Ossetische Sprache

Ossetische Sprache

Ossetische Sprache, mit der Persischen verwandt, hat sehr viele Laute, deren Unterscheidung zum Theil dem Ohr u. noch mehr der Zunge des Europäers schwer fällt. Da sie keine eigne Schrift besitzt (Sjögren hat das russische Alphabet für die O. S. eingerichtet), so ist es schwer, die Zahl ihrer Buchstaben anzugeben, die bald zu 34, bald zu 46 od. 47 angenommen wird. Sie hat kein grammatisches Genus u. nur Eine Declination. Die Substantiva bilden den Plural durch die angehängten Sylben t'a t'e (t'ä). Die Declination unterscheidet acht Casus: Nominativ, Vocativ, Accusativ, Dativ, Genitiv, Locativ interior u. exterior u. Ablativ, z.B. Nominativ, Vocativ zärdä Herz, Acc. Gen. Loc. int. zärdy, Dativ zärdän, Loc. ext. zärdämä, Abl. zärdäje, Plur. Nom. zärdätä, Acc., Gen. Loc. int. zärdät'yj, Dat. zärdätän, Loc. ext. zärdät'äm, Abl. zärdät'ej; Adjectiva werden nur declinirt, wenn sie substantivisch stehn; sie werden von Substantiven durch die Endungen on, au, djin, gjin etc. gebildet, z.B. buduron zum Feld gehörig, von budur Feld, k'almau schlangenähnlich, von k'alm Schlange, achtzadjin od. achtzagjin geldreich, von achtza Geld. Der Comparativ wird durch die Endung där, der Superlativ durch die Endung därdär gebildet, z.B. sau schwarz, saudär schwärzer, saudärdär schwärzester. Die Zahlwörter sind: 1 ju, 2 duä, 3 ärtä, 4 tzupär, 5 fondz, 6 achsäz, 7 awd, 8 ast, 9 farast, 10 däs; die Ordinalia bilden sich durch die Endung am, bei den drei ersten Zahlen durch ag. Die Pronomina personalia sind äz ich, dy du, uj er, mach wir, smach ihr, udon sie, die Possessiva me, ma mein etc. werden gewöhnlich dem Substantiv vorgesetzt. Die Verba haben einen Indicativ, Conjunctiv, Imperativ, Infinitiv, Gerundium u. Participium u. acht Tempora: Präsens, Futurum definitum, Futurum indefinitum, Imperfectum, Perfectum, Plusquamperfectum, Futur. exactum definitum u. indefinitum; es gibt drei wenig verschiedene Conjugationen, z.B. äz nymain, ich rechne, dy nymais du rechnest, nymaj uj er rechnet, Plural mach nymájem, smach nymájyt, udon nymäintz; Ind. def. äz nymájon, Indef. äz nymajdzinen ich werde rechnen, Imperf. äz nymadton ich rechnete etc. Es gibt Präpositionen u. Postpositionen. Die Negativa werden bei Substantiven u. Adjectiven durch ein vorgesetztes an, ana, bei Verbis durch ne, im Imperativ durch ma bezeichnet, z.B. anarfi Undank, von arfi Dank, anafidghin unkörperlich, von fid Fleisch. Der Anfang des Vaterunsers ist: fid mach, kchazi de wol arwi, sihdag wond nom daw, d.h. Vater unser welcher bist im Himmel, heilig sei Name dein. Grammatik von Sjögren (mit Wörterbuch), St. Petersb. 1844; von Rosen, Lemgo 1846; vgl. Klaproth, Kaukasische Sprachen, Halle u. Berl. 1814.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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