Kampfspiele

Kampfspiele

Kampfspiele, in Griechenland Wettkämpfe, in denen körperliche Fertigkeit gezeigt u. dem Sieger Preise gereicht wurden. Solche Spiele kommen schon zu Homers Zeit vor, bes. bei Leichenfeierlichkeiten, z.B. bei der Bestattung des Patroklos. Damals kämpfte man in der Wettfahrt u. im Wettrennen mit Pferden, im Faustkampf, Ringen, Lauf, Speerwurf, Diskoswurf u. Bogenschuß. Während später in fast allen bedeutenderen Städten Griechenlands solche K. gefeiert wurden, bildeten sich zu regelmäßiger Feier seit dem 8. u. 6. Jahrh. v. Chr. bes. vier Nationalspiele (Hieroi Agones) aus; sie waren, nach dem Orte ihrer Feier genannt, die Olympischen (seit 776 v. Chr.), Pythischen (seit 590 v. Chr.), Isthmischen (seit 582 v. Chr.) u. Nemeischen (seit 568 v. Chr.). Ihr Zweck war Übung körperlicher Kräfte als Vorbereitung zum Kriege, kräftige Erregung des Ehr- u. Nationalgefühls, Begeisterung zu kriegerischem Muth, Liebe zu dem Vaterland (auf welches die Ehre des Siegers überging). Daher deren Besuch u. Theilnahme nur echten Hellenen, diese mochten in Griechenland selbst od. in den Colonien wohnen, gestattet war; Frauen durften, weil meist nackt gekämpft wurde, nicht zugegen sein; Ausländer wurden erst in der späteren Zeit, wo Griechenlands Größe im Sinken begriffen war, aufgenommen, u. zwar zuerst der König Philippus der Große von Macedonien u. die Römer nach der Vertreibung der Macedonier aus Griechenland. Die Zeit ihrer Feier war bestimmt; die Olympischen u. Pythischen alle 4, die Isthmischen u. Nemeischen alle 2 Jahre, u. nach ihnen wurden in Griechenland die Jahre bezeichnet, s.u. Jahrrechnung c). Die Kampfarten waren, mit Wegfall des Bogenschießens (was später für barbarisch galt), dieselben geblieben: Wettrennen (Dromos) zu Fuß, zu Wagen u. mit Pferden, Faustkampf (Pygme), Ringen (Pale, u. Faustkampf u. Ringen vereinigt Pankration), Springen (Halma), Scheibenwerfen (Diskos); später statt des Faustkampfes das Speerwerfen (Akoniismos), s.d. a. Die fünf Arten der Kämpfe zusammen hießen Pentathlon, welches zuweilen von Einigen (Pentathloi) ganz durchgekämpft wurde. Vgl. Philipp, De pentathlo, Berl. 1827. Nach der vorgeschriebenen u. streng gehaltenen Kampfordnung mußten die Kämpfer sich bei den, 10 Monate vorher erwählten Kampfrichtern (Brabeis, Brabental, in den Olympischen Spielen Hellanodikai) melden, sich als echt hellenischen Ursprungs ausweisen, keine entehrende Strafe erlitten haben u. beschwören, die nöthigen Vorübungen angestellt zu haben. Die Feier, wozu sich zahllose Zuschauer aus allen Landen u. Orten griechischer Zunge einfanden, begann mit Opfer u. Umzügen der Kämpfer. Beim Kampf selbst führten die Brabeuten den Vorsitz; die Kampfordner u. Kampfrichter[271] waren die Agonothetai, Anfangs zwei, zuletzt zehn an der Zahl; auf Ordnung unter den Kämpfenden, deren Folge durchs Loos bestimmt wurde, sahen die Alytai, deren oberster (Alytarches) den Rang nach den Kampfrichtern hatte. Nach Beendigung des Kampfes folgte die Vertheilung der Preise (Athla) an die Sieger (Hieronikai, u. der Sieger in allen vier Kampfspielen Periodonikes). Die Preise bestanden nach den verschiedenen Spielen in Oliven-, Lorbeer-, Fichten- u. Eppichkränzen u. in der Einzeichnung der Namen der Sieger in die öffentlichen Siegesverzeichnisse. In der späteren Zeit findet man auch als Siegespreise Geldsummen, z.B. für einen Sieger in den Olympischen Spielen 500 Drachmen, in den Isthmischen 100. Am Schluß der K. wurde ein feierlicher Umzug (Komos) gehalten, wobei den Sieger Freunde u. Bekannte begleiteten u. Sieges- (Epinikia) u. Loblieder (Enkomia) sangen. Dergleichen sind noch von Pindaros vorhanden. Die Feier wurde wieder mit einem Opfer geendigt, u. der Sieger widmete dagegen dem betreffenden Gotte als Dankgeschenk einen Dreifuß, eine Bildsäule u. dergl. Zu den K-n in Griechenland kamen später auch ästhetische Wettkämpfe, wobei Dichter, Redner, Geschichtsschreiber, Musiker, Künstler mit Vorträgen ihrer Geisteswerke u. ihren Kunstleistungen auftraten. Außer jenen allgemeinen Spielen hatten auch einzelne Städte ähnliche, nach jenen genannte, so Olympische in Athen, Antiochien, Olynthos etc., Pythische in Miletos, Sikyon, Megara etc., Isthmische in Syrakus etc. Ferner K., welche nach Göttern od. Personen genannt wurden, denen zu Ehren u. zum Gedächtniß man sie feierte, so Asklepische (dem Asklepios nach Genesung von einer schweren Krankheit), Demetrische, zum Gedächtniß des Demetrios etc. Die öffentlichen K. in Rom hatten keinen politischen u. keinen moralischen Zweck, sondern waren bloße Fechterspiele, s.u. Gladiatoren. Solche K. waren auch die, welche die Hebräer, seitdem sie mit Ägypten u. Syrien in Berührung traten, bes. die Herodianer, einführten. Vgl. Krause, Gymnastik u. Agonistik der Hellenen, Halle 1835; Jäger, Die Gymnastik der Hellenen, Eßl. 1850.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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