Irland [2]

Irland [2]

Irland (Gesch.). J. wird zuerst von den Römern erwähnt, obgleich sie selbst nicht dahin kamen; Cäsar, welcher es Hibernia nennt, schätzt es halb so groß, als Britannien, u. setzt es westlich von Britannien. Strabo nennt die Insel Jerne u. setzt sie nördlich über Britannien; etwas Genaues weiß er von den Bewohnern nicht zu sagen, doch erwähnt er von ihnen, daß sie Menschenfresser wären, welche namentlich die Leichen ihrer Eltern zu fressen für sehr rühmlich hielten u. mit Müttern u. Schwestern sich zu vermählen keine Scheu trügen. Mela nennt die Insel Juverna (bei Ptolemäos Juernia) u. gibt sie als gleich groß mit Britannien an. Die frühesten Bewohner waren celtische Gaelen u. der einheimische Name der Insel war Erin; wegen ihrer Verwandtschaft wurden sie im Mittelalter auch Scoten u. die Insel Scotia major genannt. Nach der Sage soll Mileagh, ein iberischer Held, von Hungersnoth aus seiner Heimath Brigantium (in Galicien) vertrieben u. lange v. Chr. nach dem, von seinem Oheim Ith zuvor entdeckten J. gefahren sein u. daselbst die Fir-Folgs (Belgier) u. Danaans (Dänen) im Kampfe mit einander getroffen haben. Mileagh u. Ith mischten sich in diese Kämpfe u. fielen Beide in einer Schlacht mit den Iren. Drei seiner Nachkommen, Heber, Amergin u. Heremon, welche, um Mileagh zu rächen, auszogen u. auf zwei Punkten in J. landeten, errangen die Herrschaft über das Land u. wurden Stifter fast aller Häuptlingsfamilien in J. (Milesische Familien). Heber u. Heremon theilten das Land in ein nördliches u. südliches Reich; die Getreuen erhielten einzelne Lehen zum Lohn; die Fir-Folgs, Bundesgenossen der Mileaghischen Abkömmlinge gegen die Danaans, erhielten einen Strich Landes (Quelmagt, das spätere Connacia). die Danaans aber, welche sich nicht unterwarfen, wurden nach der Bretagne versetzt. Bald entstand Streit unter den Brüdern. Heber blieb in der Schlacht u. Heremon wurde der Gründer eines Herrschergeschlechtes, welches angeblich erst 1186 n.Chr. ausstarb.

Seit dem 3. Jahrhundert theilte sich J. in 5 Reiche, auf der Ostseite: südlich Lagenia, nördlich Ultonia, zwischen beiden Midia; auf der Westseite: in Süden Momonia u. nördlich darüber Connacia, die wieder in kleinere Theile zerfielen. Über diese regierten einzelne Häuptlinge. Gegen das Ende des 4. Jahrh. traten die Iren als Seeräuber auf, welche unter dem Namen Scoten u. Picten das römische Britannien beunruhigten, aber von den Angelsachsen wieder über das Meer zurückgetrieben wurden. Zu Anfang des 5. Jahrh. schickte Papst Cölestin den Palladius nach J., um die Einwohner zum Christenthum zu bekehren, der aber nicht zum Ziele kam. Glücklicher war der Schotte Succath (mit christlichem Namen Patrik), welcher 432 mehrere Häuptlinge bekehrte, ein Kloster in Armagh, eine Schule u. 472 ein Erzbisthum gründete, auch die Schreibkunst u. Gelehrsamkeit einführte. Er bekam deshalb den Namen Apostel J-s u. wurde der Schutzheilige des Landes. Seine Schüler in Clogher 552, Bangor 554 u. Clanford 558 verbreiteten das Christenthum, gründeten ähnliche Lehranstalten, welche bis ins 8. Jahrh. Sitze theologischer Gelehrsamkeit wurden, u. schickten ihre Schüler als Apostel auf das Festland, deren Reste noch in den Schottenklöstern übrig sind. J. wurde hiernach die Insel der Heiligen genannt. In politischer Beziehung blieb die alte Trennung in einzelnen Volksstämmen unter einzelnen Häuptlingen ungeändert; so herrschte um 565 Baodan in Uttonien, den Colman verdrängte u. in Columbans Kloster auf Jona ermordete; auch Colman wurde vom Volke getödtet. Egfrid, König von Northumbrien, machte im 7. Jahrh. von Osten her einen Einfall in J., um die Angriffe der Iren auf Britannien, Mona u. Anglesea zu bestrafen; 835 kamen die Normannen (od. weil sie von Osten kamen, in J. Ostmänner genannt) als Räuber u. Eroberer nach J., zogen aber bald wieder ab, nachdem sie alle geistlichen Stifter zerstört hatten. Melachlin, Häuptling von Meath, sah sich genöthigt, gegen seine inneren Feinde 849 normannische Hülfstruppen herbeizurufen; ein Theil dieser Normannen ließ sich auf der Ostküste nieder u. gründete 851 Dublin. 853 kam Olav von Norwegen nach J., machte sich zum Oberkönig aller Normannen in J. u. zwang selbst die Eingeborenen Tribut zu zahlen. Sein Bruder Sitric gründete Waterfort; ein anderer, Ivar, Limerick. Um die Mitte des 10. Jahrh. wurden die Normänner Christen, bes. durch Brien Boroihmb, welcher sich durch Siege über die Normänner fast ganz J-s bemächtigt hatte; 1152 wurde die Irländische Kirche auf dem Concil zu Drogheda dem päpstlichen Stuhle unterstellt u. der Erzbischof von Armagh wurde Primas des Reiches.

Damals bestanden in J., außer dem Reich der Normannen, vier einheimische Königreiche: Leinster, Ulster, Munster u. Connaught, welche wieder in Stammgebiete unter eigenen Häuptlingen zerfielen; diese standen unter den Königen, u. unter diesen übte einer die Oberherrlichkeit aus. Die Könige hatten stete Streitigkeiten unter einander u. gegen die Normannen. Dermod O'Connor von Leinster, welcher sich nach Connaught, wo zum Theil die O'Connors, zum Theil Tiernon O'Ruark herrschten, geflüchtet hatte, hatte sein verlorenes Land bald wieder erobert; aber weil er die Gemahlin (nach And. Tochter) des Häuptlings von Meath entführt hatte, hatte sich der Beleidigte 1166 an den damaligen Oberkönig, Roderich O'Connor, gewendet, u. vor diesem mußte Dermod, von seinen Vasallen verlassen, wiederum fliehen u. begab sich nach England, um Hülfe zu suchen, u. gab dadurch Veranlassung zur Eroberung J-s durch die Engländer, welches König Heinrich II. schon 1156 vom Papste Hadrian IV. zum Geschenk erhalten hatte. Heinrich II., zwar vielfach gebunden durch seine Händel mit Frankreich u. mit seinem Kanzler Thomas Becket, verwies O'Connor mit dessen Hülfegesuch an seine englischen Vasallen.[63] Unter diesen gewann Dermod die Barone Robert Fitz-Stephen u. Moritz Fitz-Gerald, diese landeten 1169 in J., setzten Dermod wieder in Meath ein u. erhielten Wexford, welches dadurch die erste englische Pflanzstadt in J. wurde. 1170 kam auch Graf Richard Strongbow von Pembroke, welchem Dermod seine Tochter Eva in die Ehe gegeben u. die Nachfolge in Leinster versprochen hatte, nach u. eroberte Dublin; seine Versuche auf die irischen Reiche mißlangen. Die Ankunft Heinrichs II. selbst im Decbr. 1171 hatte nur die Folge, daß die Könige von Leinster u. Munster denselben für ihren Lehnsherrn anerkannten, während Roderich von Connaught u. die anderen Häuptlinge sich widersetzten; erst 1175 machte Roderich einen Vergleich mit Heinrich II., nach welchem der südliche Theil J-s an England kam, der nördliche aber für Roderich, jedoch als englisches Lehn, blieb Die englischen Barone setzten sich nun in den von ihrem König erhaltenen Landstrichen fest, benahmen sich aber sehr willkürlich gegen die Häuptlinge u. zogen sich den Haß derselben zu. Der von Engländern besetzte Theil der Ostküste hieß The Pale (die Mark), er hatte englische Verfassung, Sprache u. Sitten; ein königlicher Statthalter berief das Parlament zusammen, in welchem aber nur die aus England stammenden Lords erschienen, daher Parlament of the Pale. Nach u. nach wurde ganz J. englischer Seits als England gehörig u. zinspflichtig betrachtet. Die Häuptlinge des anderen Theiles der Ostküste, welche sich seit der Mitte des 13. Jahrh. der Krone Englands unterwarfen, erhielten ihre Stammländereien garantirt u. traten in das Verhältniß der englischen Barone. Damit waren aber diese sehr unzufrieden, weil ihnen auf diese Weise ein Gegenstand ihrer Beutesucht genommen wurde. 1315 erhielt Eduard Bruce, Bruder des schottischen Königs Robert Bruce, das Reich Ultonien, welches er, mit 6000 Schotten landend, nahm u. in Dundalk gekrönt wurde, aber schon 1318 fiel er gegen die Engländer. Von da an begann eine furchtbare Verwirrung in J.; um für Raub u. Mord nur mit geringer Geldbuße bestraft zu werden, nahmen englische Barone irische Sitte u. Recht an; der gegenseitige Haß zwischen Iren u. Engländern wurde dadurch immer mehr gesteigert u. ging endlich so weit, daß das irisch-englische Parlament von Kilkenny 1367 Heirathen u. Gevatterschaften mit Iren für Hochverrath erklärte. Während der Krieg zwischen der Rothen u. Weißen Rose in England geführt wurde, hatte in J. das Haus York die Oberhand; gegen dieses schickte Heinrich VII. ein Heer, um die abtrünnigen Barone der Krone wieder zu unterwerfen; es gelang, u. durch die Poyningsacte, welche durch das Parlament in Tredah 1495 gegeben wurde, ward in dem englischen Theile J-s festgesetzt, daß das Parlament sich nur mit Bewilligung des Statthalters versammeln dürfte, u. daß die Gesetzvorschläge vor der Versammlung erst der englischen Regierung unterbreitet werden müßten. Die Iren hatten ihre Verfassung für sich, aber blieben auch aller Bildung baar u. ledig. Bes. wurde auf J. der alte Haß gegen England noch mehr durch die Versuche Heinrichs VIII., die Kirchenreformation einzuführen, gesteigert; die Iren blieben nur um so fester bei der katholischen Confession.

Am 23. Januar 1542 ließ sich Heinrich VIII. zum König von J. ernennen u. erhob J. zu einem eigenen Königreich, u. die Könige von England, welche J. bis dahin als, päpstliches Lehen hatten, hörten auf Tribut an den Papst zu zahlen; die Klöster wurden in königliche Domänen verwandelt, wodurch der König von England Mittel erhielt, auf den Eigennutz der irländischen Häuptlinge zu wirken u. dieselben auf die Seite Englands zu ziehen. Aber nur drei derselben, Connor O'Neal, Fürst von Tyrone, Donough M'Connor O'Brien von Thomond u. Ulrich Burke von Connaught, verkauften ihre Unabhängigkeit gegen Lehnszuwachs u. neue Titel: sie wurden Grafen ihrer alten Besitzungen u. Barone u. sind die ältesten Pairs von altirländischer Abkunft. So wurde auch in dem unabhängigen J. die vollständige Unterwerfung unter England immer mehr u. mehr vorbereitet. Unter Eduard VI. begann die eigentliche Reformation in dem nicht englischen Theile von J., fortwährend blieb aber die Katholische Kirche unangetastet. Die Jesuiten, welche seit 1541 in J. Platz ergriffen hatten, bestärkten die Iren nur noch mehr in ihrer Anhänglichkeit an der katholischen Religion. Die Regierung der katholischen Maria, 1553–1558, war zu kurz, um eine bleibende Änderung im Religionswesen zu begründen; u. wenn durch das irische Parlament von 1556 auch alle Verordnungen Heinrichs VIII. u. Eduards VI. umgestoßen wurden, so stellte Elisabeth durch ein Parlament von 1560 in dem englischen Antheile Alles wieder auf den früheren Fuß. Ihre Statthalter, Sir Henry Sidney u. Sir John Perrot, beabsichtigten durch eingeführte englische Cultur die Civilisirung der Iren, wozu auch die von der Königin gestiftete Universität in Dublin beitragen sollte. Dessenungeachtet war gerade diese Regierung eine fortlaufende Kette von einzelnen Empörungen, welche sich zuletzt in einen allgemeinen Krieg gegen England auflösten. Hugh O'Neill, Graf von Tyrone, von Spanien unterstützt, war der Anführer der Iren in diesem ersten planmäßigen, 1595 begonnenen Kriege, der zwar glücklich anfing u. in welchem sogar 1599 der königliche Günstling, Graf Essex, nichts gegen die Iren auszurichten vermochte, welcher aber, nachdem der neue englische Befehlshaber, Lord Mountjoy, die Iren u. Spanier 24. Dec. 1601 bei Kinsale entscheidend geschlagen hatte, damit endigte, daß die Spanier im Jan. 1602 J. verließen u. O'Neill sich unterwerfen mußte; ganz J. wurde der englischen Herrschaft unterthan, u. es begannen nun die Confiscationen der Güter der Insurgenten, welche zum größten Theil an englische Colonisten vertheilt wurden. Damit fuhr auch Jakob I. fort, u. die unter ihm confiscirten Ländereien wurden an Schotten u. Engländer verkauft. Obgleich er dabei die gute Absicht hatte, die Macht der irischen Häuptlinge zu brechen, um die gemeinen Iren frei zu machen, u. zu deren Civilisirung manche gute Anstalten traf, z.B. das Englische Recht einführte u. die Leibeigenschaft aufhob, so vermochte doch dies nicht, die Iren mit dem britischen Königshause zu befreunden; bei den geplünderten Baronen verstand es sich von selbst. Dabei blieb die confessionelle Abneigung, da wegen Verweigerung des von Heinrich VIII. eingeführten Supremateides (s.d.) die Katholischen kein öffentliches Amt bekleiden konnten. 1615 wurde das erste Parlament gehalten, in welchem ganz J. repräsentirt war; aber von 226 Mitgliedern des Hauses der Gemeinen waren 125 Protestanten, u.[64] das Oberhaus zählte 25 protestantische Bischöfe u. eben so viel weltliche Lords, unter denen nur wenige Katholiken waren, u. später unter Cromwell sing das Recht der Katholiken im Parlament ganz verloren u. bis 1782 stand auch das irische Parlament immer unter Abhängigkeit von dein englischen.

Unter Karl I. (1625–1649) gelangte J., bes. durch die weise Verwaltung des Thomas Wentworth, Grafen von Strafford, zu einem noch nie gekannten Wohlstande. Aber die fortgesetzten Güterconfiscationen, die republikanische Gesinnung der in J. ansässigen Engländer, der fortdauernde Groll zwischen diesen u. den katholischen Iren, der Einfluß der in fremden Ländern erzogenen irischen Geistlichen u. andere Umstände veranlaßten einen Nachkommen der alten Häuptlinge von Leinster, Roger More, am 23. Oct. 1641 einen allgemeinen Aufstand (Irländisches Bludbad) zu erregen, an deren Spitze sich Phelim O'Neill u. Lord Maguire, Abkömmlinge alter irischer Fürsten, stellten. In Ulster wurden alle protestantischen Engländer ermordet, in dem übrigen J. wenigstens ihrer Habe beraubt u. vertrieben, u. J. wäre für England verloren gewesen, wenn der Aufstand nicht zu früh entdeckt u. Dublin so gerettet worden wäre. Gegen 120,000 Anglo-Irländer kamen hierbei um. Aber auch die Erbitterung des englischen Parlaments war groß. 1646 wurde durch Vermittelung des Marquis von Ormond ein Friede mit dem König geschlossen, in welchem den Iren Amnestie u. Religionsfreiheit zugesagt wurde, diese dagegen dem König Hülfe gegen die Parlamentstruppen versprachen. Nach der Hinrichtung Karls I. wurden von den Republikanern 10,000 Schotten nach J. geschickt u. Cromwell (1649) zum Statthalter ernannt. Nach der Eroberung von Drogheda u. Wexford ergab sich die ganze Insel dem Sieger. Cromwells Nachfolger wurde sein Schwiegersohn Ireton, welcher J. ganz als erobertes Land betrachtete. Alle Besitzungen der Katholiken, gegen 5 Millionen Acres Landes, wurden confiscirt, gegen 20,000 Iren, welche gegen England gekämpft hatten u. gefangen waren, als Sklaven nach Amerika verkauft, über 40,000 wanderten nach Spanien u. Frankreich aus; die Zurückbleibenden wurden über den Shannon zurückgetrieben, jeder Wiederkehrende sofort niedergestoßen, auch wer Waffen führe od. im Hauss habe, sollte des Todes schuldig sein; endlich wurde die Übung des katholischen Cultus verboten u. die katholischen Priester mußten I. binnen 20 Tagen verlassen. Karl II. (1660–85) gab den katholischen Irländern ein Viertel ihrer confiscirten Güter zurück u. stellte die Religionsverfolgung ein, u. unter Jakob II., welcher den katholischen Talbot, Grafen von Tyrconcl, zum Statthalter ernannte, füllte sich das irische Parlament mit Katholiken u. eine völlig katholische Armee drückte alle Hoffnung der Protestanten nieder. Dieselbe wurde wieder aufgeregt, als der vertriebene König Jakob gegen den Prinzen Wilhelm von Oranien (Wilhelm III.) 1689 von Frankreich aus in J. landete; ganze Schaaren von Katholiken strömten zu seinen Fahnen u. mehrere Tausende von protestantischen Grundbesitzern wurden vertrieben; aber durch die Niederlagen Jakobs am 1. Juli 1690 am Boyneflusse u. 13. Juli 1691 bei Aghrim durch Wilhelm von Oranien war der Aufstand niedergeschlagen. Wilhelm von Oranien ächtete nun alle Anhänger Jakobs u. confiscirte deren Eigenthum, wodurch der Besitzzustand auf der ganzen Insel aufs Neue gewaltsam verändert wurde, doch milderte die Capitulation von Limerick viele harte Maßregeln. Die frühere Religionsfreiheit wurde den Iren zwar zurückgegeben, aber nicht nur die zur Aufrechthaltung der Interessen des Hauses Oranien in den Städten gebildeten Oranischen Gesellschaften (Orangemen) verfolgten die Katholiken, sondern auch die drückendsten Gesetze (Penal laws) wurden gegen dieselben gegeben: die öffentlichen Zeichen des katholischen Cultus waren verboten, es durfte keine katholische Schule bestehen, keine Ehe zwischen Katholiken u. Protestanten geschlossen werden, Katholiken keine öffentlichen Ämter bekleiden etc. Dazu kam der hohe Ausgangszoll aller Landeserzeugnisse, der einem Ausfuhrverbot glich. Die Iren verhielten sich äußerlich ruhig u. dienten seitdem, da sie für England nicht fechten mochten, in den spanischen, kaiserlichen u. bes. französischen Heeren. Eine besondere Acte von 1719 setzte endlich die Abhängigkeit J-s vom englischen Parlamente von Neuem fest, u. 1727 wurde den Katholiken das Stimmrecht bei Parlamentswahlen genommen. Der Aufstand der Jakobiten in Schottland 1745 gab den Iren neue Hoffnung auf einen besseren Zustand, u. die englische Regierung bewilligte mancherlei, als aber die Schlacht bei Culloden 1746 dem Aufstand in Schottland ein Ende gemacht, begann der Druck aufs Neue.

Das Volk schaffte sich nun selbst Recht, es entstanden die Verbindungen der Defenders, u. seit 1760 übten die Whiteboys (weiße Burschen, von den Hemden, welche sie über den Oberkleidern trugen), eine heimliche Fehme gegen harte Grundherren, Pfarrer u. Beamtete, welche sie mißhandelten od. ermordeten; an sie schlossen sich die Eichenherzen (Hearts of oak) an, bes. 1763, welche gegen die Straßenbaufrohnen gerichtet waren. Die Aufregung wurde seit Beginn des Amerikanischen Freiheitskrieges immer größer. An die Whiteboys (jetzt Levellers [d. i. Einführer der Gleichheit] genannt) schlossen sich die Rightboys (Rechtburschen), welche durchaus Aufhebung des Zehnten verlangten. An der Spitze aller dieser Aufstände stand immer Capitän Rock, eine fingirte Person, od. vielmehr das Haupt des augenblicklichen Aufstandes, meist mit geschwärztem Gesicht; er führte die Rachezüge gegen solche, welche durch ihr Zeugniß politische Verbrecher u. Theilnehmer an früheren Gewaltthaten an den Galgen gebracht hatten, verbrannte ihre Häuser, u. unter seinem Namen wurden Drohbriefe ausgestellt etc. Die Regierung suchte durch mehre Zugeständnisse diesen Widerstand zu entkräftigen, aber erst nachdem gegen 40,000 Irländer die Waffen ergriffen u. eine drohende Stellung gegen England angenommen hatte, wurde 1782 das irländische Parlament von der Oberherrschaft des großbritannischen befreit, die Strafgesetze gegen die Katholischen wurden gemildert, ihnen gestattet, Grundeigenthum zu erwerben, Schulen zu errichten u. ihren Cultus öffentlich zu üben. Diese Nachgiebigkeit mehrte aber das Übel; eine Bürgerversammlung zu Dublin 1784 beschloß zuerst, den Katholiken einen Antheil an den Parlamentswahlen zu gestatten, u. in Leinster u. Ulster wurde sogar eine völlige Gleichstellung beider Confessionen in Vorschlag gebracht. Die Französische Revolution[65] veranlaßte den Bund der vereinigten Irländer (United Irishmen) 1791, dessen geheimer Zweck war, J. in eine unabhängige Republik zu verwandeln. Wiewohl nun der erste Plan desselben scheiterte, so erreichte doch ein katholischer Convent durch eine Bittschrift bei Hofe so viel, daß, nachdem schon vorher die Penal laws abgeschafft waren, 1793 den Katholiken gleiche Rechte mit den Protestanten ertheilt wurden; ausgenommen das Recht im Parlament zu sitzen u. zu gewissen Staatsämtern zu gelangen, weil die Katholiken den hierzu erforderlichen Testeid nicht schwören konnten. – Als der Bund damit nicht zufrieden seine revolutionären Absichten immer offenbarer werden ließ, wurde die 1782 in J. eingeführte Habeas-corpus-Acte aufgehoben, englische Besatzungen in die irischen Städte gelegt u. der Bund verboten. 1796 kam eine französische Flotte unter General Hoche an die Küste J-s zur Unterstützung des Bundes, er hielt jedoch bei der Landung das Unternehmen nicht für ausführbar u. kehrte um. Jetzt wurde das Kriegsrecht in J. verkündigt. Nichtsdestoweniger setzte der Bund seine Thätigkeit fort, der an 500,000 Mitglieder auf der Insel gezählt haben soll. Zum Tage des Ausbruchs war der 23. Mai 1798 angesetzt, aber zwei Tage früher wurde die Verschwörung dem Statthalter verrathen, der trotz der härtesten Maßregeln, die er dagegen ergriff, ein entsetzliches Ermorden der Orangemen, bes. zu Vineyar-Hill u. Wexford, nicht hindern konnte. Als endlich im Juni 1798 durch Waffengewalt die Empörung unterdrückt worden war, wußte der Marquis von Cornwallis, als Vicekönig, durch Gerechtigkeit das Ansehen der Regierung herzustellen. Das französische Hülfscorps erschien im Aug. 1798 zu spät u. wurde auch durch Sturm zerstreut, der einzige General Humbert landete mit 1100 Mann am 20. August u. versuchte sich zu halten, er war aber zu schwach u. wurde von Cornwallis in der Killalabai, 23. Sept. 1798, geschlagen. Noch andere dieser folgende Landungsversuche der Franzosen hatten eben so wenig Glück.

Um aber allen weiteren Unruhen vorzubeugen, wurde die Union J-s mit Großbritannien unter Einem Parlamente, seit 1799 betrieben, endlich 26. Mai 1800 von Pitt durchgesetzt u. verordnet, daß J. fortan 4 geistliche u. 18 weltliche Lords in das Oberhaus u. 100 Repräsentanten ins Unterhaus schicken sollte. Bestechungen waren zum Durchsetzen dieses Planes sehr wirksam gewesen. Außerdem sollten die Irländer gleiche Rechte mit den Briten genießen u. freier Verkehr zwischen J. u. Großbritannien stattfinden. J. verpflichtete sich dagegen für die nächsten 20 Jahre, 2/25 der Staatslasten zu tragen. Das erste vereinigte Parlament (22. Jan. 1801) rechtfertigte aber die Erwartungen der Irländer nicht, da die verheißene völlige Emancipation der irländischen Katholiken nicht gewährt wurde. Da bildete sich 1802 zu Dublin der Katholische Verein (Catholic association), der sich zur Aufgabe machte, die Katholikenemancipation durchzusetzen. Dieser Verein verbreitete sich über ganz J. u. wußte seit 1812 Stimmen im Parlament für sich zu gewinnen. In J. trieb bes. Daniel O'Connel den Verein zu entschiedener Thätigkeit. Aber diese regte auch die neue oranische Gesellschaften entstanden, in welchen die alten Tories u. Orangemen mit größter Leidenschaftlichkeit auftraten. 1825 aufgehoben, traten sie als Braunschweigclubs aufs Neue hervor. Der Katholische Verein stand 1828 ihnen gerüstet gegenüber, ein Bürgerkrieg schien unvermeidlich: da erhielt die vom Parlament beschlossene Emancipation der Katholiken (13. April 1829) die königliche Sanction u. die Katholiken, namentlich O'Connell, Sitz im britischen Parlament, nachdem ein neuer, den Katholiken leistbarer Eid an die Stelle des früheren Testeides für sie getreten war. O'Connell brachte nun im Parlamente die Abschaffung des Kirchenzehnten, welchen die Katholiken an die protestantische Gemeindekirche bezahlen mußten, zur Sprache; es wurde endlich 1832 die Ablösung dieser Zehnten von beiden Häusern beschlossen, dieselbe zeigte sich aber unausführbar u. für die Katholiken keine Erleichterung bringend, weshalb Versammlungen in ganz J. gehalten u. der Weigerung der ferneren Zehntabgabe beschlossen wurde. Darauf trat O'Connell mit der Idee der Trennung der legislativen Union (Repeal of the union, daher die Partei Repealer), od. die Wiederherstellung eines besonderen irischen Parlaments hervor. Diese fand in J. großen Anklang; aber in dem Parlament wurde dagegen die Irische Zwangsbill (Irish coercionbill) angenommen, nach welcher die deshalb auf der Insel erfolgte Aufregung für die Repeal mit Gewalt niedergehalten u. die deshalb gehaltenen Versammlungen vom Lordlieutenant aufgehoben werden sollten. Zur Unterstützung erhielt der Lordlieutenant eine stark Militärmacht. Darauf wurde zur Besänftigung der Gemüther der Insulaner die Irische Kirchenbill gegeben, nach welcher die Kirchensteuer aufhören sollte; die Zehntbill aber scheiterte an dem Widerspruch der Peers. Nachdem 1834 die Zwangsbill aufgehoben war, löste O'Connell auch die Repealassociation auf mit der Erklärung, die Gesinnung der irländischen Parlamentsmitglieder u. der Whigregierung sei hinlängliche Garantie für die Wohlfahrt J-s. Unter dem Lordlieutenant Mulgrave (Marquis v. Normanby) 1835–39 herrschte in J. Ruhe u. Zufriedenheit, da sich derselbe durch seine milde u. gerechte Verwaltung u. manche gute Einrichtung die Irländer zu gewinnen wußte. Besonders wirkten zur Versittlichung des Volkes die seit 1839 von dem Franciscaner Pater Mathew gegründeten Mäßigkeitsvereine (s.d.). Auch unter Lord Ebrington, seit 1839, dauerte die Ruhe fort; aber mit dem Wechsel des Ministeriums u. dem Eintritt des britischen Toryministerium Peel 1841 trat auch die Association wieder ins Leben; O'Connell mahnte durch die irischen Journale immer kräftiger zur Repeal (s.u. Großbritannien [Gesch.] V.). Das Cabinet sah sich zu Concessionen genöthigt, bis endlich 1843 die Whigs wieder aus Ruder kamen u. O'Connell in Anklagezustand versetzten. Derselbe wurde zwar wegen einiger Formfehler im Processe freigesprochen (1844), doch war seine Kraft gänzlich gebrochen, u. mit seinem Tode (1847) sank die ganze Repealbewegung. Eine 1848 durch Smith O'Brien (s.d.) hervorgerufene revolutionäre Bewegung wurde durch Waffengewalt bald unterdrückt; das Nähere u. Weitere s.u. Großbritannien (Gesch.) V. ff. Vgl. die von O'Connor unter dem Titel Rerum Hibernicarum scriptores veteres, Loud. 1814–26, 4 Bde., in der Urschrift u. mit[66] lateinischer Übersetzung herausgegebenen alten Irischen Chroniken; Cox, Hibernia Anglicana, Lond. 1689–1690, 2 Bde.; J. Mac-Geoghehan, Histoire de l'Irlande, Par. 1758–63, 3 Bde.; S. O'Halloran, History of I., Dubl. 1772, 2 Bde.; T. Leland, History of I., u. Aufl. ebd. 1814, 3 Bde.; Hegewisch, Übersicht der irländischen Geschichte, u. Aufl. Altona 1806; J. Gordon, History of I., Lond. 1806, 2 Bde.; W. A. Lindau, Geschichte J-s, fortgesetzt von Brendes, Dresd. u. Lpz. 1829–46, 2 Bde.; T. Moore, History of I. Lond., 1835, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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