhaufenwolken, minder vollkommen bei den Schichthausen- u. den eigentlichen Haufenwolken kommen sie vor. An vollständig ausgebildeten Lichtkränzen bemerkt man mehrere Reihen concentrischer Ringe, deren innerste aus Mattblau, Weiß u. Roth, die zweite aus Purpur, Blau, Grün, Blaßgelb u. Roth, die dritte aus Blaßblau u. Mattroth zusammengesetzt ist. Doch sind selten die Farben so vollzählig vorhanden, meist ist nur Blau, Roth u. Grün zu erkennen. Diese farbigen Ringe entstehen durch Interferenz der durch die Zwischenräume der Nebelbläschen hindurchdringenden u. nachher gebeugten Lichtstrahlen (s.u. Beugung 3) a) u. Farben D) u. man kann das Phänomen im Kleinen nachahmen, wenn man durch eine mit Bärlappsamen bestäubte Glastafel nach einer Lichtflamme sieht. Das Iridisiren (s.d.) der Wolken gehört auch hierher. b) Die eigentlichen od. großen Höfe stellen in ihrer einfachsten Erscheinung größere Kreise dar, welche die Sonne od. den Mond in einem Radius von 22° bis 23° umgeben nach innen einen rothen, in der Regel schärferen, nach außen einen blauen mehr verwaschenen Rand haben. Bei vollständigerer Ausbildung des Phänomens sind sie noch mit einem horizontalen, durch die Sonne gehenden Streifen od. einem zweiten von der Sonne abgewendeten, den ersten Ring in seinem obersten Punkte berührenden Ringe complicirt. In diesem Falle bilden sich dann an den Scheidungs- od. Berührungspunkten hellere Stellen, die sogenannten Nebensonnen od. Nebenmonde. In keinem Fall sind sie mit Regenbogen zu verwechseln, deren Mittelpunkt immer der der Sonne gerade gegenüberliegende Punkt ist. Die Höfe um den Mond zeigen sich häufig, wenn die Sterne mit mehr od. weniger Glanz erscheinen; bei Tage hat der Himmel ein mattes, blasses Ansehen. Sie bilden sich nur in Federwolken, während die Lichtkränze den Haufenwolken angehören. Fast in jeder Federwolke kann man Spuren eines Hofes wahrnehmen. Niemals kommt ein H. u. ein Lichtkranz gleichzeitig vor, wenn nicht doppelte Wolkenschichten vorhanden sind. Bei den Höfen hat die blaue Farbe einen größeren Abstand vom leuchtenden Körper, bei den Lichtkränzen die rothe, woraus folgt, daß erstere durch Brechung, nicht durch Beugung des Lichtes entstehen. Diese Brechung geht, wie schon Mareotte vermuthete, in kleinen, in der Atmosphäre schwebenden Eiskrystallen vor sich; dieselben stellen nämlich unendlich viele kleine Prismen dar, deren brechende Winkel 60° ist. Wenn nun auf diese die Lichtstrahlen fallen, so gehen sie gebrochen nach einer anderen Richtung fort, u. da die Eiskrystalle nach allen möglichen Richtungen liegen, so wird auch das Licht im Allgemeinen nach allen Richtungen zerstreut, so daß hierdurch kein besonderer Effect erzeugt wird. Nun gibt es aber für jedes Prisma ein sogenanntes Minimum der Ablenkung, d.h. eine Lage seiner Kante gegen den Lichtstrahl, bei welcher dieser die geringste Ablenkung erfährt u. in der Nähe dieses Minimums der Ablenkung bleibt sich innerhalb gewisser Grenzen auch für verschiedene Lagen des Prisma die Ablenkung beinahe gleich. Diese Ablenkung beträgt bei Eisprismen von 60° die brechenden Kante zwischen 22° u. 23°. Solche Strahlen also, welche gerade diese od. doch fast diese Ablenkung erfahren, vereinigen sich bei der mannichfaltigen Lage der Eiskrystalle weit mehr u. daher rührt der helle Ring in der Umgebung der Sonne u. von diesem der Halbmesser. Für die rothen Strahlen ist das Minimum der Ablenkung geringer, als für die blauen, daher ist die rothe Seite des Ringes der Sonne zugewendet, die anderen Lichtstreifen rühren von den anderen brechenden Kanten der Eiskrystalle her. Der innere, zwischen Ring u. Sonne befindliche Raum zeichnet sich durch eine unbestimmte Dunkelheit aus, welche oft ein graues Ansehen hat, u. um so auffallender hervortritt, je schöner der H. ausgebildet ist. Zuweilen liegt hinter diesem Ring noch ein zweiter, eben so, wie oft dergleichen zwei Regenbogen gesehen werden. Dergleichen zwei Ringe od. Höfe sind blässer, als die inneren, u. entstehen nach Fraunhofer dadurch, daß die sechsseitigen Eisprismen in sechsseitige Pyramiden auslaufen, deren Flächen unter 90° gegen einander geneigt sind, u. in denen sich[437] das Licht bricht. Als Höfe, welche durch die Sonne gehen, hat man die Erscheinung zu betrachten, wo bei niedrigem Stande der Sonne ein Stück eines vertikal stehenden Kreises über der Sonne in Gestatt einer Säule steht. Seltener erscheint dies Meteor auch als Streifen unter der Sonne od. dem Monde (beim Aufgang derselben), noch seltener geht gleichzeitig ein Querstreifen durch den Himmelskörper, so daß er in der Mitte eines Kreuzes zu stehen scheint. Auch diese Kreise entstehen nach Kämtz durch Brechung des Lichtes in Eiskrystallen, deren Flächen oft vertical stehen, Andere erklären dies Phänomen durch Lichtbeugung. Wegen der so verschiedenartigen Krystallisation der atmosphärischen Niederschläge sind zuweilen, namentlich in kalten Gegenden im Winter, dergleichen Sonnen- od. Mondhöfe sehr complicirt, aus mehreren in verschiedenen Richtungen liegenden, einander schneidenden, mehr od. weniger vollständigen Kreisbögen zusammengesetzt. Meist geht hier ein die Sonne schneidender Horizontalkreis um den ganzen Himmel. In diesem Falle erscheinen gewöhnlich an einer od. mehreren Durchschnittsstellen sogenannte Nebensonnen od. Nebenmonde, weil an diesen Stellen zwei Ursachen zur Erzeugung einer größeren Helligkeit wirksam sind. Am häufigsten erscheinen sie da, wo sich der innere Ring u. der Horizontalkreis durchschneidet u. sind selbst dann noch merkbar, wenn man von den beiden Kreisen kaum eine Spur bemerken kann. Doch stillen sie nicht ganz in die Durchschnitte dieser Kreise, sondern liegen gewöhnlich etwas weiter von der Sonne ab, u. zwar um so mehr, je höher letztere steigt. Gewöhnlich kommen nur zwei od. vier Nebensonnen bei complicirten Höfen vor; Hevel hat im Jahr 1661 deren sechs auf einmal beobachtet. Zuweilen haben sie kometenartige Schweife. Ein H. soll in der Regel ein Vorbote von Regen sein. Bei einem Lichtkranze ist nur dann, wenn der Durchmesser desselben sich in kurzer Zeit verkleinert (die Größe der Nebelbläschen also schnell wächst), Regen zu erwarten. Die großen od. eigentlichen Höfe dagegen deuten stets auf ein Vorhandensein von Federwolken, zeigen sich gewöhnlich bei sinkendem Barometer u. bedeuten Schnee od. Regen. Huygens, Venturi, Fraunhofer, Brandes u. Kämtz haben bis jetzt am besten die Höfe beobachtet u. erklärt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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