Ostende

Ostende

Ostende, 1) Arrondissement in der belgischen Provinz Westflandern; 47,157 Ew.; 2) Stadt hier u. Festung zweiten Ranges. Die Werke bestehen aus einer. Umfassung mit neun nach alter Art gebauten Bastions u. einer mit fünf nach neuer Art angelegten; nur vor drei Fronten sind Ravelins. O. hat wichtigen Hafen mitzwei Bassins u. Leuchtthurm; zwei Kirchen, schönes Stadthaus (1711 erbaut), Handelsgericht, Handelskammer, Börse; Schauspielhaus, Schifffahrtsschule, zwei Hospitäler, Schiffswerfte, Salzraffinerien, Seebad, Fischerei (auch auf Kabeljau), Fabriken in Leinwand, Segeltuch, Spitzen, Tabak, Sägemühlen, Taudreherei, Schiffsbau, Handel; 16,630 Ew.; Endpunkt der Eisenbahnlinie Köln-Lüttich-Mecheln-Gent-Brügge; steht außerdem mit Brügge, Gent, Nieuport u. Dünkirchen durch Kanäle in Verbindung; tägliche Dampfschifffahrt nach Dover od. London. Im Jahr 1858 liefen ein 611 Schiffe mit 102,238 Tonnen; Hauptartikel der Einfuhr: Guano, Steinsalz, Bauholz. Die Handelsflotte bestand 1859 aus 33 Schiffen mit 5552 Tonnen; außerdem 136 Schaluppen für die Fischerei.- – O., früher ein Dorf, wurde 1072 von Robert von Friesland zum Flecken erhoben, 1372 mit Pallisaden u. 1445 von Philipp dem Guten von Burgund mit Mauern umgeben. 1583 befestigte der Prinz von Oranien O. regelmäßig u. der Herzog von Parma griff es vergebens an. Die Spanier unter Erzherzog Albert belagerten es drei Jahre lang, vom 5. Juli 1601 bis 4. Sept. 1604, wo es Spinola endlich mit Capitulation bekam. 1658 wollten die Franzosen O. überrumpeln, der Marschall d' Aumont wurde aber dabei gefangen. 1706 wurde es von den Alliirten belagert u. den 6. Juli erobert. 1718 wurde hier eine Ostindische Handelscompagnie gegründet u. 1729 von Karl VI. bestätigt, jedoch auf das Andringen der Engländer u. Holländer 29. Februar 1732 wieder aufgehoben. 1745 wurde O. von den Franzosen unter Löwendal drei Wochen lang beschossen u. zuletzt eingenommen. Im Aachener Frieden kam es wieder an die Österreicher. Joseph II. erklärte O. für einen Freihafen, wodurch seine Handelsthätigkeit sehr wuchs. Im Französischen Revolutionskrieg fiel O. durch die Schlacht von Fleurus mit dem[407] übrigen Belgien in die Hände der Franzosen, verlor aber seinen Handel, indem es die Engländer blockirten; durch den ersten Frieden von Paris 1814 kam es an die Niederlande u. durch die Belgische Revolution 1830 an Belgien. 1826 fand hier eine große Pulverexplosion statt. Hier im Oct. 1854 Conferenz u. Unterzeichnung des O-er Manifestes zwischen den amerikanischen Gesandten Buchanan (in London), Mason (in Madrid) u. Soulé (in Paris), in Betreff der Einverleibung Cubas (s.d., Gesch.) in die Nordamerikanische Union. Vgl. Verhaeghe, Das Seebad O., deutsch von Claaßen, Brüssel 1857. 3) Kanal von O., geht nach Brügge, 4 Meilen weit, mit 3 Nebenkanälen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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