Orsīni

Orsīni

Orsīni (Ursini od. in Frankreich Ursins [spr. Ürsäng]), italienisches Fürstengeschlecht, stammt von Orsus Tl., Herrn von. Petigliano, welcher 1190–1200 Senator von Rom war, ab. Die Familie theilte sich durch die drei Söhne des Matthäus Rubeus O. in drei Zweige, von denen jetzt nur noch der der Herzöge von Gravina blüht, deren Stammvater Napoleon O. war u. welche seit 1417 Grafen, seit 1463 Herzöge von Gravina u. seit 1724 deutsche Reichsfürsten sind u. später auch zu Fürsten des Päpstlichen Stuhles ernannt wurden; ihren Sitz haben sie in Rom u. Neapel. Merkwürdig sind: 1) Nicolo, Graf von Petigliano, geb. 1442; trat in venetianische Kriegsdienste, wurde 1502 neben Bartolommeo d'Alviano venetianischer Feldherr gegen die Ligue; 1509 bei Agnadel geschlagen, eroberte er dennoch Padua u. vertheidigte es gegen den Kaiser Maximilian I.; er st. 1510 in Lunigo. 2) Lorenzo, Herr von Ceri (Renzo de Ceri), Vetter des Vorigen; diente im venetianischen Heere als Brigadier im Kriege gegen die Ligue u. bildete eine Abtheilung italienischer Infanterie, mit welcher er gegen die Spanier u. Schweizer focht. 1515 trat er in die Dienste Leos X., bald aber in die Franz's I. von Frankreich u. führte von hier aus ein Freicorps nach Italien, vertheidigte später Marseille gegen den Connetable von Bourbon u. st. 1536. 3) Anna Maria, Prinzessin von O., Tochter Ludwigs II. von la Tremouille, Herzogs von Noirmoutier; verheirathete sich erst mit Louis Blaise von Talleyrand, Fürsten von Chalois, u. Wittwe geworden, 1678 mit Flavio O., Herzog von Bracciano, von dem sie aber meist getrennt lebte, trat nach seinem Tode 1698 als erste Hofdame in die Dienste der Königin Maria Luise von Spanien, wußte sich hier bald großen Einfluß zu verschaffen u. wurde Camera major der Königin u. Geliebte des Königs, 1707 Erzieherin des Prinzen von Asturien u. der übrigen königlichen Kinder, erhielt von Philipp V. eine Herrschaft im Luxemburgischen, welche jedoch weder beim Congreß zu Utrecht, noch bei dem zu Baden von den fremden Mächten anerkannt wurde. Weil ihre Anmaßungen täglich wuchsen, wurde sie von Elisabeth von Parma, zweiter Gattin des Königs Philipp V., kurz nach deren Einzug in Madrid, nach Frankreich verwiesen u. lebte dort in Avignon; nach Ludwigs XIV. Tode wendete sie sich nach Genua u. endlich nach Rom, wo sie 1723 starb. 4) Domenico, erhielt 1667 das Herzogthum O. von seinem Bruder Pietro Francesco, welcher 1724–30 als Benedict XIII. Papst war. 5) Berwald, Sohn des Vorigen, wurde 1724 vom Kaiser Karl VI. zum deutschen Reichsfürsten u. von seinem Vetter Clemens XII. (eigentlich Lorenzo O.) zum Principe assistente al soglio erhoben. 6) Domenico, Fürst O., Herzog von Gravina, geb. 23. Nov. 1790; succedirte seinem Großvater 1824 u. ist vermählt seit 1823 mit Maria Luise, Tochter des Herzogs Torlonia, Duca di Bracciano; sein Sohn Philipp ist 10. Dec. 1842 geboren. Vgl. Rosenberg, welches Haus auch von ihnen abstammt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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