Insel [2]

Insel [2]

Insel (v. lat. Insula), 1) etwas Abgesondertes; 2) ein ganz mit Wasser umflossenes, kleineres od. größeres Stück bewohnbares Land, zum Unterschiede von dem festen Lande od. dem Continent. Da aber die Continente ebenfalls rings vom Ocean umgeben sind, so liegt der Unterschied zwischen beiden nur in der Größe der Landmasse, u. es geht daraus hervor, daß die verschiedene Benennung keineswegs in der Natur begründet, vielmehr relativ ist. Die I-n theilen sich in: A) Meeresinseln, welche vom Meere umgeben sind; der Gesammtbetrag ihres Flächengehalts wird auf mehr als 100,000 QM., etwa 1/24 der ganzen Landmasse, angeschlagen, wobei die noch wenig erforschten Landmassen u. I-n im Nördlichen u. Südlichen Eismeere außer Rechnung geblieben sind. Von den sämmtlichen Meeresinseln ist Neu-Guinea mit 12,600 QM. die größte, wenn nicht Grönland ein Insularland ist; dann folgt Borneo mit 11,300 QM., Madagascar mit 10,500 QM., Sumatra mit 7300 QM., Großbritannien (England mit Schottland) 4184 QM.; diese fünf Inseln allein betragen fast die Hälfte des Quadratinhaltes aller I-n. Von dem Gesammtflächengehalte der I-n kommen auf die Asiens 0,50; Australiens 0,22; Afrikas 0,11; Europas 0,09 u. auf die Amerikas 0,08, wenn man bei dem letzteren den Nordpolarchipel außer Betracht läßt. Unter derselben Voraussetzung betragen die australischen I-n 1/7, die asiatischen, 1/17, die europäischen 1/18, die afrikanischen 1/48, u. die amerikanischen 1/84, des Flächeninhaltes der betreffenden Erdtheile. Die I-n treten bald einzeln auf, bald in größerer od. kleinerer Anzahl nahe bei einander: die letzteren werden dann eine Inselgruppe (Insel kette, Inselreihe) od. Archipel genannt. Je nachdem die I-n dem Festland nahe od. entfernt liegen, nennt man sie wohl auch continentale od. oceanische (pelagische). a) Die continentalen od. langen I-n sind schmal, langgestreckt, liegen in der Nähe des Festlandes u. sind mit diesem von derselben Structur, daher sie wahrscheinlich sich während der Erhebung des Festlandes gebildet haben od. später durch das Meer von ihm getrennt worden sind. Vom Festlandeunterscheiden sie sich häufig dadurch, daß sie Standorte von thätigen Vulkanen sind. Sie sind entweder aa) begleitende I-n, wenn sie längs der Küste des Festlandes sich hin erstrecken, meist parallel mit einer Gebirgskette der Meeresküste, wie der australische Binnengürtel, die ostasiatischen I-n, der Nordwestarchipel von Nordamerika, der Archipel von Chiloe, Madagascar etc.; od. bb) verbindende I-n, wenn sie die Küsten der Continente mit einander in Verbindung setzen, wie die Sundainseln, Formosa, Philippinen u. Molukken, Antillen, Aleuten etc. b) Die pelagischen od. runden I-n liegen gewöhnlich weit vom Continente entfernt, haben eine mehr runde Gestalt u. sind unabhängig von dem Festlande entstanden. Sie sind entweder vulkanisch od. Korallenbildungen. aa) Die vulkanischen od. hohen I-n verdanken ihren Ursprung ganz od. theilweise der vulkanischen Thätigkeit, sind meist sehr hoch, haben mehr od. weniger eine Kegelgestalt u. besitzen noch jetzt häufig thätige Vulkane. Sie liegen seltener vereinzelt,[935] meist in Gruppen, welche einen Mittelpunkt der vulkanischen Thätigkeit besitzen od. besaßen. Hierher gehören Island, St. Helena, Ascension, Tristan da Cunha, die Capnordischen, Canarischen, Azorischen I-n, die hohen I-n des australischen Außengürtels etc.; bb) die Korallen- od. niedrigen I-n sind von nur geringer Höhe u. das Product der Korallen u. finden sich deshalb fast nur in tropischen Gegenden, meist nur im Großen u. Indischen Ocean. Ihrer gibt es vier Arten: aaa) die Laguneninseln od. Atolls bestehen aus einem Ringe von Korallen, welcher höchstens 1200 Fuß breit u. 6–12 Fuß über das Meer sich erhebend eine Lagune von 20–50 Klaftern Tiefe umschließt; nach Außen fällt der Korallenbau bis zu einer gewissen Entfernung allmälig sanft ab, dann aber plötzlich sehr steil. Hierher gehören der gefährliche Archipel, die Carolinen, die Malediven u. Laccadiven; bbb) die Gürtelriffe sind Atolls, welche eine od. mehrere I-n in ihren Lagunen umschließen; der Ring steigt ebenfalls steil aus dem Meere auf, von den I-n ist er durch eine Lagune od. einen Kanal von 200–300 Fuß Tiefe getrennt. So die Hogoleninsel u. Siniavin in den Carolinen, Otahaiti etc.; ccc) Dammriffe haben dieselbe Structur, unterscheiden steh nur durch ihre Lage zum Lande, längs dessen Küsten sie sich hinziehen, u. von dem sie durch einen ziemlich breiten u. tiefen Meeresarm getrennt sind; nicht selten sind sie unterbrochen. Solche finden sich an der Nordostküste von Australien, in der Torresstraße, bei Lousiade, Neu-Caledonien etc.; ddd) Korallenbänke od. Küstenriffe ziehen sich längs des Saumes einer Küste u. legen sich dicht an diese an, daher sie keine Lagune enthalten; sie sind sehr häufig u. zugleich, mit nur einer einzigen Ausnahme (Bermudainseln), die einzigen, welche im Atlantischen Oceane vorkommen. Die gründlichsten Untersuchungen über die vulkanischen u. Koralleninseln hat Darwin gemacht. Eine andere Art der Bildung von Meeresinseln erfolgt in der Nähe des Ausflusses großer Ströme durch Anhäufung von Erdmassen, welche von diesen fortgeschwemmt sind. Dergleichen I-n bilden sich noch jetzt, od. vergrößern sich u. verändern ihre Form. B) Binneninseln (I-n in Gewässern des festen Landes), Stellen in Landseen, Teichen, großen u. kleinen Strömen u. Flüssen, welche für gewöhnlich mit dem Ufer nicht im Zusammenhang stehen. Sie sind ursprünglich, mit felsigem Grund, häufiger aber, bes. in Strömen, Folgen von fortgeschwemmtem Gerölle u. Sand, od. auch von Ufern losgerissene u. auf seichten Stellen sitzen gebliebene Landstrecken. Sie ändern oft ihre Form, vergrößern u. zerstückeln sich. Auch schwimmende I-n bilden sich zuweilen auf großen Seen, in der Nähe des festen Landes, od. zwischen I-n auf dem Meere, aus Torf od. Zusammenhäufungen holziger Massen u. Pflanzenwurzeln vom Ufer, indem diese, vom Ufer sich losreißend u. in Zusammenhang bleibend, auch für Gras, Schilf u. andere Gewächse einen Boden bilden, so daß sie selbst zu Viehtriften benutzbar werden. Sie werden allmälig vom Wasser aufgelöst, zerfallen od. sinken unter, od. setzen sich auch wieder an das feste Land an. Aufhäufungen von Sand, welche über der Wasserfläche hervortreten, od. auch Erhebungen von nacktem Gestein, haben zwar den Charakter einer I., werben aber im Meere u. in Strömen nicht als solche, sondern als Sandbänke u. Klippen bezeichnet. Unter einem Eiland versteht man gemeiniglich eine kleine, niedrige, unter Holm eine kleine, durch Anspülung entstandene I. Aue u. Werder nennt man flache Flußinseln, den Überschwemmungen ausgesetzt, u. zwar jene meist mit Wald u. Gebüsch, diese meist mit Graswuchs bedeckt. 3) (Anat.), bei Gefäßzertheilung da, wo zwei Gefäße sich wieder vereinen, der leere Raum dazwischen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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